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Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Titel: Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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sie sich selbst erschießen.«
    Dies war pure Angeberei – na ja, teilweise Angeberei –, aber das brauchte Venn ja nicht zu wissen. Bel verzog auch weiterhin irgendwie keine Miene, dank irgendwelcher Götter, die hier zugegen waren, allerdings konnte Miles förmlich das Lachen sehen, das Bel Bel hinunterwürgte … Dass dir nicht die Trommelfelle platzen, Bel. Die weißen Augenbrauen der Eichmeisterin brauchten einen Moment, um sich wieder zu glätten.
    »Nichtsdestoweniger«, fuhr Miles fort, »während es
    nicht schwer ist, eine Gruppe von Leuten ausreichend zu erregen, damit sie auf irgendetwas schießen, ist doch ein Zweck der militärischen Disziplin sicherzustellen, dass sie auch auf Befehl aufhören zu schießen. Jetzt ist nicht die Zeit fürs Schießen, sondern fürs Sprechen – und fürs Zuhören. Ich höre zu.« Er legte die Finger vor sich an den Spitzen zusammen, als säße er an einem Tisch. »Wie stellte sich von Ihrem Standpunkt aus gesehen die Folge der Ereignisse dar, die zu diesem unglücklichen Vorfall führten?«
    Greenlaw und Venn begannen gleichzeitig zu sprechen; 62
    doch die Quaddie-Frau machte alsbald mit einer ihrer oberen Hände eine einladende Geste in Richtung des Sicherheitsoffiziers.
    Venn nickte und fuhr fort: »Es begann, als bei meiner Abteilung ein Notruf einging, wir sollten zwei von Ihren Leuten verhaften, die eine Quaddie-Frau angegriffen hatten.«
    Damit erschien sozusagen eine neue Darstellerin auf der Bühne. Miles bewahrte einen neutralen Ausdruck. »Angegriffen in welchem Sinn?«
    »Sind in ihre Wohnung eingebrochen, rempelten sie an, warfen sie herum, brachen ihr einen Arm. Offensichtlich hatte man sie geschickt, um einen bestimmten barrayaranischen Offizier zu suchen, der sich nicht zum Dienst zurückgemeldet hatte …«
    »Aha. Handelt es sich dabei zufällig um Fähnrich Corbeau?«
    »Jawohl.«
    »Und er befand sich in der Wohnung der Frau?«
    »Ja.«
    »Auf ihre Einladung hin?«
    »Ja.« Venn verzog das Gesicht. »Sie hatten sich anscheinend, hm, angefreundet. Granat Fünf ist Primaballerina im Minchenko-Gedächtnisensemble, das Live-Vorführungen im schwerelosen Balletttanz für Bewohner der Station und für planetarische Besucher gibt.« Venn holte Luft. »Es ist nicht völlig klar, wer zu wessen Verteidigung eilte, als die barrayaranische Patrouille kam, um ihren säumigen Offizier zu holen, aber das Ganze entwickelte sich zu einer lärmenden Schlägerei. Wir verhafteten sämt63
    liche Planetarier und brachten sie zum Sicherheitsposten 3, um alles zu klären.«
    »Übrigens«, warf Eichmeisterin Greenlaw ein, »Ihr
    Fähnrich Corbeau hat kürzlich um politisches Asyl in der Union ersucht.«
    Das war ebenfalls neu. »Was heißt kürzlich?«
    »Heute Morgen. Als er erfuhr, dass Sie kommen würden.«
    Miles zögerte. Er konnte sich ein Dutzend Szenarios vorstellen, die das erklären würden, und die vom Düsteren bis zum Närrischen reichten; er konnte leider nicht verhindern, dass seine Gedanken zum Düsteren hüpften. »Steht zu erwarten, dass Sie ihm Asyl gewähren?«, fragte er schließlich.
    Greenlaw blickte zu Boss Watts. Der machte eine kleine unverbindliche Geste mit einer unteren Hand und sagte:
    »Meine Abteilung berät noch darüber.«
    »Wenn ihr meinen Rat haben wollt, dann lasst ihn auflaufen«, knurrte Venn. »Wir brauchen solche Leute hier nicht.«
    »Ich würde gern bei frühest möglicher Gelegenheit mit Fähnrich Corbeau sprechen«, sagte Miles.
    »Nun, offensichtlich will er nicht mit Ihnen sprechen«, erwiderte Venn.
    »Trotzdem. Ich betrachte Beobachtungen aus erster Hand und Aussagen von Augenzeugen als wesentlich für mein korrektes Verständnis dieser komplexen Ereigniskette. Ich werde auch mit den anderen barrayaranischen …«, er
    schluckte das Wort Geiseln hinunter und fuhr fort: »… Verhafteten sprechen müssen, und zwar aus demselben Grund.«

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    »Die Sache ist gar nicht so komplex«, sagte Venn. »Ein Haufen bewaffneter Schläger kam zu meiner Station, griff sie an, verletzte Anstand und Sitten, betäubte Dutzende unschuldiger Passanten und eine Anzahl von Sicherheitsoffizieren der Station, die versuchten, ihren Dienst auszu
    üben, dann versuchten sie etwas durchzuführen, was man nur als einen Ausbruch aus einem Gefängnis bezeichnen kann, und verwüsteten fremdes Eigentum. Die Beschuldigungen, die gegen sie wegen ihrer – auf Vid dokumentierten! – Verbrechen erhoben werden, reichen vom Abfeuern illegaler Waffen über

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