Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen
seinem Bericht zurück. »Zu diesem Zeitpunkt erlebten wir so etwas wie einen Zusammenbruch der Kommunikation.«
Hier kommt endlich die Nebelwand.
»Wie wir verstanden, war eine zweiköpfige Sicherheitspatrouille, die ausgeschickt war, um einen Offizier zu holen, der sich noch nicht zurückgemeldet hatte …«
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»Das wäre dann wohl Fähnrich Corbeau?«
»Ja, Corbeau. Wie wir es zu diesem Zeitpunkt verstanden, waren die Patrouille und der Fähnrich angegriffen, entwaffnet und von den Quaddies verhaftet worden. Wie später herauskam, war die wirkliche Geschichte komplizierter, aber davon musste ich ausgehen, als ich versuchte, alle unsere Leute von der Station Graf wegzuholen und bereit zu sein für alle Eventualitäten bis hin zur sofortigen Evakuierung aus dem Lokalraum.«
Miles beugte sich vor. »Haben Sie geglaubt, es seien irgendwelche beliebigen Quaddies, die Ihre Männer gefangen hatten, oder war Ihnen klar, dass es sich um Sicherheitsleute der Station Graf handelte?«
Um ein Haar hätte Vorpatril mit den Zähnen geknirscht.
Trotzdem antwortete er: »Ja, wir wussten, dass es ihr Sicherheitsdienst war.«
»Haben Sie Ihren Rechtsoffizier um Rat gebeten?«
»Nein.«
»Hat Fähnrich Deslaurier Ihnen seinen Rat angeboten?«
»Nein, Mylord«, flüsterte Deslaurier.
»Ich verstehe. Fahren Sie fort.«
»Ich habe Kapitän Brun befohlen, ein Kommando hinzuschicken, um inzwischen drei Leute aus einer Situation zu retten, die sich meiner Meinung nach gerade als lebensgefährlich für barrayaranisches Personal erwiesen hatte.«
»Vermutlich waren sie mit mehr als nur Betäubern bewaffnet?«
»Ich konnte von meinen Leuten nicht verlangen, gegen diese Scharen nur mit Betäubern vorzugehen, Mylord«, sagte Brun. »Da draußen ist eine Million dieser Mutanten!«
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Miles zog die Augenbrauen hoch. »Auf Station Graf?
Ich dachte, deren ständige Bevölkerung betrage etwa fünfzigtausend. Zivilisten.«
Brun machte eine Geste der Ungeduld. »Eine Million gegen zwölf, fünfzigtausend gegen zwölf – ist doch egal, unsere Leute brauchten Waffen, die Eindruck machten.
Mein Rettungskommando musste so schnell wie möglich hinein und wieder heraus, und dabei sollten die Männer es mit so wenig Widerspruch oder Widerstand zu tun haben wie möglich. Betäuber sind als Waffen zur Einschüchterung nutzlos.«
»Dieses Argument ist mir vertraut.« Miles lehnte sich zurück und strich sich über die Lippen. »Fahren Sie fort.«
»Meine Patrouille kam an dem Ort, wo unsere Männer festgehalten wurden …«
»Sicherheitsposten Nr. 3 der Station Graf, nicht wahr?«, warf Miles ein.
»Ja.«
»Sagen Sie mir – in der ganzen Zeit, seit die Flotte hier angekommen war, hatte da keiner Ihrer Männer, der Ausgang hatte, eine engere Berührung mit dem Sicherheitsdienst der Station? Keine Betrunkenen, keine Fälle von ungebührlichem Benehmen, keine Verletzungen der Sicherheitsvorschriften, nichts?«
Brun, der dreinblickte, als würden ihm die Worte mit einer Zahnarztzange aus der Nase gezogen, sagte: »Drei Männer wurden letzte Woche vom Sicherheitsdienst der Station Graf in Arrest genommen, weil sie in betrunkenem Zustand auf eine unsichere Art und Weise Wettrennen mit Schwebestühlen veranstalteten.«
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»Und was ist mit ihnen geschehen? Wie hat das der
Rechtsberater der Flotte gehandhabt?«
»Sie haben ein paar Stunden in der Arrestzelle zugebracht«, murmelte Fähnrich Deslaurier, »dann bin ich hingegangen und habe dafür gesorgt, dass ihre Geldstrafen gezahlt wurden, und ich versprach dem Richter der Station, dass sie für den Rest unseres Aufenthalts in ihren Quartieren bleiben müssten.«
»Also waren Sie alle zu diesem Zeitpunkt mit den Standardprozeduren für die Rückholung von Leuten aus Malheuren mit den Stationsbehörden vertraut?«
»Diesmal waren es ja keine Betrunkenen oder Randalierer. Das waren Männer unserer eigenen Sicherheitskräfte, die ihre Pflicht erfüllten«, sagte Vorpatril.
»Fahren Sie fort«, seufzte Miles. »Was ist mit Ihrer Patrouille geschehen?«
»Ich habe immer noch nicht ihren Bericht aus erster Hand, Mylord«, erwiderte Brun steif. »Die Quaddies haben nur einem einzigen unbewaffneten Sanitätsoffizier erlaubt, sie an ihrem derzeitigen Arrestort zu besuchen. Es gab Schusswechsel, sowohl von Betäubern wie auch von Plasmabögen, und zwar im Inneren von Sicherheitsposten Nr. 3.
Quaddies wimmelten dort herum, und unsere Männer wurden überwältigt und gefangen genommen.«
Zu
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