Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorsätzlich verliebt

Vorsätzlich verliebt

Titel: Vorsätzlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
Vom Netzwerk:
standen, oder wenn sie blind für die Nachteile ihrer eigenen abgelegten Kleider waren. Bis Mittag hatte sie weitere vier Kundinnen verprellt. Als Tilly um halb zwei in den Laden kam, begrüßte Kaye sie erleichtert.
    »Hallo, du siehst phantastisch aus!«
    Tilly sah sie merkwürdig an. »Ich habe mit einem Fußbodenschleifer gearbeitet. Ich bin total staubig.«
    »Oh, aber dein T-Shirt ist einfach toll! Und deine Jeans stehen dir echt gut, obwohl du mit so einer Figur natürlich in allem gut aussiehst! Und die Farbe deines Tops unterstreicht die Farbe deiner Augen!«
    »Du machst mir langsam Angst«, sagte Tilly. »Bin ich in die
Versteckte Kamera
geraten?«
    Kaye schnitt eine Grimasse. »Ich übe an dir, wie man nett ist. Wie man Komplimente macht. Die Kundinnen mögen es nicht, wenn sie etwas anprobieren und man ihnen dann sagt, dass sie darin wie ein Nilpferd aussehen.«
    »Du musst es auf nette Weise sagen. Erin kann das sehr gut. Sie ist ehrlich, aber taktvoll.«
    »Tja, ich bin das nicht. Wenn noch jemand etwas zum Kauf anbietet, dann war’s das. Von jetzt an sage ich allen, sie sollen es hierlassen, bis Erin es sich anschaut und ihnen einen Preis nennt.«
    Tilly atmete aus. »Ich kann nicht glauben, dass sie nicht nach Venedig fährt. In letzter Minute einfach zu stornieren!«
    Kaye nickte mitfühlend und übergab ihr den Schlüssel zu Stellas Haus. »Ich kann nicht glauben, dass wir uns alle abwechselnd um den Kater der irren Stella kümmern.« Da Bing so schrecklich verwöhnt war, hatte man beschlossen, dass er am besten in seinem eigenen Haus blieb. Vier- oder fünfmal täglich würde eine von ihnen vorbeischauen und nach ihm sehen, ihn füttern und ihm frisches Wasser geben und dafür sorgen, dass sein Katzenklo sauber war.
    Und wenn das Katzenklo makellos war, würde er sich schon nicht auf dem Teppich vergessen …
    Also hatte Erin alles organisiert. Und als Tilly zu widersprechen gewagt hatte, rein hypothetisch natürlich, dass Stella doch im Krankenhaus lag und es nicht erfahren würde, wenn man Bing einfach in eine Katzenpension brachte, hatte Erin erwidert: »Können wir bitte einfach für Bing da sein? Das Letzte, was Stella jetzt braucht, ist, sich Sorgen um ihren Kater machen zu müssen.«
    »Also gut«, sagte Tilly jetzt, »ich fahre rüber und sehe nach Bing. Versuche bitte, den Laden vor siebzehn Uhr nicht in die Pleite zu treiben.« Sie drohte mit einem Finger. »Und nicht vergessen: Ehrlichkeit und Taktgefühl.«
    Kaye nickte. »Absolut. Ungefähr in der Art: Wie gut, dass Ihre Nase so riesig ist, das lenkt die Aufmerksamkeit von Ihrem Doppelkinn ab.«
    »Genau so. Perfekt.«
    Eine Stunde später betrat eine großgewachsene Frau in den Sechzigern den Laden. Sie sah Kaye überrascht an. »Normalerweise ist eine andere Dame hier.«
    »Ich bin die Vertretung.«
    »Aber Sie kennen sich mit Mode aus? Das hoffe ich jedenfalls sehr, denn ich selbst habe keine Ahnung! Also, zwei Dinge. Ich brauche ein neues Abendkleid, nichts mit Rüschen oder Blümchen. In Größe  44 . Darüber hinaus wollte ich Sie auch um Ihren Rat bitten.« Während sie immer weiterredete, warf sie eine Tüte auf die Theke. »Ich kann Ihnen versichern, ich fühle mich unglaublich schuldig, dass ich das hier mache, aber wir sind verzweifelt. Wissen Sie, die Schwiegermutter meines Sohnes hat mir das hier zu Weihnachten geschenkt. Ich weiß, es ist ein Designerstück und schrecklich teuer, aber sie hat haufenweise Geld, und sie erinnert mich ständig daran, wie kostbar es ist. Aber es ist etwas zu elegant für mich, und einer der Hauptpreise in unserer Wohltätigkeitsauktion wurde zurückgezogen, und da dachte ich, dass ich das hier stattdessen anbieten könnte.« Sie öffnete die Tüte und sah Kaye hoffnungsvoll an. »Ich habe mich gefragt, ob Sie mir sagen könnten, wie viel die Tasche ungefähr wert ist, dann können wir sie als umwerfendes Stück von Hermès anpreisen, im Einzelhandel für sechs Millionen Pfund. Nun ja, vielleicht keine sechs Millionen, aber jedenfalls ein enorm hoher Preis!«
    O Gott. Ehrlichkeit und Taktgefühl. Kaye wollte Zeit schinden und prüfte den Schulterriemen und zog an einem losen Faden.
    »Hören Sie, es tut mir leid, aber das ist keine Hermès-Tasche. Es ist eine Kopie.«
    »O nein! Ehrlich? Und wie viel ist sie wert?«
    Kaye schüttelte den Kopf, quälte sich mit der passenden Antwort, während sie insgeheim über die Unfähigkeit der Frau staunte, eine Fälschung nicht vom Original

Weitere Kostenlose Bücher