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Vorsatz und Begierde (German Edition)

Vorsatz und Begierde (German Edition)

Titel: Vorsatz und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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ihm antwortete, klang sie erleichtert. »Damit ist doch keine Gefahr verbunden«, sagte sie. »Wir sind beide unschuldig. Das wissen wir doch. Und was wir bei der Polizei aussagen, könnte doch auch wirklich wahr sein.«
    Das aber war falsch. Er sah es ihren Augen an, daß auch sie dies begriffen hatte.
    »Es könnte wahr sein, ist es aber nicht«, entgegnete er.
    »Und das ist wichtig für dich? Wichtiger als mein Seelenfrieden, als das, was wir füreinander empfanden?«
    Er hätte sie gern gefragt, warum denn ihr Seelenfrieden von einer Lüge abhänge, und was sie nun wirklich füreinander fühlten, was sie für ihn empfand.
    Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr sagte sie: »Außerdem ist es ja auch ein Alibi für dich. Das ist auch von Bedeutung. Alle wissen doch, wie unfreundlich sie dich seit der lokalen Radiosendung behandelt hat. Gottes kleiner Atomkreuzzügler! Hast du das vergessen?«
    Die rüde Anspielung und ihr ungeduldiger Tonfall stießen ihn ab.
    »Und wenn man uns nicht glaubt?« erwiderte er.
    »Das müssen wir nicht noch mal durchkauen! Warum soll man uns nicht glauben? Außerdem ist’s egal. Man kann uns nicht beweisen, daß wir lügen. Darauf kommt’s an. Es ist doch völlig normal, daß wir uns getroffen haben. Es ist doch nicht so, als hätten wir uns eben kennengelernt. Ich muß jetzt zurück ins Büro. Wir bleiben in Verbindung, aber es ist besser, wenn wir uns heute abend nicht treffen.«
    Er hatte ohnehin nicht damit gerechnet, daß sie sich an diesem Abend treffen würden. Die Nachricht von dem neuesten Mord war vom lokalen Rundfunksender längst verbreitet worden. Seine Mutter wartete sicherlich schon ängstlich darauf, daß er von der Arbeit heimkehrte und ihr die Neuigkeiten berichtete.
    Aber da war noch etwas, das er ihr sagen mußte, bevor sie auseinandergingen. Jetzt fand er den Mut dazu.
    »Ich habe dich gestern abend angerufen«, sagte er. »Das war, als ich ziellos dahinfuhr und nachdachte. Von einer Telephonzelle habe ich dich angerufen. Du warst nicht daheim.«
    Eine Stille trat ein. Er betrachtete nervös ihr Gesicht. Es war ausdruckslos.
    »Wann war das?« fragte sie dann.
    »Etwa zwanzig Minuten vor 10. Vielleicht später.«
    »Warum? Warum hast du angerufen?«
    »Ich wollte unbedingt mit dir reden. Ich fühlte mich einsam. Ich hoffte, du würdest deine Ansicht ändern und mich einladen.«
    »Na gut, ich kann’s dir sagen. Ich war gestern abend auf der Landspitze. Ich wollte, daß Remus sich mal wieder ausläuft. Ich habe den Wagen außerhalb des Dorfes an einem Feldweg stehen lassen und bin bis zur Klosterruine gegangen. Ich war da bis etwas nach 10 Uhr.«
    »Du warst dort?« wiederholte er entsetzt. »Und sie lag nur ein paar Meter entfernt tot da?«
    »Das waren schon mehrere hundert Meter!« erwiderte sie schroff. »Ich hätte sie unmöglich finden können. Ich habe auch nicht den Mörder gesehen, wenn du das meinst. Ich bin auf dem Felshang geblieben und nicht zum Strand hinabgestiegen. Die Polizei hätte doch sonst meine Fußspuren und die von Remus entdeckt.«
    »Aber irgend jemand könnte dich gesehen haben. Es war eine mondhelle Nacht.«
    »Die Landzunge war menschenleer. Und falls der Mörder irgendwo zwischen den Bäumen lauerte und mich gesehen hat, wird er’s schon nicht an die große Glocke hängen. Aber ich bin in einer unangenehmen Lage. Deshalb brauche ich ein Alibi. Ich wollte es dir nicht sagen, aber jetzt weißt du es. Ich habe sie nicht umgebracht. Aber ich bin dort gewesen, und habe ein Motiv. Deswegen bitte ich dich, mir zu helfen.«
    Zum erstenmal hörte Jonathan, daß ihre Stimme zärtlich, fast flehentlich klang. Sie trat näher, als wollte sie ihn berühren, rückte aber sofort wieder von ihm ab. Diese Geste rührte ihn, als hätte sie sein Gesicht gestreichelt. Ein Gefühl der Zärtlichkeit stieg in ihm auf und verdrängte die Kränkung und den Schmerz der letzten zehn Minuten. Seine Lippen schienen angeschwollen zu sein, so daß ihm das Sprechen schwerfiel. »Selbstverständlich helfe ich dir«, brachte er schließlich hervor. »Ich liebe dich doch. Ich lasse dich nicht im Stich. Du kannst dich auf mich verlassen.«

27
    Chief Inspector Rikkards hatte mit Dr. Mair verabredet, daß er gegen 9 Uhr im AKW sein werde. Vorher wollte er noch zu Scudder’s Cottage fahren, um mit Ryan Blaney zu reden. Dieses Vorhaben war etwas heikel; er wußte, daß Blaney Kinder hatte, und würde zumindest auch die älteste Tochter befragen müssen. Aber das

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