Vorsaison
dann, dass er vor ein paar Tagen, als er
abends die Straße kehrte, meinen Freund gesehen hätte. Er hätte in einem
Auto gesessen und das Haus beobachtet. Mein Großvater sagte, ich sollte wenigstens
noch solange in Deutschland bleiben, bis meine Mutter zurück sei, um zu hören,
was sie zu alle dem sagen würde. Ich fand den Vorschlag ziemlich absurd, aber
so erfuhr ich, dass meine Mutter und mein Stiefvater sich gerade auf einer Afrika-Rundreise
befanden. Als ich mich dann verabschieden konnte, war ich, ehrlich gesagt,
richtig froh.
Für mittags hatte ich mich mit Babs
verabredet. Wir wollten uns in ihrer Mittagspause in dem Reisebüro treffen, wo
wir die Fahrkarten für den Europabus buchen konnten. Der Bus war letzte Woche
auf der Hinreise nicht voll gewesen und wir gingen davon aus, dass es für Freitag
immer noch genügend Plätze geben würde. Aber Babs kam nicht und ich wartete
über eine Stunde lang auf sie. Schließlich kaufte ich mein Ticket und nachdem
ich erfahren hatte, dass es tatsächlich noch genug freie Plätze gab, ging ich
wieder. Diesmal hatte ich auch nur die einfache Fahrt gebucht. Wann ich
zurückkäme, wenn überhaupt, stand in den Sternen.
Ich ging in die Stadt, um Besorgungen
zu machen. Vor allen Dingen kaufte ich Dinge, die es in Spanien allem Anschein
nach nicht gab. So waren zum Beispiel Zigaretten in Spanien zwar wesentlich billiger,
dafür aber ungenießbar. Selbst handelsübliche Marken, wie HB oder Camel
schmeckten in Spanien wie getrocknetes Kartoffelkraut und verursachten bei mir
ein schreckliches Kratzen im Hals. Also kaufte ich zwei Stangen Zigaretten auf
Vorrat und mein heiß geliebtes grünes Apfelshampoo, das es in Spanien ebenfalls
nicht zu geben schien. Wie zufällig entdeckte ich im Drogeriemarkt auch eine
Reisezahnbürste und Minituben mit Zahnpasta. Beides bestens geeignet für die
Handtasche! Die Läden lagen zudem schon voll mit Karnevalsartikeln und bei
einem Geschäft hingen draußen an einem Ständer tatsächlich gelbe Hosenträger
mit schwarzen Fußabdrücken darauf.
Mit Ernie hatte ich abgesprochen,
dass ich ihn am Donnerstagabend nochmal im „Hollywood“ anrufen würde. Seinen
Wohnungstürschlüssel hatte ich mitgenommen, für den Fall, dass ich am Samstag
ankäme und er gerade nicht da wäre. Während ich so durch die Stadt lief, musste
ich mich zusammenreißen, damit meine Gedanken nicht ständig abdrifteten. Immer
wieder ertappte ich mich dabei, wie ich mein letztes Gespräch mit Adelio im
„Mau-Mau“ Revue passieren ließ. Dabei versuchte ich auch wieder dieses Gefühl einzufangen; als wenn die Luft in Flammen stünde. Auch an den Sex mit Alonso in
Ernies Küche musste ich mehrmals denken, aber auch an die erste Nacht und wie
Maurice und ich in seinem Bett lagen und uns vor Lachen der Bauch weh tat, weil
Detlef sich als Alleinunterhalter betätigte. Abends beim Essen erzählte ich
Sonja dann was alles in Lloret geschehen war. Nur von meinen
Männerbekanntschaften dort erzählte ich ihr nichts. In Sachen Sex war Sonja ein
wenig konservativ und gleich drei Kerle in nur einer Woche hätte sie bestimmt
nicht gutgeheißen. Sie fand es auch keine gute Idee, dass ich in einer Bar
arbeiten wollte. Aber Sonja glaubte mir, dass dies bloß eine Notlösung war, bis
ich so gut Spanisch konnte, um einen Job als Reiseleiterin zu bekommen. Wir
verabredeten auch, dass sie mich im Sommer besuchen käme. Dann erzählte Sonja
mir, was bei ihr noch so alles geschehen war — außer der Sache mit meinem Ex.
Sonja erklärte, sie hätte einen neuen Arbeitskollegen und dabei errötete sie
leicht. Sie sagte, er wäre es auch gewesen, der sie letzte Woche nach Hause
gebracht hätte, nachdem mein Ex ihr das erste Mal aufgelauert hatte. Er sei
ganz nett und sie und er hätten sich für morgen Abend zum Essen verabredet.
Ich erzählte Sonja auch, dass ich
mittags mein Busticket gekauft hatte und Babs nicht, wie verabredete, ins
Reisebüro gekommen war. Sonja wollte wissen, ob Babs ebenfalls vorhabe, in
einer Bar zu arbeiten. Daraufhin hatte ich jedoch nur mit den Schultern gezuckt
und gesagt, Babs könnte demnächst in einer Discothek als Bedienung anfangen. Allerdings
hatte ich Sonja die Geschichte mit Hermann erzählt und auch, dass ich mir
deshalb Sorgen machte. Sonja hielt Babs ebenfalls für ziemlich naiv und meinte,
es sei meine Pflicht darauf aufzupassen, dass sie in Lloret nicht unter die
Räder käme. Ich hatte Sonja daraufhin ziemlich verdutzt angesehen
Weitere Kostenlose Bücher