Vorsätzlich verliebt
ihr Handy heraus und wählte Max’ Nummer.
Sein Handy war ausgeschaltet. Typisch Max.
Wo war er?
Als Nächstes versuchte sie, Lou anzurufen. O ja, es klingelte. Gott sei Dank.
Mist, sie konnte hören, wie auf der anderen Seite der Tür ein Klingelton ertönte. Kaye öffnete den Briefschlitz, und ihr sank der Mut, als sie den kessen Klingelton erkannte. Lou selbst war nicht zu Hause, wohl aber ihr Handy.
Das lief nicht gut für sie, vor allem nicht angesichts der Tatsache, dass Kayes Hintern allmählich taub wurde, ihre Finger eisig waren und ihre Nase zu laufen anfing.
Kaye McKenna, die berüchtigte Hollywoodschauspielerin, unfreiwilliger Star von Jay Lenos
Tonight Show
, kauerte mit laufender Nase auf einer dunklen Steintreppe. Glamouröser konnte es nicht werden.
Also gut, wie wäre es, wenn sie hinter dem Haus eine Scheibe einschlug und hineinkletterte? Aber Max würde den Alarm eingestellt haben, und sie war nicht sicher, ob sie sich an den Code erinnerte. Außerdem war der Code mittlerweile vermutlich geändert worden. Wenn sie den Alarm auslöste und wegen Einbruchs verhaftet würde, wäre das der letzte Nagel zu ihrem Sarg.
So viel zur glücklichen Heimkehr.
Also gut, nachdenken. Welche Optionen hatte sie? Hierbleiben und hoffen, dass jemand heimkam, bevor sie an Unterkühlung starb? Oder die Koffer hier stehen lassen und nach Roxborough laufen?
Tja, im Pub würde ganz sicher irgendjemand sein, den sie kannte.
Wie war es nur dazu gekommen? Tilly staunte darüber, was ein vergessener Pashmina alles bewirken konnte. Es war halb zehn, sie hatten Jacks Pasta aufgegessen, und jetzt saß sie hier auf dem Sofa und sah sich ein Foto von Rose Symonds an.
Und sie hatte nicht einmal durchs Haus schleichen und heimlich Schubladen durchwühlen müssen, um an die Fotos zu kommen. Dieses Mal hatte Jack von sich aus gesagt: »Sind Sie immer noch neugierig, wie Rose ausgesehen hat?«
Einfach so. Und als sie genickt hatte, hatte er amüsiert gemeint: »Sie hätten Max fragen können. Er hat Fotos von ihr. Ist Ihnen dieser Gedanke nie gekommen?«
Ehrlich, hielt er sie für beschränkt?
»Dieser Gedanke ist mir durchaus gekommen. Aber ich habe mich dagegen entschieden.« Weil Max der Versuchung nicht hätte widerstehen können, es Jack zu erzählen.
Daraufhin war Jack aus dem Wohnzimmer gegangen und wenige Minuten später mit dem Foto zurückgekehrt.
Nun saß er neben ihr auf dem Sofa und beobachtete sie. »Ich muss schon sagen, das mache ich normalerweise nicht. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, wenn Sie beide sich begegnet wären, hätten Sie sich wirklich gemocht. Sie hätten sich gut verstanden.«
Tilly nahm jedes Detail in sich auf. Max hatte nicht übertrieben, als er von Rose schwärmte. Sie hatte kastanienbraune Augen und langes, herrlich glänzendes, dunkles Haar. Auf dem Foto trug sie ein T-Shirt von
Comic Relief
, schlammige Jeans und Gummistiefel sowie große, silberne Kreolen in den Ohren. Sie stand mitten in einem Baugelände, wie es schien, und lachte in die Kamera. Liebe strahlte aus ihren Augen. Tilly begriff, ohne dass sie fragen musste, dass Jack dieses Foto geschossen hatte.
»Ich glaube auch, dass wir uns gut verstanden hätten. Sie scheint … unglaublich nett.«
»Das war sie.« Jack nickte. Sein Gesichtsausdruck war beherrscht und gab nichts preis.
»Und Sie haben sie offenbar an die schönsten Orte der Welt ausgeführt.« Tilly zeigte auf die Baustelle im Bildhintergrund.
»Das war hier. Draußen im Garten, während der Anbau fertiggestellt wurde.«
All die Monate harter Arbeit, in denen sie am Haus ihrer Träume bauten. Und dann war der Traum jäh zerschlagen worden. Tilly fragte sich, ob man so etwas jemals verarbeiten konnte. Vielleicht indem man mit Hunderten von Frauen schlief und sehr darauf achtete, sich auf keine von ihnen emotional einzulassen?
Aber funktionierte das wirklich? Verarbeitete er es, oder stand er es einfach nur durch? Und würde Jack das auch noch tun, wenn er sechzig war?
»Danke.« Sie gab ihm das Foto zurück. »Sie war wunderschön.«
»Ich weiß.« Jack sah auf das Foto, schmunzelte. »Sie lacht gerade, weil ihre Großmutter mit einem Tablett voller Becher aus dem Haus kam. Wir hatten um Kaffee gebeten, ohne Zucker. Wir bekamen Tee, mit sechs Stück Zucker. Und im Tee schwammen Weintrauben.« Er hielt inne. »Klingt das grausam? Wir haben sie nicht ausgelacht … nur das Beste aus einer Situation gemacht, die auch eine komische Seite hatte.
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