Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen
Widerstand gegen die Sicherheitskräfte bis zu Brandstiftung in einem bewohnten Gebiet. Es ist ein Wunder, dass niemand getötet wurde.«
»Das muss leider noch bewiesen werden«, konterte Miles sofort. »Ein gravierendes Problem besteht darin, dass von unserem Standpunkt aus gesehen die Folge der Ereignisse nicht mit der Verhaftung von Fähnrich Corbeau begann. Admiral Vorpatril hatte schon lange zuvor einen Mann als vermisst gemeldet – Leutnant Solian. Laut Ihren und unseren Zeugen wurde auf dem Boden einer Ladebucht von Station Graf Blut von ihm gefunden, und zwar eine solche Menge, dass sie einem Körperteil gleichkommt. Die militärische Loyalität läuft wohlgemerkt in zwei Richtungen – wir Barrayaraner lassen die Unseren nicht im Stich. Tot oder lebendig, wo ist der Rest von ihm?«
Venn knirschte fast mit den Zähnen. »Wir haben nach dem Mann gesucht. Er befindet sich nicht auf Station Graf.
Sein Körper befindet sich nicht im Raum in irgendeiner nachvollziehbaren Flugbahn von Station Graf aus. Wir ha65
ben es überprüft. Und wir haben es Vorpatril gesagt, mehrmals.«
»Wie schwer – oder leicht – ist es für einen Planetarier, im Quaddie-Raum zu verschwinden?«
»Vielleicht darf ich darauf antworten«, mischte sich Bel Bel Thorne geschmeidig ein, »da dieser Zwischenfall in die Zuständigkeit meiner Abteilung fällt.«
Greenlaw signalisierte mit einer ihrer unteren Hände Zustimmung, während sie sich zugleich mit einer oberen Hand den Nasenrücken rieb.
»Alles, was an und von Bord galaktischer Schiffe geht, ist hier unter voller Kontrolle, nicht nur von Station Graf aus, sondern auch von unseren anderen Depots für Nexushandel. Es ist, wenn auch nicht unmöglich, so doch zumindest schwierig, die Zoll-und Einreisebereiche zu passieren, ohne irgendeine Art Datenspur zu hinterlassen, die allgemeinen Vid-Monitore der Bereiche eingeschlossen. Ihr Leutnant Solian taucht in unseren Computer-oder Vid-Aufzeichnungen für jenen Tag nirgendwo auf.«
»Wirklich?« Miles schickte Bel Bel einen Blick, der sagte: Ist diese Geschichte wahr?
Bel antwortete mit einem kurzen Nicken: Ja. »Wirklich.
Nun, Reisen innerhalb des Systems werden viel weniger strikt kontrolliert. Es ist eher … möglich, für jemanden, unbemerkt von Station Graf zu einem anderen Habitat der Union auszureisen. Falls diese Person ein Quaddie ist. Jeder Planetarier würde in der Menge auffallen. In diesem Fall hat man das standardmäßige Verfahren für vermisste Personen durchgeführt, einschließlich der Benachrichtigung der Sicherheitsabteilungen anderer Habitats. Solian 66
ist einfach nicht gesehen worden, weder auf Station Graf noch auf anderen Habitats der Union.«
»Wie erklären Sie sich dann sein Blut in der Ladebucht?«
»Die Ladebucht befindet sich auf der Außenbordseite der Zutrittskontrollpunkte der Station. Meiner Meinung nach kam derjenige, der das angerichtet hat, von einem der Schiffe in diesem Dockund-Schleusen-Sektor und ist auch dorthin wieder zurückgekehrt.«
Miles nahm schweigend Bels Wortwahl zur Kenntnis:
derjenige, der das angerichtet hat, nicht derjenige, der Solian ermordete. Nun, Bel war damals ebenfalls bei einer gewissen spektakulären Notfall-Kryo-Vorbereitung dabei gewesen …
»Alle Schiffe dort gehörten zu dem Zeitpunkt zu Ihrer Flotte«, warf Venn gereizt ein. »Mit anderen Worten, Sie brachten Ihre eigenen Probleme mit sich. Wir hier sind ein friedliches Volk!«
Miles blickte Bel mit nachdenklich gerunzelter Stirn an und änderte seinen Angriffsplan. »Ist die fragliche Ladebucht sehr weit von hier entfernt?«
»Sie befindet sich auf der anderen Seite der Station«, erwiderte Watts.
»Ich glaube, ich würde sie und die damit verbundenen Bereiche gerne zuerst sehen, bevor ich Fähnrich Corbeau und die anderen Barrayaraner befrage. Vielleicht wäre Hafenmeister Thorne so gut, mich bei einem Rundgang durch die Anlage zu führen?«
Bel blickte zu Boss Watts und bekam von ihm ein zustimmendes Zeichen.
67
»Es wäre mir ein Vergnügen, Lord Vorkosigan«, sagte Bel.
»Als Nächstes vielleicht? Wir könnten in meinem Schiff um die Station herumfahren.«
»Das wäre sehr effizient, ja«, erwiderte Bel. Seine Augen leuchteten zustimmend auf. »Ich könnte Sie begleiten.«
»Danke.« Ein guter Trick.
So scharf Miles jetzt auch darauf war, von hier fortzukommen und Bel Bel privat auszuquetschen, so musste er sich doch durch weitere Formalitäten hindurchlächeln; dazu gehörte die
Weitere Kostenlose Bücher