Vorsätzlich verliebt
absolut keine Ahnung, welche Gefühle es in ihr hervorrief, wenn er mit ihr tanzte. »Alle sind wirklich sehr nett.«
»Ja, eine prima Truppe.«
Tilly zwang sich, ihm in die Augen zu schauen, denn es wirkte seltsam, wenn sie seinem Blick auswich. »Dorothy hat nette Dinge über Sie gesagt.«
»Das könnte daran liegen, dass ich ein netter Mensch bin. Hin und wieder«, ergänzte Jack mit einem Lächeln. »Wenn ich nett sein will.«
Dieses Lächeln. Aus der Nähe war es noch verheerender. Er machte es ihr nicht leicht, sich zu konzentrieren. Tilly schloss einen Moment lang die Augen und dachte an Amy und Marianne und an die Dritte, deren Namen sie vergessen hatte … ach doch, Lisa. Denn das war der Haken an Jack: Er verteilte sein Lächeln wahllos und hinterließ verbrannte Erde. Er war nicht im mindesten an irgendeiner Art von sinnhafter Beziehung interessiert. Ihm lag nur am Sex. Das durfte sie nicht vergessen.
Bloß nicht vergessen
…
»Was denken Sie gerade?« Seine Stimme unterbrach ihre fieberhaften, verworrenen Gedanken.
»Nichts.«
Er grinste. »Das soll heißen, dass es mich nichts angeht.«
Tilly zuckte mit den Schultern und hoffte, dass ihre Handflächen nicht feucht wurden. Sie spürte seine Hüften an den ihren, und das war äußerst verwirrend. Außerdem konnte sie einfach nicht glauben, dass sie sich tatsächlich fragte, ob er bemerkt hatte, wie seidenweich ihr sensationeller neuer Slip in Beige und Rosa von La Senza sich anfühlte, als er versucht hatte, ihr hochgerutschtes Kleid nach unten zu zerren.
»Also gut, Sie können jetzt aufhören«, murmelte Jack.
Eine Sekunde lang fragte sie sich, ob er damit meinte, sie könne aufhören, sich zu fragen, ob ihm ihr Slip gefallen habe. Dann wurde ihr klar, dass die Musik ausgesetzt hatte, sie sich aber immer noch im Takt wiegte. Tilly riss sich zusammen und meinte hastig: »Ich dachte, es geht direkt in den nächsten Song über. Ich habe nur … Sie wissen schon, den Schwung beibehalten wollen.«
»Sollen wir noch ein Tänzchen wagen?« Er legte seine Hände um ihre Taille, als die Musik erneut einsetzte.
Wo sie nun schon auf der Tanzfläche standen, war das ja eigentlich nur vernünftig. »Also …«
»Andererseits haben wir unsere Pflicht jetzt erfüllt, nicht wahr?« Jack ließ sie los, was sie auf einen Schlag ernüchterte. »Warum genehmigen wir uns stattdessen nicht lieber noch einen Drink?«
Jack hatte versprochen, sie wie eine Dame zu behandeln und sich wie ein perfekter Gentleman zu verhalten, aber Tilly hatte nicht wirklich erwartet, dass er sich daran halten würde. Auf dem Heimweg nach Roxborough, im Fond des Taxis, wappnete sie sich innerlich, wartete darauf, dass er den ersten Schritt machte. Er würde doch wenigstens vorschlagen, bei ihm zu Hause noch einen Kaffee zu trinken?
Aber das tat er nicht. Stattdessen wies er den Taxifahrer an, direkt zum Beech House zu fahren, und da standen sie nun.
»Also gut«, sagte Jack. »Ich habe Sie sicher wieder nach Hause gebracht. Danke, dass Sie mich begleitet haben. Es war schön.«
»Ja, das war es.« Tilly wurde klar, dass es vorbei war. Er beabsichtigte nicht einmal, sich zu ihr zu lehnen und ihr einen Abschiedskuss auf die Wange zu drücken.
Na schön. Dann standen sie also vor ihrem Haus, und hier saß sie, ungeküsst, unbegehrt, und offen gesagt, fühlte sie sich jetzt ein klitzekleines bisschen unattraktiv.
Aber er rührte sich immer noch nicht, was also konnte sie anderes zu tun als auszusteigen?
»Tschüs.« Jack nickte.
»Tschüs.«
Fand er sie
so unattraktiv
?
19. Kapitel
Tilly hatte die Termine durcheinandergebracht. Als Max die Karten für die Royal Shakespeare Company besorgte, hatte sie angenommen, der Ball in Cheltenham finde am Freitag statt. Als sie ihren Fehler bemerkte – der Ball war am Donnerstag – war es schon zu spät, um noch eine weitere Karte zu bestellen.
Max war überzeugt, sie habe das absichtlich gemacht.
Nach Schulschluss am Freitag grummelte Lou: »Ich verstehe nicht, warum Dad denkt, ich würde Shakespeare mögen, sobald ich Leute auf der Bühne herumhüpfen sehe. Ich wette, es ist trotzdem stinklangweilig.«
Tilly versuchte angestrengt, Lous wilde rote Locken mit Festiger zu bändigen, bevor sie sie zu einem französischen Zopf flocht. »Man weiß nie, vielleicht wirst du begeistert sein.«
»Wollen Sie nicht an meiner Stelle gehen?«
»Wie großzügig von dir. Aber dann würde dir etwas entgehen.«
»Wir könnten doch noch
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