Vorsaison
geschlossen waren und man noch nirgends Liegestühle
mieten konnte. Auch immer mehr Ladenbesitzer fingen nun an, ihre Geschäfte zu entbarrikadieren und hie und da ein paar kleine Renovierungen vorzunehmen. So langsam kam wieder
Leben in die Stadt und mir wurde bewusst, dass es bis Ostern nur noch gut drei
Wochen waren. Irgendwie war mir die Zeit seit meiner Rückkehr nach Lloret
unendlich lange vorgekommen und irgendwie auch wieder nicht. Ostern war in
diesem Jahr, 1984 jedoch sehr spät, erst Ende April. Vielleicht war mir deshalb
auch der Winter oder die Vorsaison so lange vorgekommen?
Jedenfalls hatte ich beschlossen, ab
sofort darauf zu achten das Leben wieder mehr zu genießen und zum ersten Mal
freute ich mich auch so richtig auf den bevorstehenden Sommer! Maurice hatte
mir an diesem Morgen erzählt, dass die Trauung für den 12. April anberaumt
worden war. Lourdes erwartete jedoch von ihm, dass er spätestens am Tag vor der Hochzeit bei ihr einzog und gleich in der Woche nach der Trauung konnte
Maurice dann auch seinen neuen Job antreten. Maurice hatte mich gefragt, ob ich
Lust hätte, vorher noch ein paar Tage mit ihm nach Marseille zu fahren und ich
hatte ja gesagt. Sollte Paco meinetwegen doch ruhig einen Herzinfarkt bekommen!
Hatte nicht jeder Angestellte auch ein Recht auf Urlaub?
Nachdem ich dann zu Hause Peters Geld
zwischen Corinna und mir gerecht aufgeteilt hatte, war auch ihr Groll auf mich
wie weggeblasen! Ich merkte, wie einfach und angenehm es war, ohne ständigen
Widerstand durchs Leben zu gehen, wenn man auch mal drei gerade sein ließ! Vor
allen Dingen wirkte es sich auch positiv auf meine Lust nach Sex aus. Solange
ich mir den Kopf über alles Mögliche zerbrochen hatte, hatte mir der Sinn einfach
nicht so sehr nach sexuellen Aktivitäten gestanden. Nun änderte sich dies
schlagartig und zum ersten Mal seit geraumer Zeit fragte ich mich, wo zum Donnerwetter
Alonso abgeblieben war! Hatte es eine Zeit gegeben, wo er beinahe täglich
nachmittags bei mir vorbeigeschaut hatte, so machte er sich im Moment doch
äußerst rar. Corinna und ich beschlossen deshalb, nach der Arbeit ins
„Hollywood“ zu gehen. Später auf dem Weg dorthin war Corinna dann schon
ziemlich angesäuselt und ließ sich ausgiebig über mein Futonbett aus, welches
sie schlichtweg als Sumomatte bezeichnete! Ich lachte darüber und erklärte,
dass ihr Vergleich noch nicht einmal so abwegig war. Ich hatte ihr auch
erzählt, dass Maurice mich nach Marseille eingeladen hatte. Corinna verstand
nicht, was ich bloß an dem Moro fand. Sie sagte, ihr käme alles ins
Bett, nur ein Moro nicht. Sie fand Maurice zudem überheblich und
arrogant mit seiner unterkühlt wirkenden Art — so als ob er sich für etwas
Besseres hielte! Aber ihre Bemerkungen gingen nun bei mir zum einen Ohr hinein
und zum anderen wieder hinaus. Stattdessen zog ich sie mit Pacos Feinripp auf.
Doch statt verärgert zu reagieren, brach Corinna in schallendes Gelächter aus
und meinte, es käme ja nicht auf die Verpackung an!
In dieser Stimmung erreichten wir
schließlich auch das „Hollywood“. Corinna war in Topform und ließ es sich nicht
nehmen, gleich oben an der Tür, dem Kassierer und Juanito dem Geschäftsführer
so richtig einzuheizen! Zwei gutaussehende Franzosen, die zwischenzeitlich
ebenfalls hereingekommen waren integrierte sie dabei gleich mit in ihre
Vorstellung. Nur Alonso ignorierte sie bei ihrer Show. Ich sah amüsiert zu, wie
Corinna gleich vier Männer ins Schwitzen brachte. Doch schließlich hatte sie genug
und die Show war vorbei! Jetzt hatte sie Durst und Juanito geleitete sie
Diva-gleich die Treppe hinunter. Ich hatte die ganze Zeit, während Corinna ihre
Show abgezogen hatte, neben Alonso gestanden. Nun stellte ich mich vor ihn,
sodass der Kassierer nur meinen Rücken sah.
>>Folla me.<<
Ich hatte nur die Lippen bewegt, denn
das Showmastern überließ ich gerne Corinna.
Es war relativ voll im „Hollywood“
und ich bemerkte viele neue Gesichter. Margaritha meinte, dass einige der
Geschäftsleute, die im Sommer hier ihre Bars und Restaurants betrieben, den
Winter aber woanders verbrachten, nun schon eingetroffen seien. Die
Geschäftsleute gingen ins „Hollywood“, während die einfachen, einheimischen
Gastarbeiter aus dem Süden, die auch immer schon ein paar Wochen vor dem
eigentlichen Saisonbeginn eintrafen, ins „Moby’s“ gingen. Margaritha seufzte,
denn für sie bedeutete die neue Saison auch, dass sie ab
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