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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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müssen und anscheinend
hatte Pepe auch keine Kaution hinterlegt. Seit wann genau die Wohnung nun schon
leer stand, vermochten die Vermieter auch nicht zu sagen. Ihnen war nur
aufgefallen, wie still es in letzter Zeit in der Wohnung gewesen war. Heute
Nachmittag hatte der Vermieter dann geklingelt, auch, um über die
Mietrückstände zu sprechen. Es war Samstag und eigentlich hätte zumindest Pepes
Freundin zu Hause sein sollen. Als jedoch niemand die Tür öffnete, hatte mein
Vermieter sie aufgeschlossen und das piso verlassen und ausgeräumt
vorgefunden. Seine Frau konnte nicht an sich halten und flüsterte ihrem Mann
zu, dass die beiden wohl weg wären, weil la chica, wie sie Pepes
Freundin nannte, schwanger sei und sie sich hier im Haus sowieso nie wohl
gefühlt habe. Obwohl sie dies hinter vorgehaltener Hand ihrem Mann zugeflüstert
hatte, hatte ich es gut verstehen können und mir war auch nicht entgangen, dass
die Frau mich dabei angesehen hatte und nicht ihren Mann. Ich reagierte jedoch
nicht auf die Neuigkeit, dass Pepes Freundin schwanger sein könnte. Etwas
lauter und diesmal auch direkt an mich gewandt fügte die Frau dann hinzu, dass
sich Pepes Freundin auch ständig über alles Mögliche beschwert habe — auch,
dass die andere Wohnung an Ausländerinnen vermietet sei! Sie habe immer
verlangt, dass man uns vor die Tür setze, natürlich auch, weil wir als
Barmädchen arbeiteten. Die Vermieterin erklärte dazu, dass Pepes Freundin gar
nicht verstanden habe, dass dies für sie und ihren Mann keine Rolle spiele, wo
oder als was jemand arbeite, solange er nur pünktlich seine Miete zahle. Pepes piso wurde dann an einen älteren Spanier vermietet, der für verschiedene Hotels als Elektriker
arbeitete und den wir so gut wie nie zu Gesicht bekamen.
     
    Einige Jahre später traf ich Pepe
wieder. Ich lief in der Empfangshalle eines der Hotels, das meinem damaligen Lebensgefährten
gehörte, fast in ihn hinein. Vielleicht hätte ich ihn einfach ignoriert, wäre
ich damals nicht auch auf der Suche nach Corinna gewesen. Doch so ließ ich mich
auf einen kleinen small talk ein und auf die Floskel, wie es ihm denn so ginge,
erzählte mir Pepe sogleich, dass er mittlerweile geschieden sei und nun wieder
für seinen Onkel arbeite. Er meinte, er hätte seine damalige Freundin
geheiratet, weil sie, kurz nachdem er sie kennengelernt hatte, schwanger
geworden war. Sie habe dann darauf bestanden, dass er sein Studium abbrach und
sie wären dann nach Badalona gezogen, wo er einige Jahre in einer Fabrik
gearbeitet hätte, während sie ihr Studium beendete. Mittlerweile waren sie aber
geschieden und Pepe arbeitete im Sommer wieder als Reiseleiter für seinen Onkel
und im Winter studierte er. Ohne darüber nachzudenken, warum ich die Frage
stellte, fragte ich Pepe, was seine damalige Freundin denn eigentlich studiert
habe und er antwortete, Psychologie. Über Corinna wusste er jedoch ebenfalls
nichts zu berichten und sagte, er habe sie seit damals nicht mehr gesehen. Dann
lud er mich für abends auf einen Drink ein, doch ich lehnte ab.
     
    ***
     
    Als Maurice und ich am Samstag nach
der Party dann für ein paar Tage nach Marseille fuhren, tat mein Kopf immer
noch weh, aber die Schmerzen waren mittlerweile auch ohne Tabletten wieder
auszuhalten. Corinna schmollte, weil ich so kurz vor Ostern blau machte, noch
dazu an einem Wochenende, doch ich ließ mich von ihr nicht umstimmen. Ich hatte
sie gebeten, Paco wieder zu sagen, dass ich krank sei, aber Corinna hatte
erklärt, sie würde nicht schon wieder für mich lügen. Ich hatte dazu nur
genickt — denn schließlich konnte ich dies ja wirklich nicht von ihr verlangen.
Also sagte ich ihr, sie solle Paco einfach die Wahrheit sagen —, dass ich mit
einem Freund ein paar Tage Urlaub machen würde und erst Dienstagabend wieder
zur Arbeit käme! Paco würde mich deshalb niemals feuern und Corinna wollte nur
nicht, dass ich wegfuhr, weil sie lieber im Team arbeitete und auch nicht
alleine in Eries piso bleiben wollte. Auch ich arbeitete lieber im Team,
aber im Gegensatz zu Corinna, konnte ich auch ganz gut mit Donna und Rosi
zusammenarbeiten. Mittlerweile kamen immer mehr neue Gäste in die Bar,
hauptsächlich spanische Geschäftsleute, die den Winter über fort gewesen waren.
Doch auch die ersten Touristen hatten das „Mau-Mau“ schon entdeckt! Außerdem hatten
noch zwei Mädchen, beides Spanierinnen, im „Mau-Mau“ angefangen und deshalb
hatte ich auch überhaupt kein

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