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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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behauptete, dass auch ich ein
wenig was gespart hätte und mich davon über Wasser halten könnte, bis das
„Tropics“ eröffnete und ich solange auch wieder bei Ernie wohnen könnte. Babs jedoch
interpretierte mein Stottern anders und hob grinsend einen Zeigefinger, wie um
mich zu warnen. Dann sagte sie, ihr könnte ich nichts vormachen und meine
schnelle Rückkehr habe doch sicherlich etwas mit Maurice zu tun. Schade nur,
dass er sich nicht so binden wollte wie ihr Hermann. Ich erklärte ihr, dass
alles habe rein gar nichts mit Maurice zu tun. Ich hatte gerade erst eine
Beziehung hinter mir und erst einmal wirklich die Nase gestrichen voll davon.
Doch Babs glaubte mir nicht und war überzeugt, ich würde ihr bloß etwas
vorspielen — außerdem, was war eine Frau schon wert ohne einen Partner, der sie
liebte? Babs gestand, sie habe immer von einem Mann geträumt, der ihr sagte, dass
er sie liebte. Und nun sei ihr Traum endlich wahr geworden! Ich ließ das Thema
ruhen. Babs war einfältig und Hermann hatte ihr den Kopf verdreht! Ich fragte
mich, wie Babs es verkraften würden, wenn sie dahinter kam, was für ein
falsches Spiel er trieb. Erneut zu versuchen, sie davon zu überzeugen, dass
Hermann sie nur ausnützte, hatte ich jedoch aufgegeben. In dem Punkt hatte
Maurice absolut Recht; Babs würde nichts auf Hermann kommen lassen! Eher würde
Babs mir ihre Freundschaft kündigen und ich fand es besser, wenn wir wegen Hermann
keinen Krach bekamen. So könnte ich zumindest für sie da sein, wenn sie dahinterkäme,
dass er doch kein Märchenprinz war und er ihr die rosarote Brille, durch die
sie ihn jetzt noch betrachtete, heruntergerissen hatte!
     
    Babs war froh, dass wir beide wieder
zusammen reisen würden und es außer Hermann in Lloret dann noch jemanden geben
würde, den sie kannte. Dann tat sie so, als ob sie sich mit einer Hand Luft
zufächeln würde und erklärte, dass sie zum Glück im „Japόn“ ja kein
Spanisch lernen müsse. Sie kicherte und flüsterte, da würde es schon reichen,
wenn man etwas in der Bluse hätte und das auch zeigen würde. Zu keinem
Zeitpunkt bot sie mir an, dass ich dort ebenfalls arbeiten könnte und ich
schlussfolgerte etwas amüsiert, das Babs mir dies auch nicht zutraute. Ich
fragte sie aber auch nicht, wie weit sie bei ihrem Probeabend im „Japόn“,
von dem sie mir ebenfalls selbst berichtet hatte, gegangen war, weil ich das
irgendwie auch nicht wissen wollte. Spätestens wenn wir wieder in Lloret waren
müsste ich ihr, was mich betraf, so oder so bald die Wahrheit sagen, aber
solange wollte ich damit warten. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mir
einfach nicht vorstellen konnte, dass Babs tatsächlich wieder mit mir zusammen
zurückfahren würde.
     
    ***
     
    Montags ging ich wieder zur Arbeit
und schrieb im Büro als erstes meine Kündigung mit sofortiger Wirkung. Als ich
sie mittags meiner Chefin übergab, nickte diese jedoch bloß und seufzte, sie
hätte so was schon kommen sehen! Sie wusste, dass ich mich gerade erst von
meinem Freund getrennt hatte und über die Jahre hatte sie auch so einiges mitbekommen.
Ausserdem war er in den letzten Tagen auch im Hotel gewesen und hatte dort
ebenfalls nach mir gesucht. Als man ihm dann mitteilte, dass ich zurzeit
verreist wäre, hatte er dies nicht glauben wollen und angefangen zu
randalieren. Daraufhin hatte man ihn des Hotels verwiesen und er hatte sich
bislang auch nicht mehr dort blicken lassen. Dennoch hatte ich Angst, dass er
mir nun vor dem Hotel auflauern würde. Obwohl meine Chefin Verständnis für
meine Situation hatte, fand sie es doch schade, dass ich so überstürzt gehen
wollte und ich log, dass ich schon nächste Woche in Madrid einen Job in
einem Hotel antreten könnte. Ich war mir sicher, meine Chefin merkte, dass ich
log, aber außer Sonja und Babs wusste niemand, dass ich nach Lloret de Mar
ging. Bis nach Lloret waren es gerade einmal 1.500 Km und die Möglichkeit, dass
mein Ex irgendwann dort auftauchen würde, wollte ich von vorneherein
ausschließen. Madrid war zu groß um dort jemanden mal eben so aufzuspüren und außerdem
auch viel weiter weg als Lloret, das quasi um die Ecke lag.
     
    Am Dienstagmorgen fuhr ich zu meinen
Großeltern, um mich von ihnen zu verabschieden. Auch ihnen erzählte ich die Mär
von dem Job im Hotel in Madrid. Meine Oma weinte und wollte wissen, wie lange
ich denn dort bliebe. Ich wusste es nicht und versprach, regelmäßig zu
schreiben. Mein Großvater erzählte mir

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