Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
Vom Netzwerk:
benutzten, um uns
ungestört mit unseren Gästen zu unterhalten.
    >>Ihr wollte mich auf den Arm
nehmen!<<, rief sie. Donna war der Meinung, dass kein Mann 100.000 Pesten
bezahlte, nur um sich mit einer Frau zu unterhalten, noch dazu in einem
stinkigen Séparée — und noch dazu, wenn Mann aussah wie Adelio! Sie fand,
er sei einer der bestaussehendsten Männer, die ihr jemals begegnet wären und er
es doch auch überhaupt nicht nötig hätte, sich ein Mädchen in einer Bar zu
suchen.
    >>So wie der aussieht,
findet er immer eine, die alles mit sich anstellen lässt, auch ohne Geld dafür
zu bekommen!<<, rief sie. Eines Abends nahm ich Donna mit ins
„Hollywood“, denn obwohl Donna nun schon seit einigen Monaten in Lloret wohnte,
war sie noch nie hier aus gewesen. Als Donna dann Alonso sah, fragte sie mich,
ob Adelio einen jüngeren Bruder habe und ich lachte — was hätte ich ihr auch
darauf antworten sollen? Dass Adelio ein Brandstifter war und Alonso der
Feuerwehrmann?
     
    Donna hatte sich ein Zimmer in der
Pension von Ramon genommen und Corinna wollte wissen, warum sie sich nicht ein
Zimmer im „Picasso“ nahm. Ramon sei ein lieber Kerl, aber die Zimmer, die er
vermietete, seien schrecklich. Ich konnte mir eine Steigerung von schrecklich kaum vorstellen nachdem ich Corinnas Zimmer im „Picasso“ gesehen hatte. Donna
sagte, die Zimmer im „Picasso“ seien ihr zu teuer, denn sie wolle so viel Geld
wie möglich sparen. Sie wusste, ihre Tage als Barmädchen waren gezählt und mit
jedem Jahr, das sie älter würde, könnte sie weniger Geld von ihren Kunden
verlangen. Außerdem blieb Donna sowieso nie allzu lange an einem Ort und sagte,
das meiste Geld könnte man eben verdienen, solange man für die Gäste noch neu
wäre!
    >>Also lieber noch durcharbeiten,
solange es geht. Putzen gehen kann ich dann später ja immer noch<<, rief
sie. Donna machte sich was ihre Zukunft anging nicht allzu viele Hoffnungen.
Wer wollte auch schon eine ehemalige puta heiraten? Trotzdem war sie ein
ausgesprochen fröhlicher Mensch und ich habe sie nie schlecht gelaunt oder
wehleidig erlebt.
     
    Corinna sagte, dass mit Beginn der
neuen Saison bestimmt noch mehr neue Mädchen das „Mau-Mau“ bevölkern würden. Sie
hoffte inständig, dass es nicht zu viele werden würden. Zwar kämen dann auch die Touristen,
aber die Konkurrenz sei dann eben auch höher! Ich machte mir darüber jedoch
nicht allzu viele Gedanken. Wir sahen beide gut aus und fielen mit unseren
blonden Haaren auch sofort auf. Doch Corinna unkte, dass natürlich gerade die Touristen
eher auf die dunkelhaarigen Spanierinnen stünden.
    >>Trotzdem<<, erwiderte
ich selbstbewusst, >>wer will uns schon das Wasser reichen?<<
     Corinna nickte wenig überzeugt, und
ich erinnerte sie daran, dass das mal ihre eigenen Worte gewesen waren. Corinna
sagte, sie wolle auf keinen Fall so enden, wie die alte Rosi. Bevor es soweit
kommen würde, würde sie von ihrem letzten Geld den teuersten Fummel kaufen, um
damit in Monaco einen reichen, alten Knacker an Land zu ziehen! Die Sache hatte
nur einen Haken, wie ich fand; wie bekäme sie all ihre Utensilien, die sie
tagtäglich in ihrer riesigen Handtasche mit sich herumschleppte, in ein winziges
Abendtäschchen? Darüber mussten wir beide dann jedes Mal lachen.
    >>Apropos alter Knacker <<,
griff ich das Thema eines Abends auf und fragte sie, was da zwischen ihr und
Titus ablief. Es war Freitagabend, morgen wäre Karnevalssamstag, und wir saßen
bei Ramon zum Abendessen.
    >>Da ist doch etwas zwischen
euch<<, ließ ich nicht locker und schließlich erzählte Corinna mir, dass
Titus sie ständig bedrängen würde, doch seine Geliebte zu werden.
    >>Und wie stellt er sich das
vor?<< wollte ich wissen.
    >>Nun, er hätte gerne, dass ich
zu ihm ziehe. Er bewohnt wohl ein riesiges piso in Blanes und meint, ich könnte
dort sogar mein eigenes Zimmer und mein eigenes Bad haben.<<
    Corinna machte eine Pause.
    >>Und?<< fragte ich.
    >>Und er will mir pro Jahr, das
ich bei ihm bleibe, mindestens zehn Millionen Pesten bezahlen. Voraussetzung
ist allerdings, dass ich dies bis zu seinem Tod durchhalte.<<
    Ich schüttelte den Kopf, so als hätte
ich nicht begriffen, was Corinna mir da gerade eröffnet hatte. Corinna selbst
schien das wohl auch zu denken.
    >>Für das erste Jahr will er
mir zehn Millionen geben, für das zweite zwanzig und so weiter. Sollte ich
jedoch vorher aussteigen, bekomme ich nur zehn Millionen für jedes Jahr, das
ich bei ihm war, die

Weitere Kostenlose Bücher