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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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seufzte.
    >>Warum musst du deine Nase
immer in Dinge stecken, die dich nichts angehen und die obendrein auch noch gefährlich
sind! Hast du mir nicht mal gesagt, dass du nur hier her gekommen bist,
um frei zu sein und das Leben zu genießen?<<
     Ich sah Maurice an. Er sprach genau
das aus, worüber ich den ganzen Abend nachgedacht hatte.
    >>Du weißt nicht, ob Peter die
Drogen am Abend der Übergabe tatsächlich noch im Kofferraum seines Autos hatte.
Du weißt ja noch nicht mal, wo der Deal überhaupt stattfinden sollte. Das
einzige, was du mit Sicherheit weißt ist, dass Peter jetzt tot ist, und wenn du
nicht auch bei den Fischen enden willst, dann nimm das Geld und denk nicht
weiter darüber nach, sondern hoffe, dass möglichst schnell Gras über alles
wächst!<<
    Maurice winkte einem der camareros wegen der Rechnung.
    >>Hör zu<<, sagte er
dann. >>Mir bleiben noch genau zwei Wochen und ob du es glaubst oder
nicht, auch ich genieße gern die angenehmen Seiten des Lebens. Als äußerst
angenehm empfinde ich die Zeit, die ich mit dir verbringe — jedenfalls wenn du
nicht gerade dabei bist, dir deine Finger an Dingen zu verbrennen, die dich
nichts angehen.<<
    Er machte wieder eine kurze Pause.
    >>Ich denke oft an unsere letzte
Nacht, als du im Januar hier warst und du mich mit unter die Dusche genommen
hast. Ich habe damals versucht mich nicht mehr wirklich auf dich einzulassen.
Ich wusste ja auch nicht, ob du wirklich zurückkommen würdest — und ich weiß,
dass du das gespürt hast. Ich weiß auch, dass du das beim letzten Mal gespürt
hast — oder zumindest gedacht hast, dass es so ist — ach was rede ich! Lass es
uns einfach nochmal machen, solange ich noch die Möglichkeit dazu habe.<<
     
    ***
     
    Als ich am nächsten Tag wieder nach
Hause kam, war Corinna schon wach, denn aus ihrem Zimmer hörte ich den
Fernseher. Ich war guter Dinge und hatte auch nicht vor, mir durch sie meine
gute Laune wieder verderben zu lassen. Maurice hatte Recht und das Leben war
auch einfach zu kurz, um es sich unnötig schwer zu machen! Meine Zimmertür
hatte ich am Abend zuvor wie immer abgeschlossen, jedoch nicht, weil ich
Corinna nicht vertraute, sondern wegen Hermann. Corinna mochte sein wie sie
war, aber niemals hätte sie mich oder jemand anderen bestohlen. Doch dann war
ich zugegebenermaßen nicht schlecht überrascht, als anstelle von Hermann plötzlich
Paco in Unterwäsche in der Küche erschien. Schon alleine der Anblick des nicht
mehr ganz weißen Feinripps hätte normalerweise ausgereicht, um ein schweres Trauma
zu verursachen. Doch ich wollte mir meine gute Laune dieses Mal partout nicht
verderben lassen. Und schließlich ging es mich ja auch nichts an, mit wem
Corinna ihr Bett teilte. Ich stellte fest, dass die geistige Freiheit, selbst entscheiden
zu können, womit man sich eingehend auseinandersetzen wollte — oder auch nicht
— definitiv etwas Positives hatte! So lachte ich Paco denn auch nur an, nahm
meinen Kaffee und verschwand schleunigst wieder in mein eigenes Zimmer. Dort
schrieb ich einen kurzen Brief an Peters Bruder und fügte diesem den Artikel
aus der lloretschen Gazette hinzu. Als ich das Briefkuvert dann zuklebte, war
es für mich wie ein Schlussstrich unter einem leidigen Kapitel!
     
    Kurz darauf hörte ich die Wohnungstür.
Paco war gegangen. Ich nahm den Schuhkarton, ging in Corinnas Zimmer und sagte
nur: >>Du hast Recht!<<
    Dann teilte ich das Geld exakt
zwischen uns auf. Corinna wusste gar nicht, was sie dazu sagen sollte und
deshalb übernahm ich auch weiterhin das Reden: >>Heute Abend nach der
Arbeit wird gefeiert. Ich will endlich mal wieder die Sau rauslassen!<<
     
    Der Winter war nun fast vorbei, in
mehrerlei Hinsicht. Maurice hatte nachmittags eine Verkaufsschau im Hotel „Don
Juan“ auf Monkey Island gehabt und ich hatte ihm gesagt, dass er mich
nicht extra vorher noch zum piso fahren müsse. Das Viertel zwischen dem
„Revolution“ und Fenals, in dem auch das „Don Juan“ lag, wurde allgemein als Monkey
Island bezeichnet, wegen der vielen englische Pubs, die es dort gab. Der
Weg von dort bis zum piso war etwas weiter, aber das Wetter war
mittlerweile so schön, dass ich gern zu Fuß ging. Der Himmel war strahlend blau
und auch wenn der Wind relativ stark blies, so war es draußen doch sehr
angenehm. Ich hatte beschlossen, sogar den Umweg an der Strandpromenade entlang
zu nehmen. Vereinzelt wagten sich die ersten Hartgesottenen schon ins Meer,
obwohl die Strandbars noch

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