Vorsaison
beide in der Regel immer als Letzte aus, weil wir
den meisten Umsatz machten und auch in dieser Nacht waren die anderen Mädchen
schon gegangen. Ich warf Corinna einen wütenden Blick zu und fragte sie, was
eigentlich mit ihr los sei.
>>Nichts<<, sagte Corinna
ohne mich anzusehen. >>Ich dachte bloß wir hätten eine Abmachung!<<
Ich wusste natürlich was sie meinte;
dass wir immer gemeinsam zu den Gästen gingen — egal ob es nur einer, zwei oder
mehrere Männer waren.
>>Was hätte ich denn deiner
Meinung nach tun sollen, als Adelio dich wegschickte?<<, rief ich zu ihr
hinüber.
>>Du hättest ihm sagen können,
dass du darauf bestehst, dass ich dabei bleibe!<<
Ich schüttelte den Kopf und Paco, der
natürlich mitbekam, dass zwischen uns dicke Luft herrschte, aber nichts verstand,
fragte mich dauernd, qué pasa-?, qué pasa-?-was ist los-?, was ist los-? Ich ignorierte ihn jedoch und antwortete stattdessen Corinna.
>>Ach, so wie du beim letzten
Mal, als Adelio mit Titus zusammen hier war und du auch ganz alleine mit Titus
an der Theke gestanden hast. Da hast du Titus ja auch nicht gesagt, dass er für
mich bitte auch noch eine Copa bestellen soll!<<
Ich verstand Corinna nicht! Immerhin
hatte sie von Adelio einen Piccolo ausgegeben bekommen und das sogar, ohne
etwas dafür zu tun. Doch Corinna sah das offenbar anders.
>>Deshalb bist du dann auch
gleich mit ihm ins Séparée gegangen oder was?<<
Corinna, die ihr Geld schon bekommen
hatte, nahm ihre Tasche vom Tresen und stand auf.
>>Das war doch nur, weil es
hier draußen so laut war und Adelio sich in Ruhe mit mir unterhalten
wollte<<, stöhnte ich. Corinna war schon auf dem Weg zum Ausgang und hatte
mir den Rücken zugedreht. Nun brach sie jedoch wieder in schallendes Gelächter
aus. Dann drehte sie sich abrupt zu mir um und schrie förmlich, für wie dumm ich
sie eigentlich halten würde?! Kein Kerl würde für ein Gespräch so viel
Geld bezahlen und wenn ich anfing, mit jedem Kerl gleich im Séparée zu
verschwinden, dann erwartete Paco das natürlich auch von ihr! Paco, der immer
noch irritiert hinter der Theke stand, rief wieder qué pasa-?, qué pasa-? Corinna
sagte daraufhin etwas zu ihm, woraufhin Paco gleich wieder mich ansah.
>>Ich hab‘ ihm bloß gesagt,
dass du ab jetzt gerne bereit bist, mit jedem dahergelaufenem Gast im Séparée
zu ficken und dass das aber nicht für mich gilt<<, rief Corinna und
stürmte zur Tür hinaus. Ich sah Paco an und sagte auf Spanisch, dass das nicht
wahr wäre. Soviel bekam ich schon zusammen. Dann erklärte ich ihm, dass ich nur mit Adelio ins Séparée gehen würde und mit niemandem sonst! Ich fragte, ob Paco
dies verstanden hätte und er nickte. Ich wiederholte es aber trotzdem noch
einmal, um Paco zu verstehen zu geben, wie ernst es mir damit war. Paco seufzte
und schließlich nickte er genervt.
>>Ja, ja<<, machte er
dabei. Dann sagte er nur ein Wort: >>Corinna.<<
Ich wusste, auf was er damit anspielte;
sie und ich waren zusammen am besten. So wie es aussah, wollte Corinna aber nichts
mehr mit mir zu tun haben. Deshalb zuckte ich die Schultern und sagte auf
Deutsch, dass es nicht an mir liegen würde, wenn unsere Zusammenarbeit in
Zukunft nicht mehr stattfinden würde! Paco stöhnte. Dann raufte er sich die Haare
und ich war mir ziemlich sicher, dass das was er dann vor sich hin murmelte
Flüche und Verwünschungen waren. Mujeres-Frauen , war dabei jedoch das
einzige, was ich wirklich verstand. Ich hatte mein Geld mittlerweile ebenfalls
eingesteckt und machte mich auf den Nachhauseweg. Natürlich wäre es für mich
ein Problem, alleine im „Mau-Mau“ auf Gäste zuzugehen. Aber vielleicht würde
Rosi mir ja in Zukunft wieder helfen? Ich nahm mir auch vor, gleich am nächsten
Tag bei Pepe zu klingeln und ihn noch mal wegen der Spanischstunden zu fragen!
Um diese Zeit war die Haustür
natürlich schon verschlossen und ich musste sie erst aufschließen, bevor ich
das Haus betreten konnte. Ich achtete auch darauf, sie hinter mir wieder abzuschließen.
Trotz meines hohen Umsatzes war ich schlecht drauf. Ich überlegte auch, dass es
wahrscheinlich keine so gute Idee war, mit Corinna zusammenzuziehen — offenbar
war sie extrem launisch und dadurch unberechenbar. Aber wenn ich weiterhin so
gut verdiente, könnte ich mir auch ein piso ganz alleine für mich leisten
und zudem hatte Ernie ja auch nicht vor, mich so schnell wieder loszuwerden.
Ich schlüpfte unter die Dusche und dann wieder in Maurice‘ T-Shirt,
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