Vorsätzlich verliebt
bereits am Empfang auf sie und führte sie zum Büro der Direktorin.
»O mein Gott … Süße, was hat er dir angetan?«
Lous Gesicht war angespannt und kreidebleich. Ihre Bluse war zerrissen und verdreckt, die schwarzen Strümpfe durchlöchert. Schluchzend lief Kaye durch den Raum und riss sie von ihrem Stuhl. »O mein Baby, keine Sorge, wir rufen die Polizei, dieser Junge wird dafür büßen. Er wird sich wünschen, niemals
geboren
zu sein, er …«
»Mrs. Dineen … äh, Ms . McKenna, würden Sie mir bitte erst einmal zuhören?« Astrid Heron, die gebieterisch an ihrem Schreibtisch saß, zeigte mit einer Kopfbewegung an, dass Kaye sich neben Lou setzen sollte. »Ich denke, Sie sollten sich beruhigen und …«
»Beruhigen? BERUHIGEN ? Wie können Sie das sagen?«, fauchte Kaye. »Meine Tochter wurde angegriffen, und wir lassen
unverzüglich
die Polizei kommen!«
»Mum, ich wurde nicht angegriffen«, sagte Lou.
»Aber … aber …« Kaye sah verwirrt von Lou zu Mrs. Heron zu Tilly. »Sie sagten doch, es gab einen Übergriff?«
Mrs. Heron meinte finster: »Das ist korrekt. Und ich fürchte, Ihre Tochter ist für den Übergriff verantwortlich. Sie hat eine schwere körperliche Attacke initiiert, und ich fürchte, das wird Konsequenzen haben …«
»Moment mal, wollen Sie mir damit sagen, dass meine Tochter jemand anderen angegriffen hat? Lou!« Kaye schüttelte ungläubig den Kopf. »Ist das wahr? Du hast dich tatsächlich mit einem anderen Mädchen
geprügelt
? Wegen Eddie Marshall-Hicks?«
»O Mum, nein.« Jetzt schüttelte Lou heftig den Kopf. »Wie kannst du so etwas sagen? Natürlich habe ich mich nicht mit einem anderen Mädchen geprügelt.«
»Sie hat Edward Marshall-Hicks angegriffen«, stellte Mrs. Heron klar.
»Wie bitte?«
»Er hat ein Veilchen.« Lou zeigte keinerlei Reue. »Und ich habe ihm beinahe die Nase gebrochen.«
Verdammt und zugenäht. Tilly hörte von ihrem Beobachtungsposten im hinteren Teil des Büros den Stolz in Lous Stimme.
Kaye presste die Hand an den Mund. »Aber warum? Warum hast du das getan?«
»Weil er es verdient hat.«
»Aber … ich dachte, du magst ihn.«
»Mum, ich habe dir doch gesagt, dass ich ihn hasse. Er ist ein echter Mistkerl.«
»Louisa«, donnerte Mrs. Heron. »Steckst du nicht bereits genug in Schwierigkeiten? Ich werde diesen Ton an meiner Schule nicht dulden!«
»Was soll’s, ich werde ja wahrscheinlich sowieso der Schule verwiesen.« Lou zuckte mit den Schultern und verschränkte die Arme. »Soll ich nicht sofort meinen Spind ausräumen und gehen?«
»Aufhören!« Kaye war außer sich. »Hör auf, solche Sachen zu sagen, und erzähle mir, warum du das getan hast!«
»Na schön, willst du es wirklich wissen? Weil ich es lange genug ertragen habe, dass dieser hirnlose Idiot jämmerliche Kommentare abgibt und schreckliche Dinge sagt, und heute habe ich entschieden, dass ich das nicht länger hinnehmen werde. Ich habe ihm gesagt, er solle damit aufhören.« Lou hob die Stimme. »Aber das tat er nicht, er lachte nur. Also habe ich dafür
gesorgt
, dass er aufhört. Und verlangt nicht, dass ich es bereue, weil ich es nämlich nicht bereue. Ich hasse Eddie Marshall-Hicks, und heute habe ich ihm eine Lektion erteilt. Außerdem hat er es voll verdient.«
»O Süße, was hat er zu dir gesagt? Hat er sich über deine Haare lustig gemacht?« Ratlos fragte Kaye: »Oder über deine Sommersprossen?«
Lou biss sich auf die Lippen und sagte nichts.
»Louisa.« Mrs. Heron bediente sich ihrer direktorinnenhaften Mach-jetzt-keinen-Ärger-Stimme. »Wir müssen das wissen.«
»Na schön, es geht nicht um meine roten Haare. Oder meine Sommersprossen. Es geht nicht einmal um meinen mickrigen Busen, meine knubbeligen Knie oder meine jämmerlichen Hühnerbeine. Wenn ihr es unbedingt wissen wollt«, sagte Lou mit fester Stimme, »es geht darum, dass ich einen Dad habe, der schwul ist.«
Kaye verlangte, Eddie Marshall-Hicks zu sehen, der in einem anderen Raum wartete. Tilly blieb bei Lou, während Mrs. Heron Kaye zu Eddie brachte. Kaye atmete tief ein, als Mrs. Heron die Tür öffnete.
Eddie stand am Fenster und starrte hinaus. Mr. Lewis, der Sportlehrer, saß am Schreibtisch. Aber jetzt war nicht der rechte Augenblick, um seinen umwerfenden Körper zu bewundern.
»Hallo, ich bin die Mutter von Lou.« Kaye klammerte sich an ihre Handtasche, irgendwie schienen zitternde Hände nicht angemessen. »Ich wollte sehen, wie es dir geht.«
Eddie drehte
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