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Vorsatz und Begierde (German Edition)

Vorsatz und Begierde (German Edition)

Titel: Vorsatz und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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etwas versteckt, was er uns verschwiegen hat.«
    Aber als Rikkards seinen Sicherheitsgurt anlegte, fiel ihm eine andere Möglichkeit ein. Lessingham hatte von seiner Beziehung zu Toby Gledhill kein Wort gesagt, bis sie ihn nach den Bumble-Sportschuhen fragten. Er mußte wissen – wie denn auch nicht? –, daß diese den Mörder noch viel eindeutiger mit den Bewohnern der Landzunge in Verbindung brachten, vor allem mit dem Alten Pfarrhof. War seine völlig neue Offenheit der Polizei gegenüber vielleicht weniger das Bedürfnis, sich jemandem anzuvertrauen, als eine geschickte List, um den Verdacht von einem anderen Verdächtigen abzulenken? Und wenn ja, so fragte sich Rikkards, welcher Verdächtige war dann am ehesten geeignet, diese exzentrische Kavalierstat zu provozieren?

40
    Am Donnerstag morgen fuhr Dalgliesh nach Lydsett, um im Dorfladen einzukaufen. Da seine Tante den größten Teil ihrer Grundnahrungsmittel im Ort eingekauft hatte, setzte er diese Praxis fort – zum Teil, wie ihm klar war, um sein ziemlich quälendes schlechtes Gewissen wegen dieser, wenn auch vorübergehenden, Zweitwohnung zu beruhigen. Im allgemeinen hatten die Dorfbewohner nichts gegen Wochenendhausbesitzer, obwohl deren Cottages beinah das ganze Jahr über leer standen und ihr Beitrag zum Dorfleben minimal ausfiel, sahen es aber nicht besonders gern, wenn der Kofferraum ihrer Autos bis obenhin angefüllt war mit Waren von Harrods oder Fortnum & Mason.
    Kunde bei den Brysons in ihrem Eckladen zu sein bedeutete jedoch wahrhaftig kein großes Opfer. Es war ein unprätentiöser Kramladen mit einer Glocke an der Tür, der sich, wie die Sepia-Fotos des viktorianischen Dörfchens bewiesen, in den letzten 120 Jahren äußerlich kaum verändert hatte. Drinnen jedoch hatten die vergangenen vier Jahre mehr Veränderungen bewirkt als während seiner gesamten übrigen Geschichte. Ob nun wegen der Zunahme der Ferienwohnungen oder des höher entwickelten Geschmacks der Dorfbewohner – auf jeden Fall wurde dort frische Pasta angeboten, eine Vielzahl französischer und englischer Käse, die kostspieligeren Marken von Marmelade, Gelee und Senf, es gab eine gut sortierte Delikatessenabteilung sowie ein Schild, das verkündete, man liefere täglich frische Croissants.
    Als er in der Seitenstraße parken wollte, mußte Dalgliesh einen Bogen um ein uraltes, plumpes Fahrrad mit einem großen Weidenkorb machen, das am Bordstein lehnte, und als er den Laden betrat, entdeckte er dort Ryan Blaney, der seine Haushaltseinkäufe tätigte. Mrs. Bryson registrierte und verpackte gerade mehrere braune Brotlaibe, Zuckerpakete, Milchkartons und eine ganze Auswahl Konservendosen. Blaney gönnte Dalgliesh einen kurzen Blick aus seinen geröteten Augen sowie ein kurzes Nicken und verschwand. Der hat seinen Lieferwagen immer noch nicht zurückbekommen, dachte Dalgliesh, der ihn beobachtete, wie er den Weidenkorb mit dem Inhalt einer Tragtüte belud und die beiden anderen an die Lenkstange hängte. Mrs. Bryson richtete ihr Begrüßungslächeln auf Dalgliesh, enthielt sich aber jeder Bemerkung, denn als Ladenbesitzerin war sie sorgsam darauf bedacht, nicht in den Verdacht einer Klatschbase zu geraten oder sich offen in örtliche Kontroversen einzumischen; Dalgliesh hatte allerdings das Gefühl, daß ihr unausgesprochenes Mitgefühl für Blaney förmlich in der Luft lag, und spürte dunkel, daß sie ihn als Polizisten ein wenig verantwortlich machte, obwohl er nicht genau wußte, warum und wofür. Rikkards oder seine Leute mußten die Dörfler über die Bewohner der Landzunge ausgefragt haben, vor allem über Ryan Blaney. Vielleicht waren sie dabei alles andere als taktvoll gewesen.
    Einige Minuten später hielt er an, um das Tor zu öffnen, das den Durchgang zur Landzunge versperrte. Gleich dahinter saß ein Landstreicher auf der Böschung, die den schmalen Fahrweg von dem mit Schilfgras bewachsenen Deich trennte. Der Mann trug einen Bart und eine karierte Tweedmütze, unter der ihm zwei dicke, graue, mit Gummibändern gehaltene Zöpfe bis auf die Schultern fielen. Er aß einen Apfel, indem er ihn mit einem kurzgriffigen Messer in Scheiben schnitt und sich diese eine nach der anderen in den Mund schob. Die Beine, die mit einer dicken Cordhose bekleidet waren, hatte er lang ausgestreckt – fast so, als wolle er seine schwarz-weiß-grauen Sportschuhe vorzeigen, die so neu waren, daß sie einen krassen Kontrast zu seiner übrigen Kleidung bildeten. Nachdem Dalgliesh

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