Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen
ignorierte ihren ungehaltenen Zwischenruf und fuhr geschmeidig fort, »und ich sehe nicht, warum Sie dahinter stecken sollten, trotz der viel sagenden 177
Umstände. Willkürliche Gewalt scheint mir nicht zum üblichen Quaddie-Stil zu gehören.«
»Ganz gewiss nicht!«
»Nun, wenn es sich nicht um willkürliche Gewalt handelt, dann muss es eine Verbindung geben. Das zentrale Rätsel dieses ganzen Wirrwarrs bleibt das bisher vernachlässigte Verschwinden von Leutnant Solian.«
»Das ist nicht vernachlässigt worden …«
»Ich widerspreche. Die Antwort darauf hätte man schon vor Tagen zusammenbringen können – sollen! –, nur
scheint hier eine künstliche Trennung von Lasche A und Schlitz B auf zwei verschiedene Seiten vorzuliegen, sodass man nicht zusammenbekommt, was zusammengehört.
Wenn die Verfolgung des Quaddie, der mich angegriffen hat. eine Aufgabe der Union ist«, er hielt inne und hob die Augenbrauen; sie nickte grimmig, »dann ist die Verfolgung Solians gewiss meine Aufgabe. Es ist der eine Faden, den ich in der Hand habe, und ich habe vor. ihm nachzugehen.
Und wenn die beiden Ermittlungsstränge sich nicht irgendwo in der Mitte treffen, dann fresse ich mein Auditorensiegel.«
Greenlaw blinzelte. Diese Wendung des Gesprächs
schien sie ein bisschen zu überraschen. »Möglicherweise
…«
»Gut. Dann wünsche ich völligen und ungehinderten
Zugang für mich, meinen Assistenten Gefolgsmann Roic und jede andere Person, die ich benennen werde, zu allen Bereichen und Aufzeichnungen, die für diese Suche von Belang sind. Beginnend mit der Idris, und zwar sofort!«
»Wir können nicht Planetariern erlauben, sich nach Be178
lieben in Sicherheitsbereichen der Station umherzubewegen, die …«
»Madame Eichmeisterin, Sie sind hier, um die Interessen der Union zu fördern und zu schützen, wie ich hier bin, um die Interessen Barrayars zu fördern und zu schützen. Doch wenn es in diesem Durcheinander irgendetwas gibt, das entweder für den Quaddie-Raum oder für das Kaiserreich gut ist, so ist dies für mich nicht erkennbar! Oder etwa für Sie?«
»Nein, aber …«
»Dann stimmen Sie mir zu, je früher wir zur Mitte der Sache vorstoßen, umso besser.«
Sie legte ihre oberen Hände an den Fingerspitzen zusammen und betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. Bevor sie weitere Einwände anbringen konnte, betrat Bel den Raum. Er schien endlich Venn und den Medien entkommen zu sein. Nicol begleitete ihn in ihrem Schweber.
Greenlaws Miene hellte sich auf. und sie bemächtigte sich des einzigen für die Quaddies im Chaos dieses Morgens günstigen Punktes. »Hafenmeister Thorne. Willkommen! Ich habe gehört, dass die Union Ihnen viel Dank schuldet für Ihren Mut und Ihr schnelles Denken.«
Bel blickte auf Miles – etwas trocken, wie Miles dachte
– und salutierte vor Greenlaw zurückhaltend. »Das war Routine, Madame.«
Miles musste daran denken, dass dies vor langer Zeit einmal wirklich gestimmt haben mochte.
Greenlaw schüttelte den Kopf. »Ich hoffe doch, nicht auf Station Graf. Hafenmeister!«
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»Nun, ich jedenfalls danke Hafenmeister Thorne!«, erklärte Ekaterin mit Wärme in der Stimme.
Nicol nahm verstohlen Bels Hand und warf ihm unter ihren dunklen Wimpern hervor einen Blick zu, der einen heißblütigen Söldner jeglichen Geschlechts veranlasst hätte, mit Freuden alle Medaillen, Ehrenbänder und Kampfprämien dagegen einzutauschen und die langweiligen Ansprachen des Oberkommandos noch gratis hinterher zu werfen. Jetzt schien sich Bel allmählich mit der Tatsache zu versöhnen, dass er dran und drauf war, zum Helden der Stunde erklärt zu werden.
»Sicherlich«, stimmte Miles seiner Frau zu. »Zu sagen, ich sei erfreut über Hafenmeister Thornes Dienste als Verbindungsmann, ist eine gewaltige Untertreibung. Ich würde es als einen persönlichen Gefallen betrachten, wenn der Herm für die Dauer meines Aufenthalts weiter diese Aufgabe übernehmen dürfte.«
Greenlaw fing Bels Blick auf, dann nickte sie Miles zu.
»Gewiss doch, Lord Auditor.« Sie war erleichtert, schloss Miles, dass sie ihm etwas geben konnte, was sie kein neues Zugeständnis kostete. Ein leichtes Lächeln erschien auf ihren Lippen – ein seltenes Ereignis. »Überdies gewähre ich Ihnen und den von Ihnen benannten Assistenten Zugang zu den Aufzeichnungen und Sicherheitszonen von Station Graf – unter der direkten Aufsicht des Hafenmeisters.«
Miles tat so, als müsste er diesen Kompromiss überdenken, und
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