Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
Vom Netzwerk:
mich
nichts angingen!
     
    Ich war nach Spanien gekommen, weil
ich endlich Freude am Leben haben wollte. Doch wie es aussah, wurde ich immer
wieder mit irgendwelchen Hindernissen konfrontiert, die dann zu meinen
Problemen wurden, und das, obwohl es sich dabei immer um Dinge handelte die ich
nicht verschuldet hatte und die mich genaugenommen noch nicht einmal etwas
angingen! Vielleicht hatte Corinna ja auch Recht mit ihrer Lebensphilosophie,
dass jeder sich selbst der Nächste war! Wenn ich mein Leben also mehr genießen
wollte, müsste ich einfach bloß etwas oberflächlicher und egoistischer werden!
Leichter gesagt, als getan, stellte ich jedoch bei genauerer Betrachtung fest,
denn so war ich nun mal einfach nicht gestrickt!
    >>Was würdest du tun, wenn du
eine größere Summe Bargeld finden würdest<<, fragte ich Adelio während
wir im Séparée saßen.
    >>Ist das eine Fangfrage um
herauszufinden, wie schlecht mein Charakter wirklich ist?<<, gab Adelio
die Frage zurück und ich schüttelte den Kopf.
    >>Nein. Aber angenommen, du
findest — sagen wir 1.5 Millionen Peseten — würdest du das Geld behalten oder
würdest du es zur Polizei bringen?<<
    Adelio lachte.
    >>Erstens sind 1.5 Millionen
Peseten nun wirklich keine größere Summe — in Peseten klingt alles immer
mehr, als es tatsächlich ist — und ich habe auch nicht gerne Scherereien, also
würde ich es wohl zur Polizei bringen.<<
    Adelio wartete auf einen Kommentar
von mir und als ich nichts sagte, fragte er, ob er den Test bestanden hätte.
Ich erklärte ihm, dass dies kein Test gewesen sei, sondern vielmehr eine
rhetorische Frage. Aber ich hatte begriffen, dass Adelio und ich doch in ganz
unterschiedlichen Welten lebten. Für mich und wohl auch für die meisten anderen
Menschen, waren 1.5 Millionen Peseten oder 20.000 DM bestimmt viel Geld. In
dieser Nacht wurde dann leider auch kein Napalm versprüht.
     
    Einige Stunden später saß ich mit
Maurice im „El Reno“ und wartete darauf, was er auf diese Frage antworten
würde. Allerdings wusste Maurice auch etwas mehr darüber und ich hatte ihm auch
von dem Telefonat mit Peters Bruder erzählt. Er riet mir, nicht mehr dort
anzurufen und das Geld zu behalten. Ich überlegte derweilen, was wohl geschehen
würde, wenn man Peters Identität nicht klären könnte und Maurice antwortete,
dass Peter dann ein Armenbegräbnis bekäme. Wenn ich das Geld schon behalten
würde, dann könnte ich ihm davon doch wenigstens ein anständiges Begräbnis
finanzieren, sagte ich daraufhin und wusste im selben Moment, als Maurice den
Kopf schüttelte, dass dies keine gute Idee war. Es war besser, wenn die Polícia
Municipal nie herausfinden würde, dass ich Peter gekannt hatte. Ich beschloss dennoch,
anonym einen Brief an Peters Bruder zu schicken und ihm darin mitzuteilen, was
geschehen war. Vielleicht würde er es sich ja dann doch noch überlegen und mit
der Polizei in Lloret Kontakt aufnehmen, um den Leichnam seines Bruders nach
Deutschland überführen zu lassen. Ich sprach mit Maurice auch über diesen
ominösen Mann von den Wasserwerken und dass ich mir sicher war, dass er in
Wirklichkeit für El Comandante arbeitete. Doch Maurice schüttelte nur wieder
den Kopf.
    >>Die Guardia Civil hätte
einfach wieder eine Razzia durchgeführt, so wie sie es bei Ernie auch schon
getan haben.<<
    Er machte eine Pause und sah mich an.
    >>Nein<<, sagte er dann,
>>ich halte es eher für möglich, dass dieser Handwerker in Wirklichkeit
jemand ist, der für die Typen arbeitet, die Peter auf dem Gewissen haben.
Dieselben, an die Ernie auch das ganze Haschisch verkaufen wollte.<<
    Erneut machte er eine Pause.
    >>Du solltest dir wirklich
überlegen, ob du da wohnen bleiben möchtest!<<
    Ich ging nicht auf seine letzte
Bemerkung ein. Stattdessen fragte ich ihn, was dieser ominöse Handwerker dann
wohl gesucht haben könnte, wenn er nicht von El Comandante geschickt
worden war, um das vermeintliche Geld aus Ernies Banküberfällen aufzuspüren!
    >>Vielleicht die Drogen, die
Peter und Ernie eingekauft hatten?<<
    >>Nein. Peter hatte alles aus
dem piso geschafft und im Kofferraum seines Wagens aufbewahrt.<<
    Peters BWM , schoss es mir dabei durch
den Kopf und Maurice erriet meine Gedanken.
    >>Wahrscheinlich haben sie den
schon in hundert kleine Einzelteile zerlegt und verkauft<<, sagte er
dann.
    >>Aber dann hätten sie ja auch
die Drogen gefunden! Und was, wenn der Wagen doch noch in der Garage vom
Edificio Byblos steht?<<
    Maurice

Weitere Kostenlose Bücher