Vorsaison
gerade in
dem Moment, als es unten klingelte. Die Haustür war ja abgeschlossen und
verfügte auch nicht über einen Spion. Ich erinnerte mich jedoch daran, was
Graham getan hatte, als Hermann geklingelt hatte, ging ins Wohnzimmer, öffnete
das Fenster und beugte mich hinaus. Unten stand Maurice. Er hatte gehört wie
sich das Fenster öffnete und blickte nach oben.
>>Lässt du mich rein?<<,
rief er.
>>Ein Moment<<, rief ich
zurück.
>>Was willst du?<<,
fragte ich ihn keine Minute später. Ich hatte ihn noch nicht ins Haus gelassen
und stand in seinem grünen T-Shirt und hellbraunen Plüschpantoffeln unten an
der Tür. Maurice betrachtete mein Outfit irgendwie amüsiert und antwortete dann
mit einer Gegenfrage: >>Kann ich bei dir schlafen?<<
>>In meinem Bett?<<, gab
ich überrascht zurück.
>>Nun, sicherlich nicht in
Ernies Bett!<<
>>Aber du weißt schon, dass
mein Bett genauso klein ist, wie dein Bett bei Detlef.<<
Maurice nickte.
>>Ich habe ja auch nicht gefragt,
ob ich mit dir schlafen kann, sondern nur ob ich bei dir schlafen
kann.<<
>>Na, wenn das so ist<<,
erwiderte ich und ließ ihn herein. Anscheinend schien niemand in Lloret nicht zu wissen, dass Ernie verreist war und auch Alonso hatte diesmal gar nicht
gefragt, ob ich überhaupt alleine wäre.
Als wir dann im Bett lagen, das zugegebenermaßen
für zwei Personen viel zu schmal war und Maurice nichts anderes übrig blieb,
als mich in den Arm zu nehmen, fragte er, warum ich gestern Abend so schnell
abgehauen war. Seine Frage überraschte mich und ich sagte ihm auch, dass ich
überhaupt nicht schnell abgehauen wäre. Corinna sei gegangen und ich sei müde
gewesen, also war ich auch gegangen.
>>Als ich von der Toilette kam,
warst du nicht mehr da<<, behauptete Maurice.<<
>>Und?<<
>>Und — dass ich wissen möchte,
ob ich dich in Zukunft ansprechen soll, wenn ich dich irgendwo treffe oder ob
es dir lieber ist, wenn ich dich bloß durch Nicken grüße.<<
Weil ich nicht gleich darauf
antwortete, drehte Maurice seinen Kopf in meine Richtung: >>Ich will nur
wissen, wie ich mich verhalten soll. Ich weiß nämlich nicht, woran ich mit dir
bin.<<
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass
Maurice dabei war, etwas zu verkomplizieren, was eigentlich gar nicht
kompliziert war.
>>Natürlich kannst du mich
ansprechen, wenn du mich irgendwo triffst — was soll die Frage überhaupt!
Allerdings kann ich dir nicht versprechen, dass ich dann auch jedes Mal bereit
bin, die Nacht mit dir zu verbringen — egal, ob wir nun miteinander oder
nur beieinander schlafen!<<
Maurice lachte daraufhin leise und
sagte OK, er würde also einfach weiterhin alles nehmen, was ich bereit wäre ihm
zu geben.
>>Ja<<, antwortete ich,
>>aber das Thema hatten wir schon mal!<<
Auch ich nahm mir — so gesehen — was
ich bekommen konnte und am nächsten Morgen bot sich Maurice auch einfach an.
Immerhin lag er in meinem Bett. Ich sagte ihm, wenn er einfach nur so
auf dem Rücken liegen bleiben würde, würde ich den Rest schon machen.
Später und nachdem Maurice wieder weg
war, schob ich einen Zettel unter Pepes Wohnungstür durch, wegen der Spanischstunden.
Dann setzte ich mich in Ernies Wohnzimmer und lernte für mich selbst bis es
klingelte. Es war Alonso. Ich stand hinter der Tür und überlegte. Es konnte unmöglich
so weiter gehen, dass Alonso nun jeden Nachmittag hier vorbei kam — außerdem
war Maurice noch keine drei Stunden weg! Mein Verlangen nach Sex für diesen Tag
sollte eigentlich gestillt sein. Es klingelte erneut und ich dachte an Adelio,
den ich nicht haben konnte und daran, dass Ernie nächste Woche zurück wäre und
der Spaß dann eh ein Ende hätte — und dann öffnete ich Alonso wieder die Tür.
Alonso hielt es erneut für ein Spiel, dass ich ihn absichtlich so lange draußen
warten ließ, nur um ihn noch mehr aufzuheizen. Und irgendwie war es auch wieder
ein Spiel. Ein Spiel, das diesmal auf dem Teppich im Wohnzimmer endete. Ein
Spiel mit dem Namen folla me , das ich anfing, immer mehr auszureizen,
obwohl — oder gerade weil — die Gefahr bestand, mich daran zu verbrennen. Aber
diesmal verbrannte ich mir nur eine kleine Stelle am Unterrücken
und damit war klar, dass Ernies Teppich aus reinem Polyester bestand.
Noch später klingelte es erneut und
Pepe stand draußen. Er wollte wissen, wann wir mit den Spanischstunden anfangen
könnten. Nun, an mir lag das nicht. Ich hatte nachmittags immer Zeit, doch Pepe
musste dann entweder arbeiten oder er
Weitere Kostenlose Bücher