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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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Blatt vor den
Mund. Sie meinte, sie hätte Eduardo gesagt, dass er, wenn er sie vögeln wolle,
dafür genauso bezahlen müsste, wie jeder andere Gast auch! Sie redete auch über
die beiden Polinnen und meinte, das wären zwei ganz arme Dinger. Ihr ganzer
Verdienst wandere nämlich in die Taschen der beiden Eduardos, nicht einmal ein
Taschengeld bekämen sie. Dafür hätte Eduardo Senior die beiden ja schließlich
auch für viel Geld aus Polen rausgeholt! Donna sagte, die beiden Polinnen würden
selbst noch nach Feierabend oft an reichere Männer vermittelt, um mit ihnen den
Rest der Nacht zu verbringen. Ich dachte dabei daran, wie ich die beiden bei
Detlef gesehen hatte. Laut Donna hatte Eduardos Vater ihre Pässe einkassiert
und ohne Geld und Pässe trauten die beiden Frauen sich auch nicht, irgendetwas
zu unternehmen. Donna sagte, die beiden Eduardos seien eher macarras , also
Zuhälter, als Barbesitzer, die mit ihren Mädchen redlich teilten.
    >>Besser, die Hälfte an einen
Barbesitzer abgeben, als alles einem macarra zu überlassen<<, rief sie.
Früher hatte sie im „Eros Center“, in Gerona gearbeitet, aber da seien die
Konditionen nicht so gut und eine Nummer sei dort schon für 3.000 Peseten zu
haben, erzählte sie. Im „Japόn“ würde eine Copa fürs Séparée prinzipiell
10.000 Peseten kosten, ein Piccolo nochmal 5.000 extra und wenn die Mädchen
nicht spätestens nach 15 Minuten wieder draußen wären, oder sich eine neue Copa
bestellten, würde Eduardo Junior ihnen für jede überzogene Minute 100 Peseten
von ihrem Anteil abziehen! Ich mochte Donna, sie war taff. Ihre Mutter war
Mexikanerin, nach der Scheidung von ihrem amerikanischen Ehemann war sie mit
Donna nach Spanien gekommen, weil dort eine ihrer Schwestern lebte. Die Mutter
hatte dann schnell wieder geheiratet und so auch eine spanische
Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Nicht aber Donna, die damals gerade volljährig
geworden war. Aber auch für Donnas Mutter hatte Spanien sich nicht als gute
Wahl entpuppt, denn sie war vor einigen Jahren an Krebs gestorben. Donna
überlegte, zurück in die Staaten zu gehen — aber was dann? Sie hatte nichts
gelernt, Prostitution war in Amerika strafbar und sie sagte, letztendlich hätte
sie dort nur die Möglichkeit, für kleines Geld in einer Fabrik oder als
Zimmermädchen zu arbeiten.
    >>Dann schon lieber fünf
Minuten Beine breit und durch<<, rief sie. Donna war sechszwanzig Jahre.
Sie war nicht sehr groß und etwas kräftiger gebaut, hatte aber ein ausgesprochen
hübsches Gesicht. Ihre langen, dunkelbraunen Haare hatte sie zudem mit
Strähnchen heller gefärbt, was bei den Spaniern sehr gut anzukommen schien.
Paco liebte Donna, denn sie arbeitete am liebsten im Séparée — allerdings nur
für einen Piccolo! Donna arbeitete prinzipiell alleine. Zuerst zog sie ihren
Gästen ein paar Copas an der Theke aus der Tasche und machte sie dabei richtig
heiß. Anschließend machte sie selbst den Vorschlag, ins Séparée zu wechseln.
Donna lachte deshalb über Corinna und mich und sagte, das was wir an einem
Abend in mühseliger Kleinarbeit an der Theke verdienten, verdiene sie in
weniger als fünfzehn Minuten im Séparée.
    >>Lieber fünfzehn Minuten
volles Programm, als sich den ganzen Abend an grabschen zu lassen<<, rief
sie.
     
    Corinna mochte Donna anfangs nicht.
Erstens sah Corinna in jedem Mädchen erst einmal nur eine Konkurrentin und
zweitens brachte Donna, ihrer Meinung nach, durch ihre Arbeit im Séparée das
„Mau-Mau“ nur noch weiter in Verruf! Ich fand Corinnas Sichtweise idiotisch.
Das „Mau-Mau“ war nun mal eine Copa-Bar und nur, weil dort bislang nur ein
einziges Mädchen bereit gewesen war, mit den Gästen auch ins Séparée zu gehen,
hieß das noch lange nicht, dass das „Mau-Mau“ keine richtige Copa-Bar war — so
wie Corinna es sich selbst gerne versuchte weis zu machen! Eine Kirche blieb
ja auch eine Kirche, unabhängig davon, wie oft darin eine Messe gelesen wurde. Aber schließlich taute Corinna Donna gegenüber etwas auf, zumal Donna  wirklich
sehr nett war und Corinnas anfängliches, unfreundliches Benehmen einfach
ignorierte. Aber Donna brachte es auch tatsächlich fertig, mit den beiden Schottinnen
auszukommen.
     
    Natürlich wollte sie von Corinna und
mir auch wissen, was denn da zwischen mir und Adelio und Corinna und Titus lief
— zumal es die einzigen Männer waren, mit denen wir ins Séparée gingen. Donna
wollte uns jedoch nicht glauben, dass wir das Séparée nur

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