Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen
offizielle Präsentation der Liste der Beschuldigungen, Kosten, Gebühren und Strafgebühren, die Vorpatrils Einsatzkommando angehäuft hatte. Er fing die Datendiskette, die Boss Watts ihm zuwarf, wie beiläufig auf und sagte: »Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich diese Beschuldigungen damit nicht akzeptiere. Ich werde sie jedoch zum frühest möglichen Zeitpunkt eingehend überprüfen.«
Mit ernsten Gesichtern nahmen die Quaddies diese Erklärung zur Kenntnis. Die Körpersprache der Quaddies war eine Wissenschaft für sich. Mit den Händen zu reden bot hier so viele weitere Möglichkeiten. Greenlaws Hände waren sehr beherrscht, sowohl die oberen wie auch die unteren. Venn ballte seine unteren sehr oft zu Fäusten, aber schließlich hatte er auch mitgeholfen, seine verbrannten Kameraden nach dem Feuer hinauszutragen.
Die Konferenz kam zu einem Ende, ohne etwas zu erreichen, das wie ein Schluss aussah, was Miles als einen kleinen Sieg für seine Seite verzeichnete. Er kam davon, ohne 68
sich oder Gregor einstweilen sonderlich festzulegen. Er sah noch keinen Weg, wie er dieses nicht sehr viel versprechende Gewirr in seine Richtung drehen konnte. Er brauchte mehr Daten, unterschwellige Wahrnehmungen, Leute, einen Handgriff oder Hebel, den er bis jetzt noch nicht entdeckt hatte. Ich muss mit Bel Bel reden.
Dieser Wunsch zumindest schien in Erfüllung zu gehen.
Auf Greenlaws Wort hin wurde das Treffen aufgehoben und die Ehrengarde eskortierte die Barrayaraner wieder durch die Korridore zu der Bucht, wo die Turmfalke wartete.
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An der Schleuse der Turmfalke nahm Boss Watts Bel Bel beiseite und verwickelte ihn in ein geflüstertes Gespräch, bei dem er einige Male besorgt die Hand schwenkte. Bel Bel schüttelte den Kopf, machte Gesten, die Beruhigen Sie sich! bedeuteten, und wandte sich schließlich um und folgte Miles, Ekaterin und Roic durch die Verbindungsröhre in das winzige und nun überfüllte Personenlukendeck der Turmfalke. Roic stolperte; er blickte ein wenig schwindelig drein und musste sich wieder an das Schwerkraftfeld anpassen, fand aber schnell wieder sein Gleichgewicht. Mit wachsam gerunzelter Stirn blickte er auf den betanischen Hermaphroditen in der Quaddie-Uniform. Ekaterin warf Bel einen verstohlen neugierigen Blick zu.
»Um was ging es dabei?«, fragte Miles Bel, als sich die Tür der Luftschleuse schloss.
»Watts wollte, dass ich ein bis drei Leibwächter mitnehme. Um mich vor den brutalen Barrayaranern zu schützen. Ich sagte ihm, an Bord sei nicht genug Platz, und au
ßerdem seiest du ein Diplomat – kein Soldat.« Bel legte den Kopf zur Seite und schaute Miles mit einem nicht zu enträtselnden Blick an. »Stimmt das?«
»Es stimmt jetzt. Äh …«Miles wandte sich Leutnant
Smolyani zu. der die Lukensteuerung bediente. »Leutnant, wir werden jetzt die Turmfalke auf die andere Seite der Station Graf zu einer anderen Andockbühne manövrieren. Die Flugkontrolle der Quaddies wird Sie leiten. Fliegen Sie so langsam, wie Sie können, ohne dass es einem komisch vorkommt. Unternehmen Sie zwei oder drei Versuche beim 70
Ausrichten nach den Andockklampen oder etwas in der Art.«
»Mylord!«, bemerkte Smolyani empört. Die Schnellkurierpiloten des KBS machten eine Religion daraus, schnell und eng zu manövrieren und flink und perfekt anzudocken. »Vor all diesen Leuten?«
»Na ja, machen Sie es, wie immer Sie wollen, aber
schinden Sie mir etwas Zeit heraus. Ich muss mit diesem Herrn sprechen. Los, los.« Er winkte Smolyani hinaus.
Dann holte er Luft und fügte an Roic und Ekaterin gerichtet hinzu: »Wir übernehmen die Offiziersmesse. Entschuldigt uns bitte.« So schickte er sie und Roic in ihre engen Kabinen, wo sie warten sollten. Um sich kurz bei ihr zu entschuldigen, nahm er Ekaterins Hand. Er wagte nicht mehr zu sagen, solange er Bel nicht unter vier Augen ausgehorcht hatte. Es gab Sicherheitsaspekte, politische Aspekte, persönliche Aspekte – wie viele Gesichtspunkte konnten auf einem Stecknadelkopf tanzen? – und, als die erste Erregung, dieses vertraute Gesicht lebendig und wohlbehalten zu sehen, nachließ, die nagende Erinnerung, dass der Zweck ihrer letzten Begegnung gewesen war, Bel seines Kommandos zu entkleiden und ihn wegen seiner unglücklichen Rolle bei dem blutigen Debakel auf Jackson’s Whole aus der Söldnerflotte zu entlassen. Er wollte Bel vertrauen. Konnte er es wagen?
Roic war zu gut trainiert, um laut zu fragen: Sind Sie sich sicher. Mylord, dass Sie mich
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