Vorsaison
schlechtes Gewissen, mir ein paar Tage frei zu
nehmen. Wie sich dann jedoch herausstellte, hätte ich das auch nicht haben
müssen, denn das „Mau-Mau“ war während meiner Abwesenheit sowieso geschlossen
gewesen.
Maurice und ich fuhren Samstagmittag
los und passierten die Grenze zu Frankreich über Schleichwege, die wenn
überhaupt nur sporadisch kontrolliert wurden. Zwar befand sich Maurice im
Besitz des Fahrzeugscheines für den Mini und führte zusätzlich eine Benutzer-Vollmacht
von Lourdes mit sich, auf die der Wagen ja zugelassen war und Maurice hatte sogar
einen französischen Führerschein, aber leider auch einen Algerischen Pass und
damit waren bei Kontrollen Probleme wohl immer schon vorprogrammiert. Diesen
wollte Maurice nach Möglichkeit jedoch aus dem Weg gehen und so fuhren wir
einen Umweg durch die Berge. Etwas außerhalb von Marseille nahmen wir uns ein
Zimmer in einem kleinen französischen Gasthaus. Marseille war zumindest damals
keine sehr schöne Stadt, abgesehen von ein paar Straßen im Zentrum und einem
Teil des Hafens. Doch wir machten lange Spaziergänge am Strand und unternahmen
eine Schifffahrt zu einer nahegelegenen Insel. Mir war klar, wenn ich gesagt
hätte, lass uns nach Deutschland abhauen, ich heirate dich und dann bekommst du
einen deutschen Pass, wäre Maurice sofort einverstanden gewesen. Aber genauso
wie mir dies klar war, war ihm klar, dass ich dies niemals sagen geschweige
denn tun würde.
Als wir uns am Dienstagmorgen wieder
auf die Heimreise machten, waren wir beide ziemlich schweigsam. Maurice würde
gleich am nächsten Tag bei Lourdes einziehen und am Tag darauf sollte die Trauung
stattfinden. Es war fraglich, wann wir uns das nächste Mal wiedersehen würden,
obwohl Calella nur eine halbe Autostunde entfernt lag. Für mich war es einfach
OK so. Ich mochte Maurice, aber mehr als guten Freund, denn als Liebhaber oder
irgendetwas anderes . Außerdem war der Winter nun vorbei und ich hatte Lust
auf Neues, was ich Maurice so natürlich nicht hätte sagen können, obwohl er es
vielleicht ahnte. Er hatte ja auch immer gewusst, dass er nicht der Einzige
gewesen war. Während Maurice nun der kommenden Woche mit gemischten Gefühlen
entgegen sah und sein einziger Lichtblick sein neuer Job war, freute ich mich,
denn in knapp zwei Wochen war ENDLICH Ostern und dies bedeutete, la dolche
vita konnte endlich beginnen! Alle Discotheken würden wieder geöffnet sein
und ich freute mich schon darauf auszugehen, neue Leute kennenzulernen und die
Nachmittage am Strand zu verbringen! Während ich es also gar nicht erwarten
konnte, hätte Maurice wohl am liebsten die Zeit zurückgedreht.
***
Zu Hause wartete dann jedoch erst einmal
eine Überraschung auf mich.
>>Was ein Glück, dass du wieder
da bist! Stell dir bloß vor, die haben das Mau-Mau dicht gemacht!<<, rief
Corinna schon, als ich noch halb in der Wohnungstür stand. Während ich meine
Tasche daraufhin schnell in meinem Zimmer absetzte, berichtete Corinna, wie die
Polícia Municipal am Samstagabend, kurz nach 21.00 Uhr eine Razzia durchgeführt
hatte. Alle ausländischen Mädchen hatten sie dabei mit auf die Wache genommen
und Corinna wusste auch nicht, was aus ihnen geworden war. Trotz der Misere musste
Corinna lachen. Sie selbst war zu der Zeit nämlich gerade bei Ramon zum Essen
gewesen und war so der Festnahme entgangen. Ihre beiden Erzrivalinnen, die
Schottinnen, jedoch nicht. Nachdem ich meine Tasche abgesetzt hatte, war ich in
die Küche gegangen und Corinna kam hinter mir her. Während ich Kaffee kochte, dachte
ich an Donna und sprach meinen Gedanken laut aus. Corinna nickte bekräftigend,
drückte dabei ihre Zigarette im Spülbecken aus und erklärte dann, sie habe
gerade noch mitbekommen, wie die Polizei Donna in einen Streifenwagen
verfrachtet habe. Corinna fuhr fort und erzählte, wie sie vom Essen gekommen und
um die Ecke zum „Mau-Mau“ abgebogen war. Sie hatte sogleich die beiden
Polizeiautos gesehen, die mit Blaulicht vor dem „Mau-Mau“ parkten. Daraufhin
hatte sie auf dem Absatz kehrt gemacht und war zurück zu Ramon gegangen, um ihm
davon zu erzählen. Kurz darauf war Paco dann jedoch selbst bei Ramon erschienen
und hatte erklärt, man habe ihm die Bar dicht gemacht! Angeblich, weil es mehrere
Zeugenaussagen gäbe, die bestätigten, dass Paco trotz mehrfacher Verwarnungen
immer wieder die Sperrstunde überschritten hätte — was definitiv nicht den
Tatsachen entsprach. Außerdem hatte man
Weitere Kostenlose Bücher