Vorsaison
ihn nun auch noch dafür belangt, dass
er illegal Ausländerinnen beschäftigte. Angesichts der Tatsache, dass wir beide
nun genaugenommen arbeitslos waren, fand ich, dass Corinna unangemessen
vergnügt reagierte!
Der Kaffee war fertig und wir gingen
ins Wohnzimmer.
>>Und wie geht es jetzt
weiter?<<, fragte ich Corinna.
>>Keine Ahnung! Erst mal haben
wir wohl Ferien — und was soll’s? Immerhin haben wir beide doch genug auf der
hohen Kante, um auch mal eine Zeitlang nichts zu tun!<<
>>Ja aber was ist, wenn das
Mau-Mau nun für immer geschlossen bleibt? Hast du denn nicht mehr mit Paco gesprochen?<<
Corinna zog einen Flunsch.
>>Als er bei Ramon war, hat er
mir gesagt, dass er für Montag eine Vorladung hätte. Dann müsse er sich bei den
Bullen melden.<<
>>Montag war gestern — und du
hast noch nichts von ihm gehört?<<
Corinna schüttelte den Kopf. Ich
hatte uns Kaffee eingeschenkt und Corinna versüßte sich ihren Kaffee gerade mit
einem kräftigen Schuss spanischen Anislikör! Die Flasche Likör hatte mittlerweile
einen festen Platz auf dem Wohnzimmertisch, genauso wie die Flasche Gin und das
Kaffeeservice. Dann zündete Corinna sich eine neue Zigarette an und ich warf
einen Blick auf meine Armbanduhr. Es war halb fünf. Corinna war mein Blick auf
die Uhr jedoch entgangen, ansonsten hätte er bestimmt einen Kommentar nach sich
gezogen. Statt sich darüber aufzuregen, dass mein Blick auf die Uhr ihrem
Trinken gegolten habe, sagte sie, dass Paco schon dafür sorgen würde, dass die
Bar bald wieder geöffnet wäre.
>>Nimm es doch einfach als
glückliche Fügung — oder als was auch immer! <<, sagte sie
schnippisch. >>Jedenfalls hab‘ ich Bock, um heute Abend mal so richtig
einen drauf zu machen! Hermann hat mir gesagt, dass er Ricardo und Fernando
schon in der Stadt gesehen hat und das, obwohl das St.Trop’ bekanntlich auch immer
erst Ostersamstag wieder öffnet. Bestimmt treffen wir die beiden heute Abend im
Hollywood, wenn wir hingehen. Du, ich bin sicher dass…<<
Ich hörte nicht weiter zu, was
Corinna da erzählte, sondern dachte nach. Dann beschloss ich, zum „Mau-Mau“ zu
gehen und nachzusehen, ob Paco dort war. Ich wollte auch herausfinden, was aus
Donna geworden war. Das Leben genießen war ja ganz gut und schön, aber nicht um
jeden Preis. Dafür mangelte es mir dann doch an der nötigen Selbstsüchtigkeit.
Corinna erzählte immer noch vom
letzten Sommer: >>…und erst der niedliche DJ aus dem Revo — aber der ist
eh nichts für dich, der ist nämlich gerade mal so groß wie ich. Aber du kannst
mir glauben, ansonsten stimmen die Proportionen bei dem!<<
Corinna kicherte und ich nutzte den
Moment.
>>Ich glaube, ich werde jetzt
mal zum Mau-Mau gehen und schauen, ob Paco da ist. Vielleicht erfahre ich ja
dann was Neues.<<
Ich war aufgestanden und Corinna
guckte ein wenig irritiert.
>>Das ist nicht nötig. Glaub‘
mir. Sobald Paco die Bar wieder öffnet, sind wir die Ersten, denen er Bescheid
gibt!<<
>>Ja, kann schon sein.
Trotzdem. Ich will auch wissen, ob es Donna gut geht.<<
Corinna machte ein verächtliches
Geräusch.
>>Was du bloß mit der hast. Sei
doch froh, wenn die weg ist — umso einfacher können wir uns dann wieder die
besten Gäste rauspicken!<<
Manchmal hätte ich Corinna wirklich
gerne eine runtergehauen. Aber ich wusste mittlerweile, dass dies nichts
genützt hätte — im Gegenteil. Also ließ ich Corinna einfach sitzen und ging in
mein Zimmer, um meinen Schlüssel zu holen.
>>Gehst du jetzt heute Abend
mit ins Hollywood oder nicht?<<, rief Corinna hinter mir her.
Ich wollte ihr gerade antworten, dass
ich das entscheiden würde, wenn ich zurückkäme, als es klingelte. Es war Paco.
Er kam, um mitzuteilen, dass die Bar abends wieder öffnen würde. Ich konnte ihm
ansehen, wie ihm bei diesen Worten ein Stein vom Herzen fiel und bat ihn
herein. Corinna stand mittlerweile hinter mir im Flur und hatte mitgehört.
>>Was? Heute Abend
schon?<<, rief sie auf Spanisch und Paco nickte. Corinna machte ein
langes Gesicht.
>>Och, und ich hatte mich schon
so auf ein paar freie Tage gefreut<<, erklärte sie unverhohlen. Ich
seufzte und dann folgten wir Corinna zurück ins Wohnzimmer. Ich fragte Paco, ob
er einen Kaffee wollte und er warf einen Blick auf die Warmhaltekanne. Dann
verzog er das Gesicht und lehnte dankend ab. Dafür nahm er aber sehr gerne
einen Anislikör und Corinna schenkte ihm bereitwillig und großzügig eine Kaffeetasse
voll ein. Corinna wollte
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