Vorsaison
Verdoppelungen fielen dann sozusagen weg.<<
Ich schüttelte immer noch den Kopf.
>>Mensch begreifst du denn
nicht<<, zischte Corinna. Das sind ungefähr 150.000 DM im ersten Jahr. Im
Mau-Mau verdiene ich höchsten 60.000 oder 70.000 DM.<<
Mein Kopf konnte scheinbar nicht
aufhören zu wackeln. Trotzdem gelang es mir nun, eine zusammenhängende Frage zu
stellen.
>>Und was sollst du dafür
tun?<<
>>Na was wohl! Bestimmt soll
ich ihm abends kein Schlafliedchen singen! Titus hat sich das alles ganz genau
ausgedacht. Und er sagt auch, dass er schon viel zu alt ist, um noch jeden
Abend Lust auf Sex zu haben.<<
Obwohl das Thema sehr prekär war,
musste Corinna nun kichern.
>>Er verspricht mir, zweimal im
Jahr für drei Wochen mit mir in Urlaub zu fahren — wohin ich möchte, und dass
er mir alles kauft, was ich außerdem noch haben will. Das Geld, das ich von ihm
bekomme, könnte ich also komplett sparen. Er möchte allerdings, dass ich ihn
dann in Zukunft auch zu all seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen wie
Galadiners und so weiter, begleite und mich auch dazu bekenne, dass ich seine
Lebensgefährtin bin.<<
Corinna kicherte erneut.
>>Galadiners?<<
wiederholte ich.
Corinna nickte.
>> Ja, ja Galadiners. Titus ist hier ein einflussreicher Mann und auch in ziemliche viele politische
Aktivitäten verwickelt. Er sagt, dass er dafür eine Frau an seiner Seite
braucht die klug ist und gut aussieht und nicht allzu groß ist.<<
Corinna kicherte wieder.
>>OK, und was hast du jetzt
vor?<<
Corinna zuckte die Schultern.
>>Einerseits mag ich ihn
wirklich. Er ist einfach nett und ehrlich gesagt, glaube ich, dass ich auch
meinen Ekel überwinden könnte, mit ihm ins Bett zu gehen — solange er sich
zumindest nicht auf mich drauf legt und…<<
>>…das wird nicht
geschehen<<, warf ich dazwischen, >>denn dann bist du mausetot.<<
Corinna konnte einfach nicht aufhören
zu kichern. Schließlich hatte sie sich etwas beruhigt und fuhr fort.
>>Er sagt auch, dass ich zwei
Mal im Jahr für zwei Wochen alleine wegfahren könnte. Zum Beispiel meine Eltern
besuchen oder auf eine Schönheitsfarm und was ich dann da täte, wäre ihm auch
egal, solange er es nicht wüsste und ich ihm hier keine Hörner
aufsetzte.<<
Corinna hatte endlich genug gekichert
und seufzte stattdessen.
>>Und wenn ich ihn in zehn
Jahren dann noch immer nicht verlassen hätte, dann würde er mich sogar heiraten
und mir später alles vererben. Er hat nämlich keine Familie, musst du
wissen.<<
Dass dies für Corinna sicherlich
keine leichte Entscheidung war, konnte ich gut verstehen. Genaugenommen war
Titus‘ Angebot nichts anderes, als eine Einladung ins Séparée. Nur, dass sein Séparée
wesentlich grösser und der Aufenthalt darin wesentlich länger wäre. Dann fragte
Corinna mich, was ich an ihrer Stelle tun würde.
>>Ich würde ablehnen<<,
sagte ich prompt.
>>Einfach so?<<
Ich nickte.
>>Ja, einfach so.<<
>>Warum? Du hättest doch dann
für immer ausgesorgt.<<
>>Lieber arm und frei, als
reich und eingesperrt<<, erklärte ich. Aber Corinna wusste auch nichts
von meinem Ex und darüber, wie es war, eingesperrt zu sein. Ich war nun frei
und war sicher, dass ich in Zukunft meinen Weg schon gehen würde, auch ohne
Mann, der mich aushielt oder dem ich Rechenschaft schuldig war.
>>Und was machst du, wenn du zu
alt bist, um in einer Bar zu arbeiten?<<, wollte Corinna wissen und ich
erinnerte sie daran, dass dies für mich sowieso nur eine vorübergehende
Tätigkeit sei. Ich würde den Job eh nur so lange machen, bis ich so gut
Spanisch sprach, um einen anderen Job zu bekommen.
>>Und dann?<<, rief
Corinna aufgebracht. >>Glaubst du etwa, dass du, nachdem du im Mau-Mau zu
den Spitzenverdienern gehört hast, nochmal irgendwo anders für die Hälfte oder
noch weniger arbeiten kannst — und das bei doppelt so viel Stunden?<<
Darüber hatte ich, ehrlich gesagt,
auch schon nachgedacht. Doch irgendwie war ich da ganz gelassen. Immer wenn ich
an meine Zukunft dachte, beschlich mich jedenfalls kein ungutes Gefühl — so wie
es anscheinend bei Corinna der Fall war und auch bei Donna! Aber davon wollte
ich Corinna lieber nichts erzählen. Corinna sagte mir auch, dass Titus ihr nun
eine Frist bis Ostern gegeben hätte. Dann würde sie sich entscheiden müssen.
Kapitel VII: Heißkaltes Wochenende.
Corinna hatte mir versprochen, mich
Karnevalsamstag bei Paco krank zu melden. Sie wollte ihm erzählen, ich hätte
plötzlich Bauchschmerzen bekommen und
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