Vorsicht, frisch verliebt
sich der Frauenmörder in sein Schicksal.
»Es hat eine Weile gedauert, bis er es kapiert hat, aber dann hat er innerhalb von einem Tag gelernt, aufs Töpfchen zu gehen«, prahlte Tracy vor Fabiola, als Ren Connor hinüber ins Badezimmer schleppte. »Ich schätze, nach vier Kindern weiß man einfach, wie man es am besten anstellt.«
Von draußen hörte man Ren schnauben.
Die Stunden vergingen wie im Flug, und zum krönenden Abschluss der wunderbaren Mahlzeit gab es mit Haselnüssen gefüllte Cantucci zusammen mit einem Grappa, der einem in der Kehle brannte, und einem lieblichen Vinsanto. Die Brise, die durch die offenen Flügeltüren wehte, war inzwischen merklich kühler als zu Beginn des Abends, doch Isabel hatte ihren Pullover, als sie am Morgen wieder umgezogen war, in ihrem kleinen Bauernhaus vergessen, und so stand sie auf und tippte Ren, der sich mit Vittorio über die italienische Politik unterhielt, sachte auf die Schulter. »Ich gehe nur schnell rauf und hole mir einen von deinen Pullovern.«
Er nickte geistesabwesend und wandte sich wieder dem Gespräch zu.
Rens Schlafzimmer in der Villa hatte dunkle, schwere Möbel, darunter einen handgeschnitzten Schrank, vergoldete Spiegel und ein Bett mit vier dicken Pfosten. Gestern Nachmittag, als die Familie Briggs einen Ausflug unternommen hatte, hatten sie und Ren eine gestohlene Stunde zwischen genau diesen Pfosten verbracht. Erschaudernd dachte sie darüber nach, ob sie vielleicht allmählich sexbesessen war. Doch sie wusste, eher war sie besessen von Lorenzo Gage.
Sie trat vor die Kommode, entdeckte jedoch aus dem Augenwinkel etwas auf dem Bett, ging hinüber und sah sich den Gegenstand genauer an.
Ren hatte bereits einiges an Wein getrunken, und so ließ er den Grappa aus. Er wollte nämlich nüchtern bleiben, bis er endlich mit Isabel allein war. Er hatte das Gefühl, als ticke über seinem Kopf eine riesengroße Uhr und zähle die ihm noch vergönnte, viel zu kurze Zeit mit dieser wunderbaren Frau. In weniger als einer Woche müsste er nach Rom, und bereits wenig später bräche er die Zelte hier in der Toskana endgültig ab. Er sah sich suchend nach ihr um, erinnerte sich daran, dass sie sich einen Pullover hatte von ihm borgen wollen ...
... sprang von seinem Stuhl und rannte zur Treppe.
Isabel erkannte seine Schritte bereits draußen im Flur. Für einen Mann von seiner Größe hatte er eine erstaunlich gemessene, leichtfüßig-elegante Art zu gehen. Jetzt kam er, die Hände in den Hosentaschen, lässig durch die Tür. »Und, hast du einen Pullover gefunden?«
»Noch nicht.«
»Auf dem Schreibtisch liegt ein grauer.« Er schlenderte über den Teppich. »Es ist der kleinste, den ich habe.«
Sein Drehbuch in den Händen, saß sie auf dem Rand des Bettes. »Wann hast du das bekommen?«
»Vielleicht hättest du lieber doch den blauen Pullover. Das da? Vor ein paar Tagen. Der blaue Pullover ist sauber, den grauen hatte ich schon ein paar Mal an.«
»Du hast mir nichts davon gesagt.«
»Wovon?« Er wühlte in der Schublade herum.
»Davon, dass das Drehbuch inzwischen da ist.«
»Für den Fall, dass du es nicht bemerkt hast - in den letzten Tagen ging hier alles etwas durcheinander.«
»So durcheinander nun auch nicht.«
Er zuckte mit den Schultern, zog einen Pullover aus der Schublade und suchte sofort nach dem nächsten.
Sie strich mit dem Daumen über den Titel seines Drehbuchs. »Warum hast du nichts davon erzählt?«
»Ich hatte zu viel anderes im Kopf.«
»Wir reden ständig miteinander. Trotzdem hast du das Drehbuch mit keinem Wort erwähnt.«
»Ich schätze, dass ich halt nicht daran gedacht habe.«
»Das fällt mir schwer zu glauben, denn ich weiß, wie wichtig es dir ist.«
Ähnlich einer angriffsbereiten Schlange straffte er, wenn auch beinahe unmerklich, seinen Körper. »Ich komme mir vor wie bei einem Verhör.«
»Du hast mir erzählt, wie gespannt du auf dieses Drehbuch bist. Es erscheint mir also lediglich seltsam, dass du kein Sterbenswörtchen verloren hast, dass es hier ist.«
»Mir erscheint das völlig normal. Meine Arbeit geht außer mir niemanden etwas an.«
»Verstehe.« Eben noch hatte sie sich voller Freude an ihr letztes Zusammensein mit ihm erinnert, jetzt fühlte sie sich traurig und ein bisschen billig. Sie war die Frau, mit der er schlief - weder seine Freundin noch seine richtige Geliebte, denn richtige Geliebte teilten mehr als ihre Körper.
Er konnte ihr nicht länger in die Augen sehen. »Du magst
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