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Vorsatz und Begierde (German Edition)

Vorsatz und Begierde (German Edition)

Titel: Vorsatz und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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fand. Einen Moment blieb er stehen und blickte auf das Nachttischtelephon hinab, zögerte widerwillig, nach dem Hörer zu greifen. Wenn die Umstände anders gewesen wären, wenn es diesen neuen Mord nicht gegeben hätte, wäre er in den Rover gestiegen, nach York gefahren und hätte sie nach Hause geholt. Von Angesicht zu Angesicht mit ihm hätte sie vielleicht die Kraft gefunden, sich gegen ihre Mutter zu behaupten. Jetzt würde sie allein reisen müssen, oder mit Mrs. Cartwright, wenn ihre Mutter darauf bestand, sie zu begleiten. Nun gut, er würde sie ertragen, wenn sie unbedingt kommen wollte, und vielleicht war es ja auch besser für Susie, die lange Zugfahrt nicht allein anzutreten.
    Am anderen Ende schien es unangemessen lange zu klingeln, und dann war es seine Schwiegermutter, die sich meldete, resigniert die Nummer des Anschlusses nannte, als sei dies der zwanzigste Anruf an diesem Morgen.
    »Hier ist Terry, Mrs. Cartwright«, sagte er. »Ist Susie schon wach?«
    Er hatte niemals Mutter zu ihr gesagt. Das war ein Unsinn, der ihm nicht über die Zunge gehen wollte, und sie hatte es – das mußte man ihr zugestehen – auch niemals von ihm verlangt.
    »Jetzt ja wohl auf jeden Fall, oder etwa nicht? Wenig rücksichtsvoll von Ihnen, Terry, vor 9 Uhr vormittags anzurufen. Susie kann im Moment nicht sehr gut schlafen und braucht ihre Ruhe. Außerdem hat sie gestern den ganzen Abend versucht, Sie anzurufen. Warten Sie einen Moment.« Und dann, mindestens eine Minute später, ertönte ein leises, zögerndes: »Terry?«
    »Wie geht es dir, Liebling?«
    »Mir geht’s gut. Mummy ist gestern mit mir zu Dr. Maine gefahren. Bei ihm war ich schon als Kind. Er kümmert sich um mich und sagt, daß alles wirklich sehr gut läuft. Er hat mir hier ein Krankenhausbett reservieren lassen – für alle Fälle.«
    Sogar das hat sie arrangiert, dachte er verbittert, und einen Moment lang kam ihm der böse Gedanke, die beiden hätten das vielleicht gemeinsam geplant und es sei eigentlich das, was Susie wollte. »Tut mir leid«, sagte er, »ich konnte gestern nicht länger telephonieren. Die Situation wurde recht hektisch. Aber ich wollte dir unbedingt sagen, daß der Whistler tot ist.«
    »Das steht in allen Zeitungen, Terry. Es ist wundervoll! Geht es dir gut? Ißt du auch tüchtig?«
    »Mir geht es gut, ja. Ich bin müde, aber mir geht es gut. Hör zu, Liebling, dieser neue Mord, der ist ganz anders. Wir haben es nicht mit einem zweiten Serienmörder zu tun. Die Gefahr ist endgültig vorüber. Ich fürchte, ich werde keine Zeit haben, dich abzuholen, aber ich könnte dir bis Norwich entgegenkommen. Meinst du, du könntest es heute schaffen? Um 15 Uhr 2 geht ein Eilzug. Wenn deine Mutter mitkommen und hierbleiben möchte, bis das Baby da ist, soll mir das natürlich recht sein.«
    Es war ihm nicht recht, aber es war ein geringer Preis.
    »Warte einen Moment, Terry. Mummy möchte mir dir sprechen.«
    Nach einer weiteren langen Pause vernahm er die Stimme ihrer Mutter. »Susie wird hierbleiben, Terry.«
    »Aber der Whistler ist tot, Mrs. Cartwright. Die Gefahr ist vorüber.«
    »Ich weiß, daß der Whistler tot ist. Aber ihr habt da unten einen weiteren Mordfall, nicht wahr? Irgendwo läuft noch immer ein Mörder frei herum, und Sie sind der Mann, der hinter ihm her ist. Das Baby ist in weniger als zwei Wochen fällig, und was Susie jetzt braucht, ist Abstand von allem, was Mord und Tod heißt. Ihr Wohl ist für mich das Wichtigste. Was sie braucht, ist jemand, der sie ein bißchen hätschelt und es ihr schön macht.«
    »Das hat sie hier auch bekommen, Mrs. Cartwright.«
    »Ich nehme an, Sie haben sich alle Mühe gegeben, aber Sie sind schließlich nie zu Hause, stimmt’s? Gestern abend hat Susie Sie viermal angerufen. Sie mußte unbedingt mit Ihnen sprechen, Terry, aber Sie waren nicht da. Und das reicht nicht, jedenfalls jetzt. Die halbe Nacht draußen zu sein, um Mörder zu fangen oder nicht zu fangen. Ich weiß, das ist Ihr Job, aber Susie gegenüber ist es nicht fair. Ich möchte, daß mein Enkel in Sicherheit geboren wird. In einer solchen Zeit ist der Platz einer Tochter bei ihrer Mutter.«
    »Ich dachte, der Platz der Ehefrau sei bei ihrem Mann.«
    O Gott, dachte er, ich hätte nie gedacht, daß mir jemals so etwas über die Lippen kommt. Eine Woge tiefsten Kummers schwappte über ihn hinweg, vermischt mit Abscheu vor sich selbst, Zorn und Verzweiflung. Wenn sie heute nicht kommt, wird sie überhaupt nicht

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