Vorsaison
erkennen, wie viel er einem da gab! Deshalb zählte ich mein Geld vor
verlassen der Bar auch immer nach — im Gegensatz zu Corinna. Aber dadurch war
mir natürlich auch nie aufgefallen, dass sie nur die Hälfte bekam. Corinna
sagte, immerhin verfüge Paco über ein Bankkonto, wo das Geld am sichersten wäre
und wenn sie etwas davon haben wolle, bräuchte sie ihn auch nur zu fragen.
Corinna sah mein Gesicht und verdrehte die Augen. Dann sagte sie, dass sie das
Geld ansonsten doch nur für Unsinn ausgeben würde! Trotzdem fand ich dies keine
gute Idee; was, wenn Paco beschloss, ihr das Geld nicht zurückzugeben,
beispielsweise wenn Corinna vorhatte das „Mau-Mau“ zu verlassen? Oder
angenommen, es war doch etwas dran an dem Gerücht, dass Paco die Bar nicht mehr
lange halten konnte und weiter angenommen, er hatte Schulden? Die Bank würde es
nicht interessieren, wem das Geld auf seinem Konto tatsächlich gehörte,
zumal Corinna und Paco auch nichts schriftlich festgelegt hatten. Ich fand, es
war reichlich dumm und naiv von Corinna gewesen, den Großteil ihres Geldes Paco
anzuvertrauen. Doch Corinna meinte, ich sei nicht objektiv genug, weil ich eh
Probleme mit Vertrauen Männern gegenüber hätte. Ich hatte ihr mittlerweile ein
wenig mehr über meine Vergangenheit erzählt und dabei auch die Erfahrungen mit
meinem Ex-Freund in Deutschland nicht ausgelassen.
Später am Abend kam Pepe zu uns hoch,
um mir meine zwei Stunden Spanischunterricht zu geben. Corinna hatte es sich
nicht nehmen lassen, uns Gesellschaft zu leisten. Während Pepe und ich dann versuchten
zu lernen, saß Corinna mit am Tisch und lackierte sich genüsslich ihre Fußnägel!
Dazu hatte sie einen weiteren Stuhl herangezogen, auf dem nun ihre Füße ruhten.
Während ich einen meiner heißgeliebten „Uncle Sam“ Jogger trug, trug Corinna lediglich
einen Morgenrock aus rosa Satin. Außerdem war sie auffallend freundlich und
zuvorkommend zu Pepe. Corinna wollte wissen, wie es Pepe so ginge und was er so
machte und dann bot sie ihm einen Whiskey aus Ernies Hausbar an. Als Pepe mit
einem Seitenblick auf mich jedoch ablehnte, säuselte Corinna, dass sie aber nur
ungern alleine trinken würde.
>>Und Sabrina lebt ja eh
abstinent!<<, fügte sie vorwurfsvoll hinzu. Ich verdrehte die Augen. So
wie es aussah, fiel unser Spanischunterricht diesmal ins Wasser — oder in
den Whiskey . Ich sagte Pepe, es sei OK, wenn er etwas trank! Von einem Whiskey würde er auch wohl kaum aus den Latschen kippen — dann schon eher durch
Corinnas süffisantes Benehmen! Ich wusste mittlerweile von Graham, dass Pepe
nun eine spanische Freundin hatte. Sie war genau wie Pepe Studentin und laut
Graham hatte sie am Wochenende auch unten in ihrem piso übernachtet.
Graham hatte mir außerdem mitgeteilt, dass er spätestens nach Ostern Spanien
verlassen wollte. Sein nächstes Ziel hieß Polen. Corinna machte sich nun einen Spaß
daraus, Pepe in Verlegenheit zu bringen. Sie wusste von seiner Freundin und ich
hatte ihr im Waschsalon auch erzählt, wie unsere allererste Spanischstunde
damals geendet hatte. Corinna wollte nun austesten, wie weit sie bei Pepe gehen
konnte — oder musste, bevor er auch bei ihr schwach würde. Ich fand Pepe hielt
sich tapfer, denn auch wenn ihm nach gut einer Stunde der Schweiß auf der Stirn
stand, ließ er sich von Corinna nicht bezirzen und blieb höflich, aber
bestimmt. So ließ er sich auch nicht von ihr nicht zu einem zweiten Glas
Whiskey überreden, wobei ich jedoch anmerken sollte, dass schon das erste Glas
von der Menge her eher einem 3-fachen Whiskey entsprochen hatte! Nur unser
Unterricht litt diesmal erheblich und deshalb war ich schon ganz froh, als es
schließlich klingelte. Es war die Klingel unten und so steckte ich, wie
gewöhnlich, zuerst den Kopf aus dem Wohnzimmerfenster, um nachzusehen, wer
geklingelt hatte. Es war Maurice. Ich entschuldigte mich bei Pepe, holte meine
Schlüssel und lief nach unten.
Maurice brachte Nachricht von Detlef
und ich hatte schon auf der Zunge, ihm zu sagen, dass mich Detlef überhaupt nicht
interessierte. Detlef war bei mir unten durch! Doch ich begriff, dass Maurice
dies nur erwähnte als Begründung für sein eigenes Verhalten. Jedenfalls hatte
sich nach einem EKG herausgestellt, dass dieser Schwächeanfall doch ein
Herzinfarkt gewesen war, zumal es Detlef immer noch relativ schlecht ging. So
hatte Maurice nun auch von Detlef den Auftrag bekommen, dessen Bruder zu
kontaktieren. Dieser lebte in
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