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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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in
Lloret de Mar in Verbindung setzen solle — oder meinetwegen auch mit dem
Deutschen Konsulat in Spanien. Wie ich Peters Bruder jedoch auf anonymem
Wege Peters Geld zukommen lassen sollte, darüber war ich mir noch nicht ganz im
Klaren. Ich konnte es ja schließlich nicht in dem Schuhkarton verpackt nach
Deutschland schicken — oder warum auch nicht? Corinna bekam dauernd Carepakete
von ihren Eltern zugeschickt und in der Regel versteckten diese auch immer ein
paar hundert DM für ihre Tochter darin. Die Pakete, die sie sich jedoch immer
noch an Ramons Adresse schicken ließ, kamen auch immer unbeschadet hier an — wieso
also sollte ich befürchten, dass jemand auf umgekehrtem Wege ein Paket öffnen
würde, das jemand von Spanien nach Deutschland schickte? Die Idee gefiel
mir.
     
    Graham sagte gerade etwas über eine
Abschiedsfeier im Pub vom „Picasso“ am nächsten Montag und mir fiel wieder ein,
dass Graham Spanien ja schon bald verlassen wollte. Detlef hatte ihn noch bis
Ende März bezahlt und solange hatte Graham auch noch weiterhin im chalet kochen wollen. Mittlerweile war es Ende März und seit Pepe eine Freundin hatte,
blieb Graham auch oft über Nacht inLloret Blau. Nächste Woche wäre es
dann aber soweit und Graham wollte nach Polen aufbrechen. Zuvor wollte er alle
aber noch einmal einladen. Detlef war mittlerweile nach Österreich geflogen und
Graham meinte, dass Markus mit dem VW-Bus unterwegs wäre. Detlefs Citroën stand
jedoch noch am chalet .
    >>Wenn du willst, fahre ich
schnell runter zu Modas Taurus und gebe Maurice Bescheid, dass er später mal
bei dir vorbeikommt<<, schlug Graham mir vor. Doch ich sagte, das sei
nicht nötig. Ich beendete das Gespräch und rief wieder Sonja an. Sie hatte zwei
Telefonnummern für mich in Erfahrung gebracht; eine vom Privatanschluss und
eine von der Firma selbst. Nachdem ich beide Telefonnummern aufgeschrieben
hatte, sagte Sonja erneut, dass sie mir unbedingt noch etwas erzählen müsse.
    >>Ich hab‘ am Wochenende schon
versucht, dich bei deinen Vermietern zu erreichen, aber da war dauernd
besetzt<<, teilte sie mir aufgeregt mit und ich antwortete, dass da
wahrscheinlich mal wieder die Leitung gestört war. Etwas, dass hier in Spanien
wohl regelmäßig vorkam — genauso wie die kompletten Stromausfälle bei starkem
Regen! Ich wollte unbedingt gleich bei Peters Bruder anrufen und so vertröstete
ich Sonja schnell. Ich gab ihr mein Ehrenwort, sie später am Abend nochmal
anzurufen und sagte, dass ich jetzt nicht genug Kleingeld bei mir hätte. Dabei
hatte ich immer massenweise passende Münzen, weil ich diese auch für den
Waschsalon sammelte.
     
    Nachdem ich Sonja abgewimmelt hatte,
wählte ich die Nummer des Privatanschlusses von Peters Bruder. Mittlerweile war
es nach halbsieben und die Chancen noch jemanden unter dem Firmenanschluss zu
erreichen, waren wohl eher gering. Schon nach dem ersten Klingelzeichen wurde
abgenommen.
    >>Ja!<<, meldete sich
eine Männerstimme und mir fiel ein, dass ich ja noch gar nicht genau überlegt
hatte, was ich eigentlich sagen wollte!
    >>Spreche ich mit dem Bruder
von Peter Sowieso?<<, fragte ich deshalb.
    >>Mein Bruder ist für mich
gestorben!<<, ertönte es am anderen Ende. Danach machte es Klick und ich
hörte nur noch das Besetztzeichen. Peters Bruder hatte einfach den Hörer
aufgelegt. Ich atmete einmal tief durch.
    >>Heute ist einfach nicht dein
Tag<<, sagte ich zu mir selbst und warf noch eine Münze in den Schlitz.
Dann wählte die Nummer erneut. Gleich nach dem ersten Klingelton wurde wieder
abgenommen und ich legte los: >>Ihr Bruder ist tot! Wenn Sie…<<
    >>Er ist was?<<
    >>Er ist tot. Angeblich ist ihr
Bruder ertru…<<
    >>Tot?! Geschieht ihm ganz
recht! Hat er sich endlich doch noch zu Tode gesoffen! Ich hoffe er schmort
jetzt in der Hölle und wenn Sie hoffen, dass ich auch noch die Kosten für seine
Beerdigung übernehme, haben Sie sich gewaltig in den Finger geschnitten! Ich
will mit dem Mistkerl nichts mehr zu tun haben!<<
    Es machte wieder Klick in der
Leitung. Offensichtlich hatten Peter und sein Bruder kein sehr inniges
Verhältnis gehabt und ich fragte mich, ob es das gewesen war, was Peter gemeint
hatte, als er sagte, er würde zurück nach Deutschland fahren, weil er dort noch
etwas in Ordnung bringen müsste. Ich dachte dabei auch an das Geld in dem
Schuhkarton. Peter hatte nämlich auch gesagt, dass er zurück nach Deutschland
fahren würde, sobald er sein Geld zurück hätte. Vielleicht hatte er

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