Vorsätzlich verliebt
Ihnen. Ted Marshall-Hicks.« Der Ton war herzlich, der Händedruck fest. Eddies Vater hatte einen ausgeprägten Oberschichten-Akzent und einen beeindruckenden Schnauzer. »Wir haben eben alles über Sie gehört! Es war Ihre Tochter, die meinem Sohn das Veilchen verpasst hat, nicht wahr?«
Max nickte zustimmend. »Ja, das ist mein Mädchen.«
»Gut für die Kleine, oder nicht? Schadet einem Jungen nie, wenn er von einer Angehörigen des anderen Geschlechts eine Lektion erteilt bekommt.« Er nahm Max den Nike-Rucksack ab und fuhr fröhlich fort: »Jedenfalls ist das jetzt alles Geschichte. Klingt, als ob mein Sohn seine Irrtümer eingesehen hätte. Gehört alles zum Erwachsenwerden, nicht wahr?«
»Ganz bestimmt«, pflichtete Max ihm bei.
»Guter Mann. Und falls Sie sich fragen, ob er seine früheren Ansichten von mir hat, o nein.« Ted Marshall-Hicks schüttelte den Kopf wie ein Grizzly und senkte dann seine Stimme. »Habe jetzt natürlich Frau und Kinder, aber damals in meinen Internatstagen, nur wir Jungs, da haben wir gerne rumexperimentiert! Viel Spaß nach Zapfenstreich, wenn Sie wissen, was ich meine! Die guten alten Tage! Na, wir müssen jetzt nach Hause. War schön, Sie kennenzulernen.« Er schüttelte Max erneut mit strammer Begeisterung die Hand, dann drehte er sich um und schlenderte zurück zu seinem Wagen.
Vom Rücksitz winkte Eddie ihm zu.
Max hob automatisch die Hand, als der Mercedes die Auffahrt hinunterfuhr.
So, so. Max lächelte, als er zum Bus zurückging. Verkehrte Welt. In seiner eigenen Schulzeit hatten sich seine Experimente alle um Mädchen gedreht.
46. Kapitel
In dem Augenblick, als Tilly Max am Mittwochmorgen sah, wusste sie, was los war.
In aller Regel stand er widerlich früh auf, duschte und war dann, tadellos gekleidet, bereit für sein Tagewerk. Doch an diesem Morgen kam er in seinem Morgenmantel die Treppe herunter und sah aus, als ob er eine Woche lang durchgefeiert hätte.
Obwohl, um ehrlich zu sein … in solch einem Fall würde sie es wohl etwas anders formulieren.
»Ich möchte Ihnen jetzt nicht sagen, ich hab es Ihnen gleich gesagt«, log Tilly.
Er schlurfte zum nächstbesten Stuhl und setzte sich stöhnend. »Aber Sie werden es dennoch tun.«
»Selbst schuld! Ich kann nicht glauben, dass Sie wirklich dachten, es würde schon alles gutgehen!« Tilly wurde weich. »O Gott, Sie sehen schrecklich aus. Ist es wirklich so schlimm?«
Max nickte. Seine Haut war grün und fahl. »Ich werde diese verdammten Imbisstypen verklagen.«
»Das können Sie nicht tun. Es ist nicht deren Schuld, dass Sie das Essen die ganze Nacht einfach stehenließen und es dann am nächsten Morgen gegessen haben.«
»Ich ertrage es nicht, wenn Essen verschwendet wird. Und es schmeckte normal.« Er seufzte schwer und fasste sich an den Bauch. »Gott, meine Muskeln schmerzen. Wissen Sie, wie oft ich mich übergeben habe?«
»Ich will es gar nicht wissen, danke. Ich frage mich nur, wie wir den heutigen Tag überstehen sollen. Ich kann Jamie und Tandy nicht allein verarzten.«
»Ich weiß, ich weiß. Sie fahren Lou zur Schule, und ich lasse mir etwas einfallen.«
Max langte über den Küchentisch nach seinem Handy und stand stöhnend auf.
Wie aufs Stichwort platzte Lou in die Küche und zuckte bei seinem Anblick zusammen. »He, Dad, du bist ja ganz grün!«
»Ich liebe dich auch.«
»Liegt es am Szechuan-Hühnchen?«
Max nickte. »Möglich.«
»O Daddy, du Armer! Aber wir haben gleich gesagt, dass dir davon schlecht werden wird.«
»Ja, danke für den Hinweis. Danke noch mal.«
»Und du hast gesagt, es wäre alles in Ordnung. Das heißt, dass wir recht hatten«, beharrte Lou. »Und du hattest unrecht.«
»Weißt du, was?« Max zielte schwach nach ihr und verfehlte sie. »Ich kann dich immer noch zur Adoption freigeben.«
Als Tilly wieder zu Hause ankam, nachdem sie Lou in der Schule abgesetzt hatte, hatte Max alle nötigen Vorkehrungen getroffen.
»Der Terminplan ist zu eng, darum kann nichts gestrichen werden. Ich habe Jack angerufen. Er ist auf dem Weg hierher.«
Genau das, was sie brauchte. Jetzt war Max nicht der Einzige, der sich elend fühlte. Aber unter diesen Umständen hatte sie keine Wahl.
Zehn Minuten später traf Jack ein. Max öffnete seine Arbeitsmappe und ging die Liste an Tätigkeiten durch, die unbedingt noch erledigt werden mussten.
»Kein Problem, wir kümmern uns darum.« Jack sah sich den detaillierten Plan an und schob sich dann die Mappe unter den
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