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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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wissen, wie Paco das denn nun hinbekommen hatte, dass
er die Bar schon so schnell wieder öffnen konnte. Paco gab daraufhin einen
klagenden Laut von sich und rieb gleich darauf Daumen und Zeigefinder der
rechten Hand gegeneinander. Corinna und ich verstanden. Paco hatte dafür
bezahlt und wir wollten wissen wie viel, doch darüber wollte Paco sich nicht
äußern. Allerdings fiel mir auf, wie er dabei mehrmals flüchtige Blicke auf
Corinna abschoss. Mir fiel Donna wieder ein und ich fragte Paco nach ihr. Er
sagte, alles sei wieder in Ordnung und alle Mädchen seien ebenfalls wieder
frei. Allerdings hatte jede von ihnen 50.000 Peseten Strafe bezahlen müssen!
    >>Und man hat keine von ihnen
ausgewiesen?<<, fragte ich ungläubig und erleichtert zugleich. Paco
lachte und schüttelte den Kopf.
    >>Aber nein<<, erklärte
er dann. >>Du tötest doch keine Kuh, solange sie noch Milch gibt!<<
    Ich verstand, was Paco damit sagen
wollte.
    >>Und was ist, wenn die Bullen
nun anfangen, regelmäßig eine Razzia bei dir durchzuführen? Heißt das dann,
dass alle Ausländerinnen jedes Mal 50.000 Pesten bezahlen können? Das wäre dann
Zuhälterei — was es ohnehin schon ist!<<
    Ich war wütend und das hörte man
meiner Stimme auch deutlich an! Auch Corinna war nun hellhörig geworden. Doch
Paco beruhigte uns sogleich. Er versicherte uns hoch und heilig, dass wir uns
keine Sorgen machen müssten und es in Zukunft auch keine Razzien mehr im
„Mau-Mau“ gäbe. Corinna schüttete sich daraufhin ebenfalls einen kräftigen
Schluck Anislikör in ihre mittlerweile leere Kaffeetasse und stieß mit Paco an.
Doch ich gab mich damit nicht zufrieden! Ich wollte von Paco wissen, wie seine
Aussage, man töte keine Kuh, solange sie noch Milch gäbe, dazu passen würde.
Paco grinste vielsagend. Dann sagte er, er hätte einen Deal mit den Polizisten
gemacht, welche die Razzien durchführten und die Einzigen, die sich in Zukunft
nun vor Razzien in Acht nehmen müssten, wären die Weiber aus dem „Japón“!
    >>Wenn ihr also nicht zu den
Kühen gehören wollt, die gemolken werden, dann solltet ihr besser weiterhin für
mich arbeiten!<<, erklärte Paco triumphierend und lachte. Paco war davon
überzeugt, dass er das alles sowieso nur dem Besitzer des „Japón“ zu verdanken
habe und knurrte, damit sei nun endgültig Schluss! Ich blieb skeptisch, sagte
aber nichts mehr. Mittlerweile kannte ich Paco gut genug, um zu wissen, dass er
den Mund gerne zu voll nahm. Im Grunde war er kein schlechter Kerl und konnte
auch keiner Fliege etwas zu leide tun. Mit der Zeit würden wir schon von selbst
herausfinden, ob Paco Recht behielte. Nur — was würden wir tun, wenn nicht?
     
    ***
     
    Manchmal bewunderte ich Corinna für
ihren Umgang mit Problemen. Corinna schob dieses Problem genau wie alle anderen
Probleme einfach zur Seite und vertraute darauf, dass es einfach kein Problem
gab und wenn doch, dass es sich von selbst löste! Nachdem Paco wieder gegangen
war, verschwand sie gleich im Bad, um sich für die Arbeit fertig zu machen,
doch sie betonte, dass sie später auf jeden Fall noch ins „Hollywood“
wollte! Nachdem Corinna endlich wieder aus dem Bad herauskam, duschte ich
schnell und zog mich ebenfalls für die Arbeit um. Corinna bemerkte, dass ich es
eilig hatte und ich erklärte, dass ich vor der Arbeit noch etwas erledigen
wollte, und weil Corinna nicht locker ließ, sagte ich schließlich, dass ich
noch mit zu Hause telefonieren wollte.
    >> Mit zu Hause? <<,
äffte Corinna. >>Du meinst doch wohl eher mit deiner Superfreundin
Sandra!<<
    >>Sie heißt Sonja und mit zu
Hause meine ich nur einfach Deutschland<<, erwiderte ich.
Mittlerweile bedauerte ich, dass ich Corinna auch erzählt hatte, dass ich eigentlich
keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern hatte. Sie selbst hatte wohl ein recht
gutes Verhältnis zu ihren Eltern und betonte immer wieder, was für tolle Eltern
sie doch hätte. Und so oberflächlich Corinna auch ansonsten sein mochte, so
rief sie doch jede Woche einmal abends bei ihnen an und sie kritzelte auch regelmäßig
Postkarten mit lapidaren Texten wie: Das Wetter ist so toll-Küsschen Corinna oder Mir geht es supi-liebe Grüße an alle. Diese Postkarten schrieb sie
vor und verschickte sie dann alle paar Wochen an diverse Tanten und an die
Omas.Ich hatte Corinna gesagt, dass sie ihren Eltern ruhig die
Telefonnummer unserer Vermieter geben könnte, doch das wollte Corinna irgendwie
nicht. Obwohl ihre Eltern angeblich so aufgeschlossen und

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