Vorsaison
half mir meine Müllsäcke mit Wäsche wieder auszuladen.
Dann sah er die Bodega auf der anderen Straßenseite und erklärte, er würde dort
auf mich warten. Bevor er dann den Wagen wieder in die Garage bringen würde,
könnte er mich ja eben schnell vorher wieder bei Ernie absetzen. Dazu sagte ich
natürlich nicht nein! Als ich dann in den Waschsalon kam, traf ich dort auf
Corinna die ebenfalls gerade erst gekommen zu sein schien und die ebenfalls
zwei volle blaue Müllsäcke dabei hatte. Na zum Glück gibt es wenigstens
genug Waschmaschinen, dachte ich und fing meinerseits an, die Wäsche in
Maschinen zu füllen. Außer uns war nur noch ein Mann dort, dessen Wäsche sich
aber schon in einem der Trockner befand. Er saß auf der Bank unter dem
Fernseher und las in einer Zeitung. Corinna war etwas früher mit dem Beladen
fertig.
>>Soll ich dir auch einen café
aus der Bodega mitbringen?<< piepste sie.
>>Wenn du das für mich tun
möchtest — gern.<<
Corinna ging zur Bodega hinüber und
als sie 5 Minuten später wiederkam, tat sie so, als ob nie etwas zwischen uns
vorgefallen sei. Mir dämmerte, dass es wahrscheinlich auch kein Zufall gewesen
war, dass ich sie ausgerechnet heute hier angetroffen hatte. Immerhin wusste
Corinna, dass ich an meinem freien Tag gerne hierher kam.
>>Ist das nicht Peter, der da
in der Bodega an der Theke hockt<<, rief sie und drückte mir meinen café
solo in die Hand. Ich nickte und erklärte, dass er mich gefahren hatte.
>>Was ein Luxus<<, sagte
Corinna. >>Und ich schleppe mich hier mit den beiden Säcken zu Fuß ab!<<
>>Wenn du willst, frage ich
Peter. Ich bin mir sicher, dass er nichts dagegen hat, dich auch mit zurückzunehmen.<<
Mir fiel es nicht ganz so leicht wie
Corinna, einfach alles zu vergessen. Aber ich war trotzdem froh. Jedoch nahm ich
mir vor, in Zukunft vorsichtiger zu sein und falls sie nochmal fragen würde,
ihr auch ehrlich zu erklären, dass ich beschlossen hatte, mir mein eigenes piso nur für mich zu suchen.
>>Mein Gott<<, rief
Corinna dann, als wir unsere Säcke später wieder auf der Rückbank verstauten,
>>ist die Karre aber dreckig!<<
In der Tat war kaum noch zu erkennen,
dass der Wagen eigentlich dunkelgrün war. Ich fragte mich, ob der Wagen deshalb
so schmutzig war, weil es in Ceuta vielleicht noch nicht so viele asphaltierten
Straßen gab oder wo die beiden sonst noch so gewesen sein könnten! Ich hatte
nämlich immer noch das Gefühl, nur die halbe Geschichte zu kennen und ich
verstand auch nicht, warum Peter seinen BMW, den er doch scheinbar so heiß und
innig liebte, nicht einfach mal waschen ließ! Der BMW war jedoch so geräumig,
dass Corinna trotz der vier prallgefüllten Müllsäcke ebenfalls noch Platz auf
der Rückbank fand. Unten an der Straße, vor der Treppe die zu Ernies Appartementhaus
und auch hoch zum „Picasso“ führte, beeilten wir uns dann extra mit dem Ausladen.
Dabei sah ich, dass der Mann, der vor einiger Zeit die Klingeln inspiziert
hatte, an der Ecke stand und uns beobachtete. Mittlerweile wurde es draußen
schon dunkel, aber wenn ich mich nicht täuschte, hatte er dort auch schon
gestanden, als Peter mich abgeholt hatte. Doch wahrscheinlich war er nur einer
der vielen älteren Arbeitslosen, die den ganzen Tag über auch nichts anderes zu
tun hatten, als vor Langeweile durch die Stadt zu laufen! Obwohl, dachte
ich dann, für einen Arbeitslosen ist er eigentlich viel zu gut gekleidet.
Meine Versöhnung mit Corinna hatte
zur Folge, dass sie ab nun wieder darauf bestand, mit mir zusammen den Montag
frei zunehmen, worüber Paco natürlich ganz und gar nicht begeistert war. Aber
ihm war wichtiger, dass wir wieder ein Team bildeten und da wir nun beide auch
bereit waren, ins Séparée zu gehen — wenn auch nur mit Titus und Adelio — so
war dies in Pacos Augen doch ein Schritt in die richtige Richtung! Deshalb regte
er sich über Corinnas Allüren auch nicht allzu sehr auf. Außerdem hatte in der
vergangenen Woche ein neues Mädchen im „Mau-Mau“ angefangen. Sie war
US-Amerikanerin mit mexikanischer Abstammung und sprach ebenfalls fließend
Spanisch. Donna hatte zuvor einige Zeit im „Japón” gearbeitet und erzählte, sie
hätte die ständigen Übergriffe von Eduardo Junior nicht mehr länger
ausgehalten. Eduardo Junior dachte wohl, dass alle Mädchen ihm gehörten und er nur
mit den Fingern schnippen müsste, damit sie ihm zu Willen wären. Donna hatte
ein ausgesprochen temperamentvolles Wesen und nahm sich kein
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