Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
Vom Netzwerk:
ihr persönliches
Hoheitsgebiet betrachteten. Corinna reagierte auf die Abfuhr des Spaniers, so
wie sie immer reagierte; zutiefst gekränkt und als ob man sie geschlagen hätte.
Jedenfalls zuckte sie merkbar zusammen. Corinna konnte definitiv nicht mit
Zurückweisungen umgehen. Der Spanier sah sich dann um und kam zu mir. Er sprach
ein wenig Englisch, sagte, er hätte schon von mir gehört und fragte, ob er mich
einladen dürfe. Allerdings entpuppte er sich als sehr aufdringlich. Nach der
dritten Copa und nachdem ich seine Hände unzählige Male von mir weggenommen
hatte, wurde er ärgerlich. Er meinte, ich sei nicht besser, als die andere
blonde Schlampe. Er hätte ihr den ganzen Winter über regelmäßig Copas spendiert
und nie etwas dafür zurückbekommen. Ich zeigte auf das kleine Schild hinter der
Theke und sagte, wenn er mehr wollte, müsste er dafür ins Séparée gehen. Ich
fragte ihn, ob ich dafür eine meiner Kolleginnen rufen solle, da ich dafür
nicht zu haben wäre. Doch der Spanier lachte bloß und sagte, auf die alte Rosi
stünde er nicht. Dann schon lieber im „Japón” 10.000 Peseten für zehn Minuten
im Séparée mit einer der Polinnen bezahlen. Er winkte Paco, zahlte und ging.
     
    ***
     
    Corinna tat seit unserem Streit so,
als ob ich Luft wäre. Ich fand es jedoch schade, dass meine beginnende
Freundschaft mit ihr so abrupt geendet hatte — noch dazu aus einem so blöden
Grund! Ich wusste mittlerweile, dass sie ihre Macken hatte, aber andererseits —
wer hatte die nicht? Ich vermisste unsere Gespräche. Vor allen Dingen die, aus
dem Waschsalon! Nach wie vor fing ich um 20.00 Uhr an. Ich ging jedoch nur zum
Essen, wenn die Arbeit es auch erlaubte, worüber Paco ganz froh war. Tagsüber
las ich oft eines von den unzähligen, englischsprachigen Taschenbüchern aus
Ernies Besitz oder lernte Spanisch. Und dann waren da natürlich auch noch die
Besuche von Alonso! Am Freitag teilte er mir jedoch mit, dass er samstags und
sonntags keine Zeit habe und erst montags wiederkäme. Der Freitag kam und ging,
ohne dass Ernie oder Peter zurückgekommen wären und der Samstag genauso. Graham
kam und wollte wissen, wer denn nun am Sonntag kochen würde. Sorgen schien er
sich jedoch keine zu machen und meinte bloß, dass die beiden schon wieder
auftauchen würden. Samstag und auch Sonntag ging ich nach der Arbeit noch ins
„Hollywood“. An beiden Abenden traf ich dort auf Maurice und verbrachte die Nacht
mit ihm in Ernies piso . Als ich Samstagnacht das „Hollywood“ zusammen
mit Maurice verließ, konnte ich Alonsos Blick förmlich in meinem Nacken spüren.
Sonntagabend als ich kam, sprach sein Blick Bände, aber es war zu viel los als
dass er Zeit für mich gehabt hätte und so machte Maurice erneut das Rennen.
     
    Weder Maurice noch Detlef hatten eine
Ahnung, wo Ernie sein könnte und so langsam fing ich an, mir Sorgen zu machen. Warum
hatte er sich nicht über seine Vermieter telefonisch bei mir gemeldet? Und wenn
auch nur, um zu sagen, dass er und Peter ein paar Tage später zurückkämen! Eigentlich hielt ich Ernie für so gewissenhaft, dass er dies getan hätte. Dass
er es jedoch nicht getan hatte, konnte eigentlich nur bedeuten, dass ihm
etwas passiert sein musste. Ich war jedoch die einzige, die sich Sorgen machte.
Detlef hingegen machte gleich einen Witz daraus und erklärte, wahrscheinlich
hätten Ernie und dieser Peter nur irgendwo ein Swinger-Pärchen aufgegabelt und
wären steckengeblieben. Ich war nach Detlefs unschöner Bemerkung im chalet nicht mehr im „Hollywood“ zu ihm hinübergegangen und hatte ihn einfach links
liegen lassen. Doch dann war Detlef zu mir gekommen und hatte sich für seinen
Ausrutscher nochmals entschuldigt. Er meinte, manchmal ginge sein Mundwerk halt
mit ihm durch — so als ob er selbst keine Kontrolle mehr darüber hätte. Aber er
warnte mich vor Oliver, der nun einen immensen Hass auf mich hätte. Oliver war
mir jedoch egal und ich hatte vor ihm auch keine Angst. Detlef
sagte, wenn Oliver nicht so ein Verkaufstalent wäre, würde er ihn gleich morgen
wieder feuern, denn er möge seine diskriminierende Art auch nicht. Ich konnte
mir immer noch nicht vorstellen, dass Oliver überhaupt zum charmanten Verkäufer
taugte, doch Maurice bestätigte Detlefs Aussage. Maurice erklärte, wenn es ums
Geldverdienen ginge, wüsste Oliver ganz genau, wie man eine Faust in der Tasche
zu machen habe. Oliver sei ein Mensch mit zwei Gesichtern und würde ihn und
Detlef im Grunde

Weitere Kostenlose Bücher