Vorsaison
kam mir Ernie doch verdächtig aufgekratzt vor.
>>Ist auch wirklich alles in
Ordnung?<<, fragte ich deshalb. Ernie versicherte mir, dass al-les in bes-ter
Ordnung sei.
>>Übrigens brauchst du dir am Busterminal
auch kein Taxi nehmen. Peter fährt einen riesengroßen BMW und wir holen dich
einfach ab!<<, ließ Ernie dann fröhlich verlauten und wünschte mir eine
gute Reise.
Nach meinem Telefonat mit Ernie
raufte ich mir die Haare — was sollte das jetzt wieder? Ernie nahm einfach
einen Fremden bei sich auf? Sollte ich etwa mit zwei Kerlen alleine in einer
Bude hausen? …Und dann auch noch seine Bemerkung Peter sei zwar etwas kaputt,
aber ansonsten ganz gut drauf? Warum konnte in meinem Leben nicht einmal
etwas ganz und gar so laufen, wie ich es geplant hatte?! Ich beschloss, darüber
nicht weiter nachzudenken. Es führte eh zu nichts. Meine Koffer waren gepackt
und wenn Peter eben zu kaputt oder zu gut drauf sein sollte, dann konnte ich mir
ja immer noch ein Zimmer im „Picasso“ nehmen!
Freitagsmorgens holte Sonja mich und
mein gesamtes Hab und Gut an der Pension ab. Sie hatte sich extra den Tag
freigenommen und wir wollten noch zusammen frühstücken, bevor ich gegen Mittag
den Europabus wieder besteigen würde. Sonja kam mit einem lachenden und einem weinenden
Auge. Sie hatte sich mit ihrem Arbeitskollegen zum Essen getroffen und schwebte
seitdem im siebten Himmel. Auf der anderen Seite bedauerte sie jedoch sehr,
dass ich wegging. Aus einem unerfindlichen Grund heraus, sagte ich Sonja jedoch
nicht, dass ich schon Ende April wiederkommen würde, wenn auch nur für ein,
zwei Tage. Aber ich erzählte ihr, was ich über Babs erfahren hatte. Ich bat
Sonja, doch gleich nächste Woche einmal in den Supermarkt zu gehen, wo Babs
arbeitete. Sie sollte bitte nachsehen, ob Babs wirklich wieder da war und nach
Möglichkeit herausfinden, was geschehen war. Sonja versprach, gleich am Montag
in ihrer Mittagspause dorthin zu fahren und wir verabredeten, dass ich sie am Montagabend
zu Hause anrufen würde. Ich machte mir Sorgen um Babs und hatte das Gefühl, sie
im Stich zu lassen. Andererseits war ich jedoch auch froh, dass ich alleine
zurückfuhr.
Dann brachte Sonja mich zum Busterminal.
Allerdings nicht nach Köln, wo ich beim letzten Mal zugestiegen war, sondern nach
Düsseldorf, wo der Bus schon vorher anhielt — denn ich hatte mir einen Plan
überlegt. Wenn mein Ex sicher sein würde, dass ich nicht mehr in Deutschland
war, so hätte er auch keinen Grund mehr, meine Freunde zu belästigen. So dachte
ich zumindest. Also hatte ich ihm einen Brief geschrieben, dass ich am
kommenden Freitag mit dem Europabus von Köln aus nach Madrid fahren würde, wo
ich eine Stelle in einem Hotel antreten würde. Er solle mich vergessen und es
sei ein für alle Mal aus und bla-bla-bla. Wenn mein Plan aufging, würde mein Ex
in Köln am Busterminal auftauchen. Weil ich aber Angst hatte, dass er versuchen
könnte, mich daran zu hindern, in den Bus einzusteigen, hatte ich beschlossen,
schon eine Station früher zuzusteigen. So säße ich schon im Bus und mein Gepäck
wäre auch schon verstaut, wenn der Bus schließlich in Köln eintraf. Ich hatte
vor, mich im Bus zu tarnen bis der Bus in Köln wieder abfuhr, um mich
dann erst am Fenster zu erkennen zu geben. So wäre es für meinen Ex-Freund zu
spät um zu handeln, aber er wüsste mit Bestimmtheit, dass ich tatsächlich das
Land verließ. Somit hätte er auch keinen Grund mehr, meine Freunde auf der Suche
nach mir zu belästigen. In meiner Vorsicht hatte ich mir vor ein paar Tagen
sogar von der Auskunft die Adresse eines großen Hotels in Madrid geben lassen.
Diese Adresse hatte ich Sonja gegeben und ihr gesagt, sie solle sie einfach meinem
Ex geben, falls er sie nochmals belästigen würde. Die Adresse war real und die
Post konnte somit auch nicht als nicht zustellbar zurückgeschickt werden. Dass
es in dem Hotel niemanden mit meinem Namen gab, fiel wahrscheinlich erst auf,
wenn der Postbote schon lange wieder weg war und ich ging auch davon aus, dass
meine Post dann dort irgendwo in einer Ecke verstauben würde. Zumal man auch keinen
Hotelgast mit meinem Namen im Gästebuch finden würde, dem man die Post
nachschicken könnte. Mein Ex hingegen müsste dann denken, dass ich seine Post einfach
nicht beantwortete. Und falls er dann in dem Hotel anrief und man ihm sagte,
man kenne mich nicht, würde er in seiner Paranoia auch wieder nur glauben, ich ließe
mich
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