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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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das Geld ja
seinem Bruder wiedergeben wollen? Denn auch wenn es Peter von Rechts wegen
zugestanden haben mochte, so hatte sein Bruder das Geld dennoch kurzfristig aus
der gemeinsamen Firma nehmen müssen. Und immerhin hatte Peter, zusammen mit dem
Geld welches ich gefunden hatte, mindestens 119.000 DM dabei gehabt —
wahrscheinlich wesentlich mehr. Er hatte ja auch die letzten Wochen immer
eingekauft und selbst die Miete hatte er für drei Monate bezahlt! Vielleicht
hatte Peters Bruder ja sogar einen Kredit aufnehmen müssen — was seinen Unmut Peter
gegenüber hätte erklären können. Aber das alles waren nur Spekulationen und
vielleicht hatte Peter mit dem Geld auch etwas ganz anderes in Deutschland
vorgehabt.
     
    Kurz nachdem ich wieder ins piso zurückgekehrt war, verließ Corinna erneut türenknallend die Wohnung. Fürs
„Mau-Mau“ war es zwar noch zu früh, aber wahrscheinlich hatte Corinna einfach
keine Lust, später mit mir zusammen zur Arbeit zu gehen! Gerade als ich mich
dann selbst auf den Weg zum „Mau-Mau“ machen wollte, klingelte es. Maurice
stand vor der Tür und sagte, dass Graham bei ihm gewesen sei. Ich holte die
kleine Gazette aus dem Wohnzimmer und zeigte Maurice den Bericht über Peter.
Dann warf ich einen Blick auf meine Uhr und erklärte, dass ich zum „Mau-Mau“
müsste. Maurice schlug vor, dass wir uns später treffen könnten und fragte, ob
er mich an der Bar abholen sollte.
     
    Als ich wenig später ins „Mau-Mau“
kam, war Corinna schon da. Sie und Paco waren gerade in ein angeregtes Gespräch
vertieft, welches jedoch sofort verstummte, als ich die Bar betrat. Corinna warf
mir daraufhin einen vernichtenden Blick zu. Dann tätschelte sie Pacos Hand auf
dem Tresen und erklärte mit ungewohnt sanfter Stimme, dass sie dann lieber
erst einmal zum Essen gehen würde! Gleich darauf rauschte sie an mir vorbei
zur Tür hinaus. Außer uns beiden war noch kein anderes Mädchen da und nachdem
Corinna gegangen war, kam Paco sofort zu mir herüber und erklärte, Corinna habe
ihm alles erzählt! Paco kam ohne Umschweife zur Sache und sagte, dass ich das
mit dem Geld doch nochmal überdenken sollte. Dieser Peter sei tot und ihm nütze
das Geld eh nichts mehr! So wie er die Sache sähe, hätten wir das Geld
gefunden, also dürften wir es auch behalten. Bei dem Wort wir musste ich
unwillkürlich lachen und ich fragte mich, was genau Corinna ihm erzählt haben
mochte. Paco fand jedoch auch, dass wir unbedingt überlegen müssten, was wir
sagen würden, falls die Polizei doch noch herausfinden würde, wo Peter gewohnt
hatte. Er fand es wichtig, dass wir uns da nicht in Widersprüche verstrickten. Bei
diesen Worten wurde ich wieder sauer und fuhr Paco an, dass ich ja genau das heute Nachmittag vorgehabt hätte! Paco versuchte mich zu beschwichtigen und
meinte, ich wüsste doch, wie Corinna sei. Dann kam er wieder auf das Geld zu
sprechen und ich war froh, als die Tür aufging und Donna und Rosi die Bar
betraten.
     
    Ich verzichtete auf meine Essenspause.
Erstens hatte ich sowieso keinen Hunger und zweitens hatte ich auch keine Lust
alleine essen zu gehen. Stattdessen wartete ich darauf, dass es halb zehn
wurde, denn es war Dienstag und gegen diese Zeit kam nun für gewöhnlich immer
Adelio. Normalerweise freute ich mich auch immer auf die Begegnungen mit ihm
und vor allen Dingen auf die heißen Flirts. Aber an diesem Abend war ich
einfach nicht bei der Sache und das merkte auch Adelio.
     
    Ich dachte wieder einmal darüber
nach, wo meine Prioritäten lagen. Was war Leben und was war Überleben? Die Arbeit im „Mau-Mau“ war eindeutig Überleben, doch der Teil in dem Adelio
vorkam, war Leben. Guter Sex, Ausgehen, Shoppen — all das war Leben. So
ziemlich in dieser Reihenfolge. Obwohl das mit dem guten Sex in letzter Zeit
doch ein wenig zu kurz kommt, mokierte das Stimmchen in meinem Kopf
sogleich. Männer die mich verfolgten oder meine Wohnung durchsuchten, gefährdeten
dieses Leben und mein Überleben — und zwar ohne dass ich in der Lage
gewesen wäre es zu verhindern, zumal ich selbst nichts zu der Situation die
dazu führte beigetragen hatte. Ich war nur irgendwie da hineingeraten! Wenn
ich meine Nase nun jedoch ganz bewusst in Angelegenheiten steckte, die mich
nichts angingen, wie zum Beispiel der Tod von Peter, dann gefährdete dies
wohlmöglich ebenfalls Leben und Überleben — obwohl ich zumindest in der Lage
sein sollte, meine eigene Nase eben nicht in Dinge zu stecken, die

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