Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen
gegenüberlagen, enthielten die Necklin-Stäbe des Schiffs, die das Feld erzeugten, das die Idris durch die Wurmloch-Sprungpunkte zog. Die Motoren für normalen Raum hinten, die Massenschildgeneratoren vorne. Das Schiff konnte um seine Mittelachse rotieren, um jeden der äußeren Zylinder an die stationsseitige Frachtschleuse anzulegen, damit Container automatisch geladen oder entladen oder empfindlichere Güter von Hand verladen werden konnten.
Die Konstruktion des Raumschiffs entbehrte nicht einer zusätzlichen Sicherheit, denn im Falle eines Druckabfalls in einem oder mehreren der Zylinder konnte jeder der anderen als Zuflucht dienen, während Reparaturen durchgeführt wurden oder eine Evakuierung vonstatten ging.
Während sie nun in einem dieser Frachtzylinder unterwegs waren, blickte Miles den mittleren Zugangskorridor hinauf und hinab, der sich in Dunkelheit verlief. Durch eine weitere Schleuse gelangten sie in einen kleinen Vorraum im vorderen Abschnitt des Schiffs. In einer Richtung 187
lagen Luxuskabinen für Passagiere, in der anderen Mannschaftskabinen und Büros. Liftröhren und zwei Treppen führten zu der Ebene empor, die der Schiffsmesse, der Krankenstation und den Erholungseinrichtungen gewidmet waren, und hinunter zu den Lebenserhaltungssystemen, der Technik und anderen funktionellen Bereichen.
Roic blickte auf seine Notizen und nickte in Richtung des Korridors. »Hier geht es zu Solians Sicherheitsbüro, Mylord.«
»Ich begleite Bürger Dubauer zu seiner Fracht«, sagte Bel, »und komme dann nach.« Dubauer deutete eine Verbeugung an, und die beiden Hermaphroditen gingen weiter in die Schleuse, die zu einer der äußeren Frachtbereiche führte.
Roic zählte nach einem zweiten verbindenden Vorraum die Türen und tippte schließlich an einer Schlosstastatur in der Nähe des Hecks einen Code ein. Die Tür öffnete sich, Licht schaltete sich ein und beleuchtete eine winzige, spartanische Kammer, die kaum mehr enthielt als ein Computer-Interface, zwei Stühle und ein paar abschließbare Wandschränke. Miles aktivierte das Interface, während Roic schnell eine Inventur der Inhalte der Schränke vornahm. Alle vom KBS ausgegebenen Waffen und ihre Power-Patronen waren vorhanden, die gesamte Sicherheitsausrüstung sauber verpackt am vorgeschriebenen Ort. Im Büro gab es keine persönlichen Habseligkeiten, keine Vid-Displays eines Mädchens aus der Heimat, keine viel sagenden – oder politischen – Witze oder aufmunternde Slogans an den Innenseiten der Schranktüren. Aber Bruns Ermittler waren schon einmal hier gewesen, nachdem Solian 188
verschwunden war, doch bevor das Schiff von den Quaddies nach dem Zusammenstoß mit den Barrayaranern evakuiert worden war. Miles nahm sich vor, Brun und gegebenenfalls auch Venn zu fragen, ob etwas entfernt worden war.
Roics Mastercodes riefen prompt alle Aufzeichnungen und Logbücher von Solian auf. Miles begann mit Solians letzter Schicht. Die täglichen Berichte des Leutnants waren lakonisch, eintönig und enttäuschend frei von Anmerkungen über potenzielle Attentäter. Miles fragte sich, ob er der Stimme eines Toten lauschte. Von Rechts wegen hätte ihn ein psychischer Schauer überkommen sollen. Die unheimliche Stille des Schiffes förderte die Einbildung.
Während das Schiff angedockt lag. machte sein Sicherheitssystem durchgehende Vid-Aufzeichnungen von allem und jedem, was durch eine aktivierte Schleuse an Bord kam oder von Bord ging; diese Maßnahme diente der Vorbeugung von Diebstahl und Sabotage. Das Kommen und Gehen der ganzen zehn Tage vor der Beschlagnahmung
des Schiffes durchzuschauen, würde – selbst im Schnelldurchgang – eine zeitraubende Arbeit darstellen. Man würde auch die entmutigende Möglichkeit untersuchen müssen, dass Aufzeichnungen verändert oder gelöscht worden waren; Brun hatte ja Solian in Verdacht, dass er dies getan habe, um seine Fahnenflucht zu vertuschen.
Miles machte sich Kopien von allem, was entfernt relevant erschien, um es später zu prüfen, dann statteten er und Roic zusätzlich Solians Kabine einen Besuch ab, die nur ein paar Meter weiter am selben Korridor lag. Sie war ebenfalls klein, einfach und kahl. Man wusste nicht, wel189
che persönlichen Gegenstände Solian vielleicht in die fehlende Reisetasche gepackt hatte, aber augenscheinlich war nicht mehr viel übrig. Das Schiff hatte Komarr vor sechs Wochen verlassen. Und unterwegs an einem halben Dutzend Raumhäfen angelegt. Wenn ein Schiff angedockt lag,
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