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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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Mann auch schon an der Tür und zerrte seine Frau
vom Eingang weg.
    >>Wie oft hab‘ ich dir schon
gesagt, du sollst fremden Leuten nicht öffnen!<<, herrschte er sie an und
ohne mich eines Blickes zu würdigen, schlug er mir die Tür vor der Nase zu. Ich
war geschockt. Einen Moment lang überlegte ich, die Polizei zu rufen. Doch was
sollte ich denen sagen? Ich war ja in Wirklichkeit noch nicht mal eine
Arbeitskollegin und ich wollte auch nicht, dass Babs durch mich letztendlich
noch mehr Schwierigkeiten bekam. Vielleicht war sie ja wirklich krank und ihr
Vater hatte ja auch gesagt, dass sie nächste Woche wieder zur Arbeit käme. Dann
wäre ich allerdings schon wieder in Lloret und ich schlussfolgerte aus der
Aussage des Vaters auch, dass Babs wohl kaum am Freitag wieder mit zurückfahren
würde. Irgend etwas war seit unserer Rückkehr am Sonntagnachmittag geschehen,
das sich jedoch meiner Kenntnis entzog. Ich hatte auch überlegt, ob es schlau
war, Babs‘ Eltern gegenüber meinen richtigen Vornamen zu nennen, hatte mich
dann aber bewusst dafür entschieden. Ich ging davon aus, dass, wenn ihre Eltern
die Kollegen nicht kannten, sie auch deren Namen nicht wussten. Aber für den
Fall, dass Babs nicht da gewesen wäre, hätte man ihr wenigsten ausrichten
können, dass eine Sabrina vorbeigekommen war. Den Rest hätte Babs sich dann
wohl schon zusammengereimt. Und so hoffte ich nun, dass die Eltern Babs zu
mindestens sagten, dass ich da gewesen war.
     
    Am Donnerstagmorgen hatte ich einen Termin
im Krankenhaus zur Nachkontrolle. Bei dieser Gelegenheit fragte ich meinen
behandelnden Arzt auch gleich, ob ich nun wieder die Antibabypille nehmen
dürfte. Er verschrieb mir schließlich eine sogenannte Mikropille. Jedoch nur für
einen Monat und mir blieb nichts anderes übrig, als ihm daraufhin zu erzählen,
dass ich auswandern würde, und es fraglich war, ob ich diese Pille auch in
Spanien bekam — noch dazu ohne Rezept. So erhielt ich schließlich ein Rezept
für eine Drei-Monats-Packung. Auf mehr ließ sich der Arzt jedoch nicht ein und
meinte, dass ich in drei Monaten sowieso wieder herkommen müsste, für eine
neuerliche Untersuchung. Also fuhr ich gleich anschließend wieder zu dem
Reisebüro, wo ich mein Ticket nach Lloret gekauft hatte und buchte es von der
Einfachfahrt in Hin- und Rückfahrt um. Ende April, gleich nach Ostern, würde
ich nun doch nochmal für einige Tage herkommen. Wie sich später herausstellte,
war dies eine wahrlich weise Entscheidung!
     
    ***
     
    Später am Abend oder besser gesagt,
in der Nacht, rief ich Ernie im „Hollywood“ an. Natürlich hatte ich überlegt,
was ich sagen würde, wenn Alonso den Hörer abnahm. Doch die Stimme am Telefon kannte
ich nicht und Ernie war angeblich auch nicht da! Ich legte wieder auf und sah
auf die Uhr; es war kurz nach Mitternacht. Wahrscheinlich war Ernie jetzt noch
im „Moby’s“. Ich wusste aber, dass er eigentlich jede Nacht zumindest noch auf
einen Sprung ins „Hollywood“ ging. Also stellte ich mir den Wecker und gegen
zwei Uhr morgens huschte ich im Jogginganzug erneut auf die Straße, hin zur
nächsten Telefonzelle und rief wieder im „Hollywood“ an. Diesmal hatte ich
Ernie gleich am Apparat.
    >>Hey Alte<<, rief er
freudig und ein wenig aufgekratzt. >>Ich dachte schon, du meldest dich gar
nicht mehr! Ich hocke nämlich jetzt schon seit über einer Stunde hier vor dem
ollen Telefon!<<
    Ich wollte das Gespräch nicht zu
lange machen und unterbrach Ernies Wortschwall. Dann sagte ich ihm, dass ich,
wie geplant, Samstag zurück sei.
    >>Bin ich aber froh, dass Corinna
zwischenzeitig nicht auch bei mir eingezogen ist<<, erklärte Ernie
daraufhin putzmunter — so als sei es zwei Uhr mittags und nicht zwei Uhr
morgens.
    >>Wieso?<<, fragte ich
und gähnte.
    >>Ach<<, meinte Ernie
fröhlich, >> ich hab‘ hier im Hollywood am Sonntagabend so einen Typ
aufgegabelt und der wohnt jetzt auch bei mir — aber dein Zimmer ist natürlich
immer noch frei!<<
    Zuerst dachte ich, ich hätte mich
verhört. Doch mein halb erschrockenes, halb fragendes was ging in Ernies
Geplapper unter.
    >>Keine Panik!<<, rief
Ernie gerade. >>Peter ist ganz OK. Er kommt aus Hamburg, ist zwar ein
bisschen kaputt, aber ansonsten wirklich ganz gut drauf.<<
    Ernie kam mir vor, als ob er etwas
geraucht hatte, das ihm nicht bekommen war! Ich wusste natürlich, dass er sich
gerne einen Joint oder eine Prise Koks reinzog und ohne Whiskey ließ auch er keine
Nacht ausklingen. Aber jetzt

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