Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
Vom Netzwerk:
ließen Corinna und Hermann im
„Moby’s“ zurück und gingen zu Maurice‘ Mini. Er fragte, ob ich Lust hätte, zuerst noch ins „El Reno“ zu fahren und ich war einverstanden. Detlef und Konsorten
waren ebenfalls dort und so suchten wir uns einen Tisch in einem anderen Teil
des großen Restaurants, das über mehrere Bereiche verfügte. Ich fragte Maurice,
ob er wüsste, wer der Neue bei Detlef wäre, doch Maurice zuckte nur die
Schultern. Dann fragte er mich plötzlich nach Babs und ich erzählte ihm, was ich
mittlerweile wusste und dass ihr eigener Vater sie grün und blau geschlagen und
ihr dann den Pass weggenommen hatte. Auch dass Detlef und Hermann Babs damals
für ihre Zwecke ausgenutzt und sie mit einer Liste verschreibungspflichtiger Medikamente
ins Krankenhaus von Lloret geschickt hatten, erzählte ich ihm.
    >>Hast du davon
gewusst?<<, wollte ich wissen.
    Maurice schüttelte den Kopf.
    >>Nein, aber ich habe natürlich
mitbekommen, dass die beiden Babs ständig mit etwas aufgezogen haben. Wegen
ihrer schlechten Haut? <<
    Ich nickte.
    >>Ja. Babs dachte tatsächlich,
dass AIDS ein neues Mittel gegen Akne sei, welches es nur hier in Spanien und
nur auf Rezept gäbe. Sie ist halt doch wesentlich naiver, als ich gedacht hatte
und deshalb bin ich ehrlich gesagt auch heilfroh, dass sie nicht wieder mit
zurückgekommen ist — obwohl mir das, was jetzt mit ihr geschieht, natürlich
auch leid tut!<<
    Ich erzählte Maurice auch, wie man im
Krankenhaus dann die Polizei gerufen hatte.
    >>So ist man letztendlich auch Ernie
auf die Schliche gekommen! Weil Babs seinen vollen Namen kannte und die Adresse
seines pisos als ihre Unterkunft in Lloret angegeben hat<<,
beendete ich meine Geschichte.
    >>Und du glaubst, dass sie
wirklich nicht gewusst hat, was auf dem Zettel stand?<<, fragte Maurice
ungläubig.
    Ich nickte heftig.
    >>Sie hatte angenommen, es sei
ein Brief für den Arzt mit einer Begründung, warum dieser ihr das Medikament
gegen Pickel trotzdem geben sollte, obwohl sie kein Rezept dafür hatte.<<
    >>Das ist doch totaler
Schwachsinn!<<, meinte Maurice. >>Auch wenn ich kein Spanisch kann,
sehe ich doch, ob auf einem Zettel ein Text steht oder bloß eine Ansammlung von
Begriffen!<<
    In diesem Punkt gab ich Maurice durchaus
Recht, aber ich bezweifelte, ob Babs überhaupt vorher versucht hatte, diesen
Zettel zu lesen. Maurice sagte, so eine Sache sähe Detlef durchaus ähnlich. Detlef
hätte eine ziemlich perfide Vorstellung von Humor, auch wenn er wahrscheinlich
nicht damit gerechnet habe, dass man Babs deshalb gleich verhaften werde. Denn
genauso gut hätte sie an einen Arzt geraten können, der ihr für ein paar tausend
Peseten diese Medikamente durchaus mitgegeben hätte — oder ihr zumindest ein
Rezept ausgestellt hätte!
     
    Ich wollte jedoch nicht weiter
darüber reden. Für mich war die Sache eigentlich abgeschlossen — so Leid es mir
für Babs auch tat!
    >>Aber du verstehst jetzt,
warum ich es besser finde, dass Babs nicht wieder herkommt? Ich kann und will
auch nicht dauernd für sie den Babysitter spielen — abgesehen davon, dass Hermann
sie auch nur ausnützen würde!<<, beendete ich das Thema.
    >>Ja, ich weiß<<, sagte
Maurice — und da war er wieder, dieser leichte Anflug von Sarkasmus in seiner
Stimme. >>Du willst leben und Spaß haben und keinerlei Verpflichtungen
eingehen!<<
     
    Kurze Zeit später sahen wir durch
eines der Fenster, wie ein Krankenwagen mit Blaulicht vorfuhr und Maurice sagte,
entweder hätten die Sanitäter einen Mordshunger oder es sei etwas passiert. Wir
saßen in einem Nebenraum und waren so vertieft in unser Gespräch gewesen, dass
wir auch nicht mitbekommen hatten, was um uns herum geschehen war. Nun sahen
wir, wie zwei Sanitäter mit einer Trage, vom Parkplatz aus in Richtung
Restaurant liefen — Hunger schien jedenfalls nicht der Grund für ihr
Blaulicht gewesen zu sein! Dann kam ein camarero zu unserem Tisch
herübergeeilt und bat Maurice mitzukommen. Ich folgte den beiden unaufgefordert.
Im Hauptraum, um einen großen Tisch herum, wo bei unserem Eintreffen noch
Detlef mit seinen Begleitern gesessen hatte, scharten sich nun viele Gäste und das
Personal. Einer der Sanitäter war gerade dabei, für Ruhe und mehr Platz zu
sorgen. Er wollte, dass man den Gang freihielt und so konnte ich das
zerbrochene Geschirr, nebst Tischdecke, auf dem Boden sehen. Dann erkannte ich,
dass Detlef auf dem Rücken liegend, auf einem der langen Tische lag. Er war so groß,
dass seine

Weitere Kostenlose Bücher