Vorsätzlich verliebt
einmal auf der Website nachsehen. Vielleicht musste jemand absagen, und es sind noch Karten übrig.«
»Wie
lieb
von dir, daran zu denken.« Tilly zog an einer Haarsträhne. »Glücklicherweise habe ich schon daran gedacht und bereits eine perfekte Ausrede vorbereitet. Einer muss zu Hause bleiben und sich um Betty kümmern.«
»Also wirklich«, beschwerte sich Max, der in diesem Moment von einem Treffen mit einem Kunden in Bristol zurückkam. »Man könnte meinen, ich drohe dir mit einer Nacht in einer Folterkammer, in der dir die Rippen ohne Narkose gebrochen werden.«
»Wenn ich versuche, im Theater zu schlafen, wird er mich bestimmt aufwecken.« Lou zog eine Schnute und klopfte gleich darauf auf ihren Schoß, als Betty hinter Max ins Wohnzimmer getrottet kam. »Komm her, Betty. Wie würde es dir gefallen, heute Abend mit Dad ins Theater zu gehen?«
Betty sprang auf ihren Schoß und leckte ihr das Gesicht.
»Das ist ein Ja! Braves Mädchen, Betty! Du kannst meine Karte haben.«
»Ich lebe mit einem undankbaren Haufen zusammen. Also gut, ich gehe jetzt duschen. Wir fahren um sechs los.« Max warf sein Jackett ab. »Übrigens hat Jack mich vorhin angerufen. Sie haben gestern Abend Ihren Pashminaschal im Taxi liegen lassen. Er hat ihn mit zu sich genommen.«
»Prima.« Tilly atmete erleichtert auf. »Ich dachte schon, ich hätte ihn verloren.«
»Er meinte, dass er ihn beim nächsten Besuch mitbringt. Oder Sie können ihn anrufen und den Schal abholen.«
»Was machen Sie heute Abend, wenn wir weg sind?«, wollte Lou wissen.
»Ich werde ein ausgedehntes Bad nehmen. Mir etwas vom Chinesen holen. Drei Folgen von
Ugly Betty
anschauen. Nein, du bist nicht gemeint«, rief Tilly, als Betty sich auf Lous Schoß aufsetzte und ihr einen verletzten Blick zuwarf. »Du bist nicht hässlich, Süße. Du bist wunderschön. Und dann gönne ich mir noch einen Walnusssahnecappuccino von Marks and Spencer.«
»Sie Glückliche«, seufzte Lou.
Tilly meinte süffisant: »Ich weiß. Weit und breit keine unkomische Shakespearekomödie in Sicht.«
»Noch mehr Sarkasmus von Ihren zarten Lippen«, warnte Max, »und ich esse Ihnen die Walnusssahne vor der Nase weg.«
Lou drehte sich um und sah Tilly stumm an.
Tilly drückte mitfühlend ihre Schulter. »Siehst du? Immer noch nicht komisch.«
Kurz nach sechs fuhren sie in Richtung Stratford davon. Tilly prüfte zweimal, ob ihre Walnusssahne auch wirklich sicher im Kühlschrank verstaut war, dann begab sie sich mit Betty auf einen langen Spaziergang in die Wälder. Als sie nach Hause kamen, ließ Betty sich gemütlich in ihrem Korb nieder, und Tilly stieg in die Wanne. Schlag acht Uhr steckte sie in ihrem grauen Velourstrainingsanzug.
»Betty? Kommst du mit?« Tilly klapperte lockend mit den Autoschlüsseln, aber Betty öffnete im Zeitlupentempo ein Auge, nur um es gleich wieder zu schließen. »Na gut, wie du willst. Es dauert auch nicht lange.«
Auf ihrem Weg zu dem einzigen chinesischen Restaurant in Roxborough kam Tilly der Gedanke, dass sie auch gleich ihren Pashmina abholen konnte, da sie ja praktisch an Jacks Haus vorbeikam. Dagegen sprach, dass sie ihren bequemen Velourstrainingsanzug trug und ungeschminkt war. Dafür sprach, dass sie sich nicht extra aufgebrezelt hatte und er das merken würde. Wenn er überhaupt zu Hause war. Schließlich war Freitagabend; höchstwahrscheinlich war er ausgegangen.
Aber er schien dann doch nicht ausgegangen zu sein. Als sie vor der Pforte vorfuhr, parkte sein Wagen in der Auffahrt, und im Haus brannten mehrere Lichter. Das Alternativszenario war natürlich, dass er Gesellschaft hatte.
Tilly zögerte, dann schaltete sie den Motor aus und stieg aus dem Wagen. Sie würde nur kurz an die Tür klopfen und um ihren Schal bitten. Wie lange konnte das schon dauern? Höchstens dreißig Sekunden. Wer immer mit Jack im Haus war, würde denken, dass nur ein unerwünschter Zeuge Jehovas geklingelt hatte.
»Hallo, kommen Sie rein. Schnell.« Jack öffnete die Tür und trat zur Seite. Er trug einen blauen Pulli, dessen Ärmel hochgekrempelt waren, und dazu ziemlich ausgewaschene Jeans.
Tilly zögerte. »Ich wollte nur meinen …«
»Ich weiß, ich weiß, aber meine Soße brennt an, wenn ich nicht sofort zu ihr eile. Es ist ein alles entscheidender Augenblick.«
Tilly folgte ihm in die Küche. Es gab nicht den geringsten Grund, beeindruckt zu sein, nur weil ein Mann sich ein ordentliches Essen kochte, anstatt Löcher in Zellophan zu bohren,
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