Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
Vom Netzwerk:
Beine ab den Knien von der Tischkante hingen und seine Körperfülle
bedeckte fast die gesamte Breite des Tisches. Der zweite Sanitäter beugte sich gerade
über ihn, während der andere nun in einem Koffer hantierte und dabei immer
wieder rief, dass die Leute doch endlich mehr Platz machen sollten. Nur Maurice
hatte man zu Detlef durchgelassen und es sah so aus, als ob Detlef etwas zu ihm
sagte. Irgendjemand in meiner Nähe murmelte etwas von einem Herzinfarkt. Dann
schloss sich der Kreis der Schaulustigen wieder um die Sanitäter herum und den
Tisch auf dem Detlef lag, und ich konnte nichts mehr sehen. Also kehrte ich zu
unserem Tisch zurück und ein paar Gäste, die noch an ihren Tischen saßen
fragten, was denn geschehen sei. Ich antwortete, dass da wohl jemand einen
Infarkt erlitten habe und setzte mich wieder an unseren Tisch. Ich wartete auf
Maurice.
     
    Es dauerte jedoch noch ein Weile, bis
Maurice zurückkam und vorher beobachtete ich noch, wie er zusammen mit den
beiden Sanitätern und fünf Gästen den Tisch, auf dem Detlef lag, nach draußen
zu dem Krankenwagen schleppte. Der Parkplatz war um diese Zeit so zugeparkt,
dass der Krankenwagen nicht bis zum Eingang hatte vorfahren können und in
zweiter Reihe stand. Zum Glück hatte das „El Reno“ jedoch eine doppelte
Eingangstür und ich ging davon aus, dass 200 Kilogramm Fleisch auf einem Tisch einfacher
zu transportieren waren, als auf einer Trage — zumal Detlef auf das schmale
Ding wahrscheinlich eh nicht drauf gepasst hätte! Der Neue, der nun für Detlef
arbeitete und Oliver kamen dann mit der Trage ebenfalls aus dem Restaurant,
doch ich konnte nicht sehen, wie man Detlef letztendlich in den Krankenwagen
hievte, weil der Wagen mit dem Kühler zum Restaurant abgestellt worden war. Es
dauerte jedoch noch einmal ein Weilchen, bis einer der Sanis erneut in mein
Blickfeld geriet, als er um den Krankenwagen herum gelaufen kam und dann ins Führerhaus
sprang. Gleich darauf wendete der Wagen und mit viel Tatütata verließ er den
Parkplatz vor dem „El Reno“ wieder. Zwei der camareros schleppten daraufhin
den Tisch wieder ins Restaurant und kurz darauf kam auch Maurice wieder zurück.
    >>Ich glaube, der Dicke hatte
nochmal Glück im Unglück<<, sagte er ernst. Ich fragte, was denn los
gewesen sei und Maurice erklärte, dass Detlef wohl nur einen Schwächeanfall
gehabt habe.
    >>Einen Schwächeanfall?
Detlef?<<, rief ich überrascht und fand die Diagnose reichlich absurd. Schwach sah Detlef mit seinen zwei Metern und 200 Kg Gewicht nun sicher nicht aus!
    >>Und was wollte er von
dir?<<
    >>Ich soll ein paar Dinge für
ihn regeln.<<
    >>Und warum ausgerechnet du und
nicht jemand von seinen Angestellten?<<
    Maurice zuckte die Schultern und
lachte verlegen.
    >>Vielleicht, weil er mir
einfach mehr vertraut — keine Ahnung. Ich habe ihm jedenfalls versprochen, dass
ich mich um alles kümmere — jedenfalls so lange, bis er wieder auf den Beinen
ist.<<
    >>Das heißt, du arbeitest ab
sofort wieder für ihn?<<
    Maurice seufzte.
    >>So könnte man es auch nennen.
Aber nur solange, bis Detlef wieder fit ist.<<
    Maurice sagte, man habe Detlef mit
ins Krankenhaus nach Blanes genommen, um die Möglichkeit eines Herzinfarktes ausschließen
zu können. So wie es aussah, würde Detlef ein oder zwei Tage zur Beobachtung
dort bleiben müssen. Wir fragten nach der Rechnung und fuhren nach Sta.
Cristina.
     
    >>Aber glaub bloß nicht, dass
du mich um 9.00 Uhr aus dem Bett schmeißen kannst, nur weil du plötzlich wieder
für den Dicken arbeitest<<, sagte ich lachend, als wir später im Bett
lagen. Maurice beruhigte mich und sagte, er hätte sich erst um 17.00 Uhr mit
den anderen im chalet verabredet, um alles Weitere zu besprechen. Vorher
wollte er jedoch im Krankenhaus vorbeifahren und nachsehen, wie es Detlef nun
ging. Ich lag auf dem Bauch in Maurice‘ Arm und er erzählte mir, wie er sich
seine Zukunft vorstellte. Er hatte beschlossen, Lourdes zu heiraten. Sie
wusste, dass er sie nicht liebte und nur deshalb heiratete, weil er einen
spanischen Pass wollte. Doch das schien ihr egal zu sein und sie schien auch
überzeugt zu sein, dass er sich mit der Zeit schon noch in sie verlieben
würde! Allerdings wollte sie eine Woche vor Ostern — wenn auch nur
standesamtlich heiraten, und Lourdes erwartete von Maurice auch, dass er vorher
bei ihr einzog! Was mich betraf, so schien Maurice irgendwie eine Mauer
aufzubauen. Jedenfalls versuchte er es! Mir war das schon früher

Weitere Kostenlose Bücher