Vorsicht, frisch verliebt
kehrte zurück in die Villa, übte mit den Mädchen Lesen und versuchte Jeremy eine Geschichtsstunde zu geben, doch konnte sie sich nicht richtig konzentrieren. Was würde sie tun, nun, da das Sexverbot von Isabel aufgehoben worden war?
Selbst am Abend, als sie und Harry Händchen haltend in Richtung des Bauernhauses liefen, dachte sie noch darüber nach. Sie war ein verwöhntes, reiches Mädchen und hasste jedes moralische Dilemma. Doch ihre Ehe würde nicht funktionieren, wenn sie nicht den Mut fand, sich ihm irgendwann zu stellen.
Als sie das Haus durch die Küchentür betraten, kam sie zu dem Schluss, dies wäre ein guter Augenblick, um ein paar der neuen Fähigkeiten zu testen, die Isabel ihnen vermittelt hatte, und so nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und musterte ihn liebevoll.
»Harry, es gibt da etwas, was ich dir sagen sollte, aber noch nicht sagen will. Ich habe gute Gründe, weshalb ich es nicht möchte, und hätte gern deine Erlaubnis, dir die Information noch eine Zeit lang vorzuenthalten.«
Sie wusste, er bräuchte etwas Zeit, um darüber nachzudenken, und genoss, während sie wartete, den Anblick seines geliebten, vertrauten Gesichts.
»Geht es dabei um Leben oder Tod?«, fragte er schließlich.
Jetzt war sie diejenige, die Zeit brauchte zum Überlegen. »Fast, aber nicht ganz.«
»Ist es etwas, was ich wissen möchte?«
»O ja.«
»Aber du willst es mir nicht sagen.«
»Nein. Noch nicht. Aber bald. Sehr bald.«
Er zog eine seiner Brauen in die Höhe. »Weil ...?«
»Weil ich dich so sehr liebe. Weil ich es liebe, mich mit dir zu unterhalten. Unsere Gespräche sind mir wichtig, und wenn du diese Sache weißt, die ich dir noch nicht erzählen möchte, werden wir womöglich nicht mehr so viel miteinander reden, und ich werde anfangen, wieder zu denken, dass du mich nur meines Aussehens wegen liebst.«
Seine Augen begannen zu leuchten. »Isabel hat das Sexverbot aufgehoben!«
Sie ließ die Hände sinken und stapfte zornig durch den Raum. »Ich hasse offene Kommunikation.«
Lächelnd holte er sie ein, zog sie in seine Arme und küsste sie - während zwischen ihnen das Baby strampelte - zärtlich auf die Stirn. »He, du bist nicht die Einzige, die sich gerne unterhält. Und inzwischen weißt du, dass ich dich auch dann noch lieben würde, wenn du so hässlich wärst wie mein Onkel Walter. Lass uns eine Abmachung treffen: Für jede Minute, die wir nackt verbringen, verbringen wir drei Minuten im Gespräch. Was, so wie ich mich momentan fühle, eine endlos lange Unterhaltung garantiert.«
Sie lächelte nachdenklich. Bereits der Duft seiner Haut brachte ihr Blut in Wallung. Was aber wäre, wenn sie wieder in ihr altes Verhaltensmuster zurückfielen? Sie hatten eine brutale Lektion darin erteilt bekommen, wie schwer eine funktionierende Beziehung am Leben zu erhalten war. Doch eventuell war es tatsächlich an der Zeit, darauf zu vertrauen, dass der feste neue Stoff, aus dem ihre Ehe gewoben war, auch hielt.
»Erst musst du mit mir schmusen«, erklärte sie. »Und zwar vollkommen angezogen. Und es ist verboten, die Hände unterhalb der Gürtellinie zu bewegen.«
»Abgemacht. Und wer als Erstes einknickt, muss dem anderen eine Ganzkörpermassage angedeihen lassen.«
»Okay.« Eine gute Idee. Schließlich liebte sie es, ihn überall zu massieren.
Er packte sie und zog sie auf die Couch vor dem Kamin, doch kaum hatte sie sich an seine Schulter angeschmiegt, als sie auch schon stöhnte. »Ich muss aufs Klo. Ich muss pausenlos aufs Klo. Falls ich je noch einmal davon spreche, schwanger werden zu wollen, setz mich allein auf dem Gipfel irgendeines Berges aus.«
Lachend zog er sie hoch. »Ich werde dich begleiten.«
Als Harry seiner Frau nach oben folgte, fragte er sich, ob er je etwas getan hatte, um jemanden wie Tracy zu verdienen. Ihr Temperament hob sich von seiner Ruhe ab wie Quecksilber von normalem Metall. Er folgte ihr ins Bad und nahm, ohne dass sie dagegen protestierte, auf dem Rand der Wanne Platz. Bis zu Isabel und ihren Listen hatte Tracy nicht gewusst, dass er regelmäßig deshalb unter irgendeinem Vorwand zur selben Zeit wie sie ins Bad ging, weil er die Intimität, die alltägliche Vertrautheit dieses Zusammenseins genoss. Tracy hatte sich vor Lachen beinahe verschluckt, als er versucht hatte, ihr diese. Empfindung zu erklären, doch er wusste, dass sie ihn verstand.
»Lieblingsgemüse?«, fragte sie. Sie hatte nicht vergessen, wie sehr er sie begehrte, und wollte dafür Sorge
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