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Vorsatz und Begierde (German Edition)

Vorsatz und Begierde (German Edition)

Titel: Vorsatz und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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mich der Wachmann am Tor kommen und gehen sehen.«
    »Und man kann nur am Wachhaus vorbei ins Werk gelangen?«
    »Ja, es sei denn, man macht es wie die Helden in den Kriegsfilmen und gräbt einen Tunnel unter die Umzäunung. Am Sonntag abend hat hier niemand einen unterirdischen Gang gegraben.«
    »Wir werden überprüfen, was Ihre Mitarbeiter am Sonntag vom frühen Abend an bis etwa halb 11, als Commander Dalgliesh die Tote entdeckte, getan haben«, entgegnete Rikkards.
    »Ist das nicht Zeitverschwendung? Miss Robarts wurde doch anscheinend kurz nach 9 Uhr umgebracht.«
    »Das ist der vorläufige Zeitpunkt ihres Todes. Wir hoffen, daß der Autopsiebericht uns eine genauere Angabe verschafft. Gegenwärtig möchte ich mich nicht festlegen. Wir haben Fragebögen, die in Zusammenhang mit dem Fall Whistler verteilt wurden. Wir werden sie auch Ihren Mitarbeitern vorlegen. Ich kann mir vorstellen, daß wir den Großteil Ihrer Mitarbeiter als unverdächtig einstufen können. Wer eine Familie hat oder seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen nachging, wird wohl für den Sonntag abend ein Alibi beibringen können. Vielleicht könnten Sie uns raten, wie wir die Fragebögen mit möglichst geringer Beeinträchtigung des Arbeitsprozesses ausgeben sollten.«
    »Am einfachsten und effektivsten wäre es, sie im Wachhaus zu hinterlegen. Jedem eintreffenden Mitarbeiter wird dann einer ausgehändigt. Den Leuten, die heute krank oder im Urlaub sind, muß er zugeschickt werden. Namen und Anschrift erhalten Sie von mir.« Mair zögerte und sprach dann weiter: »Es erscheint mir unwahrscheinlich, daß der Mord etwas mit dem AKW zu tun hat. Möglicherweise hilft es Ihnen weiter, wenn ich Ihnen einen Einblick in die Werksstruktur und unsere Tätigkeit verschaffe. Meine persönliche Assistentin hat Unterlagen über die räumliche Aufteilung des AKWs, die Bedienung des Reaktors, die Funktionen und Zuständigkeitsbereiche der Mitarbeiter sowie die Einteilung der jeweiligen Schicht zusammengestellt. Selbstverständlich kann ich es arrangieren, daß Sie die einzelnen Abteilungen besichtigen. Gewisse Bereiche können Sie allerdings nur mit Schutzkleidung betreten.«
    Er entnahm die Unterlagen der rechten Schreibtischschublade und übergab sie Rikkards. Dieser informierte sich über die Zuständigkeitsbereiche.
    »Es gibt also sieben Abteilungen, die jeweils einer Fachkraft unterstellt sind. Die Verwaltungsabteilung leitete nach diesen Angaben hier Hilary Robarts.«
    »Aushilfsweise. Der eigentliche Chef der Verwaltungsabteilung ist vor drei Monaten an Krebs gestorben. Der Posten wurde noch nicht vergeben. Wir sind gerade dabei, die bisherige Aufteilung wie in Sizewell, wo das System meiner Ansicht nach effektiver und zweckmäßiger ist, in drei Hauptbereiche umzuwandeln. Aber die künftige Entwicklung ist unsicher, wie Sie vermutlich schon gehört haben. Man wartet mit gutem Grund ab, bis ein neuer Direktor oder Werksleiter ernannt worden ist.«
    »Gegenwärtig ist der Leiter der Verwaltungsabteilung doch Ihnen verantwortlich, das heißt mittelbar über den stellvertretenden Direktor?«
    »Ja, über Dr. Macintosh. Aber Dr. Macintosh weilt seit einem Monat in den Vereinigten Staaten, wo er sich über die dortigen Kernkraftwerke informiert.«
    »Und der Betriebsdirektor ist Miles Lessingham, der am Donnerstag als Gast an Miss Mairs Dinnerparty teilnahm?« Alex Mair sagte nichts darauf.
    »Die Vorfälle in der letzten Zeit müssen für Sie unangenehm gewesen sein, Dr. Mair«, redete Rikkards weiter.
    »In einem Zeitraum von zwei Monaten starben drei Ihrer Mitarbeiter eines unnatürlichen Todes: Dr. Gledhill verübt Selbstmord, Christine Baldwin wird vom Whistler ermordet, und jetzt noch der Tod von Hilary Robarts.«
    »Zweifeln Sie etwa daran, daß Christine Baldwin vom Whistler ermordet wurde?« fragte Dr. Mair.
    »Das nicht. Man fand in dem Zimmer, in dem er sich umbrachte, ihr Schamhaar unter dem der übrigen Opfer. Und ihr Ehemann, der normalerweise als Hauptverdächtiger gelten würde, hat ein Alibi. Freunde haben ihn zur fraglichen Zeit heimgefahren.«
    »Und Toby Gledhills Tod war Gegenstand einer offiziellen Untersuchung«, sagte Dr. Mair. »›Tod infolge geistiger Umnachtung‹, hieß es, womit man der konventionellen Moral und den Erwartungen der strenggläubigen Hinterbliebenen Genüge tat.«
    »War er nun geistig umnachtet, Sir?« fragte Sergeant Oliphant.
    Dr. Mair musterte ihn spöttisch. »Woher soll ich das wissen, Sergeant?

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