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Vorsätzlich verliebt

Vorsätzlich verliebt

Titel: Vorsätzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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sich um. »Weiß nicht genau. Was
glauben
Sie denn, wie es mir geht?«
    Angesichts der Umstände war Sarkasmus möglicherweise erlaubt. Sein linkes Auge war fast völlig geschlossen, seine Nase war geschwollen und sein aus der Hose hängendes Hemd blutbefleckt. Er sah aus, als sei er in die Hände einer Bande von Straßenräubern geraten.
    Kaye spürte insgeheim eine Welle des Stolzes, dass ihre magere dreizehnjährige Tochter solche Unbill anrichten konnte. Mit ruhiger Stimme entgegnete sie: »Was geschehen ist, tut mir leid. Aber so, wie ich es verstehe, hast du Lou provoziert.«
    »Sie ist einfach ausgeflippt. Fing an, herumzubrüllen. Dann hat sie sich auf mich geworfen und mir Boxhiebe versetzt. Als würde man von einem wilden Tier angegriffen«, fauchte Eddie wütend. »Sehen Sie, was sie mit meinem Gesicht gemacht hat!«
    Hurra!
    »Die Schulkrankenschwester hat ihn sich gründlich angesehen«, warf Tom Lewis ein. »Seine Nase ist nicht gebrochen. Das Auge hat keinen bleibenden Schaden erlitten.«
    »Tja, das ist gut. Aber du verstehst doch sicher, warum Lou sich so aufgeregt hat«, sagte Kaye. »Offenbar machst du schon seit Monaten Kommentare über ihren Vater.«
    Eddie wurde rot. Er schob die Hände in die Hosentaschen. »Ich habe nur ein paar Scherze gemacht.«
    »Für dich mag das lustig gewesen sein, doch sie hast du damit verletzt. Sehr sogar.«
    »Ach ja?« Er zeigte auf sein Gesicht. »Dito!«
    In diesem Augenblick klingelte das Handy in seiner Tasche. Eddie sah auf das Display und ging ran.
    »Dad? Äh … ja, ich weiß, du hast zu tun. Tut mir leid. Die Schule meinte, ich müsse dich anrufen und dir mitteilen, dass ich heute in eine Prügelei verwickelt war.« Er verstummte, lauschte und sagte dann: »Nein, nichts Ernstes. Mir geht’s gut. Und ich habe nicht angefangen. Mrs. Heron hat gesagt, ich soll dich fragen, ob du vorbeikommen und darüber reden willst.« Eine weitere Pause. »Nein, ist schon gut, geh du nur zu deiner Sitzung. Wir sehen uns heute Abend. Tschüs.« Eddie beendete das Gespräch und murmelte: »Er hat bei der Arbeit zu tun. Jedenfalls sieht er das ganz cool.«
    Tom Lewis wirkte erleichtert. Offensichtlich hatte er befürchtet, Eddies Vater könne bei der Erwähnung eines Kampfes zornentbrannt und flankiert von Anwälten angestürmt kommen. Inzwischen war Eddie hin und her gerissen, zum einen war es ihm peinlich, von einem Mädchen verprügelt worden zu sein, zum anderen wollte er sie unbedingt bestraft sehen. Aber noch waren sie nicht aus dem Schneider. Sein geschäftstüchtiger Vater konnte seine Meinung immer noch ändern, wenn er den Schaden sah, der dem ehemals so hübschen Gesicht seines Sohnes zugefügt worden war.
     
    »Sie wollte nicht, dass du es erfährst«, sagte Kaye zu Max, als er an diesem Abend nach Hause kam. »Aber ich sagte ihr, dass wir es dir mitteilen müssen. O Max, es geht ihr gar nicht gut.«
    Max schloss kurz die Augen. Er stellte sich vor, wie Lou an der Schule seinetwegen gequält worden war, und hatte das Gefühl, ihm würde das Herz brechen.
    Scheiße.
Scheiße
. Er hätte sich niemals vorstellen können, dass seine Tochter nur wegen seiner Wünsche leiden musste. Seine Brust wurde eng. Max ließ Kaye und Tilly im Wohnzimmer zurück und ging nach oben.
    »O Daddy, es tut mir leid.« Kaum wurde Lou seiner ansichtig, brach sie in Tränen aus. »Ich habe ihnen gesagt, sie sollen es dir nicht erzählen.«
    Max durchquerte das Zimmer. Das Großartige an einer Umarmung war, dass die Person, die man umarmte, nicht sehen konnte, wenn sich die eigenen Augen mit Tränen füllten. Er hielt sie mit aller Kraft fest. »Wage es ja nicht, dich bei mir zu entschuldigen. Es ist meine Schuld.«
    »Nein, es ist
seine
Schuld. Jungs sind einfach so unreif. Und dumm. Ich hasse, hasse,
hasse
, Eddie Marshall-Hicks.« Sie wischte sich das Gesicht heftig mit dem Ärmel trocken. »Ich weiß, ich hätte das nicht tun sollen, aber weißt du, was? Ich wünschte wirklich, ich hätte ihm noch ein paar Zähne ausgeschlagen.«
    Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Er streichelte ihre knochigen Schultern. »Du hättest schon früher etwas sagen sollen.«
    »Ich konnte es dir nicht sagen. Und Mum war in Los Angeles, als es losging.« Lou zuckte mit den Schultern. »Nach einer Weile gewöhnt man sich daran, nichts zu sagen. Jungs sind schrecklich, sie machen sich gern über andere Leute lustig. Das Witzige ist, Mum und Tilly dachten beide, ich würde auf Eddie stehen, weil sie uns

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