Vorsicht, frisch verliebt
von der Hand.«
Sie blickte in Richtung Villa, aber natürlich war Ren nirgendwo zu sehen.
Gegen Ende ihrer Schicht kam Tracy mit vor Aufregung blitzenden Augen zu ihr hinunter in den Garten. »Ich habe gerade bei Giulia angerufen. In drei Tagen können wir in unser neues Haus.«
»Das freut mich.«
»Die langen Trennungen von Harry werden sicher schwer sein, aber wir werden jeden Abend miteinander telefonieren, und wenn er will, kann er achtzehn Stunden am Tag arbeiten, ohne das Gefühl zu haben, schnell heimkommen zu müssen, damit ich nicht wieder sauer auf ihn werde. Und das Allerbeste ist, dass wir ihn, wenn er an den Wochenenden kommt, ganz für uns alleine haben, weil er dann nicht mal sein Handy einschalten will.«
»Ich denke, das ist ein wirklich guter Plan.«
»Wenn der Geburtstermin kommt, bringt er sich seine Arbeit einfach mit. Und die Kinder sind völlig aus dem Häuschen, weil sie nicht zurückmüssen nach Zürich. Sie lernen viel schneller Italienisch als ich und hängen wie die Kletten an Anna und an Marta. Sie werden ja auch noch einen Monat hier sein und Ren noch fast drei Wochen. Ich bin sicher, dass wir hier alle viel glücklicher sein werden als bisher in der Schweiz.«
Drei Wochen. Davon hatte er ihr nichts erzählt. Sie hätte danach fragen können, doch hatte sie gehofft, er würde von sich aus etwas sagen, statt so zu tun, als gäbe es für sie beide keine Zukunft - auch wenn es sie nicht gab. Ren war offensichtlich nicht der Frauenheld, als den die Medien ihn beschrieben, aber anscheinend wurden die verschiedenen Phasen seines Lebens durch die jeweiligen Beziehungen markiert. In ein paar Jahren wäre sie für ihn nichts weiter als seine toskanische Affäre. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, wie verletzlich sie sich dadurch machte, doch hatte sie selbst noch immer nicht herausgefunden, wie es mit ihrem eigenen Leben nach dieser Italienzeit weitergehen sollte.
Tracy hatte aufgehört zu reden und sah sie lächelnd an. »Sie sind der einzige Mensch, den ich je getroffen habe, der bei körperlicher Arbeit vollkommen sauber bleiben kann.«
»Das ist das Ergebnis jahrelanger Übung.«
Tracy winkte in Richtung des Olivenhains, wo Andrea am Ende seiner Schicht mit einem der anderen eine Zigarette rauchte. »Ich habe für nächste Woche einen Termin bei Dr. Feuchte-Träume ausgemacht. Anna meinte, trotz seines Rufs als Playboy wäre er ein wunderbarer Arzt. Und weshalb soll ich nicht ein bisschen Spaß haben, wenn ich schon diese blöde Untersuchung über mich ergehen lassen muss.«
»Apropos Spaß. Ich habe eine gute Neuigkeit für Sie. Ich denke, dass das Sexverbot inzwischen aufgehoben werden kann.«
Tracy rieb sich nachdenklich den Bauch. »Okay.«
Isabel hatte eine andere Reaktion erwartet. »Haben Sie damit irgendein Problem?«
»Nicht wirklich.« Sie kratzte sich unter ihrem Stricktop.
»Aber ... würde es Ihnen was ausmachen, Harry noch nichts davon zu sagen?«
»In Ihrer Ehe geht es um offene Kommunikation, vergessen?«
»Ich weiß, aber - oh, Isabel. Ich liebe unsere Gespräche. Gestern Abend haben wir uns über Wale unterhalten - ohne damit meine derzeitige Figur zu meinen. Wir haben überlegt, wie viele Walarten wir kennen. Dann ging es um die Kinofilme, die uns als Kinder die größte Angst gemacht haben. Er hat mich von diesem Streit erzählen lassen, den ich während meiner Zeit am College mit meiner Zimmergenossin hatte, und der mich nach wie vor unheimlich wütend macht. Und wir haben darüber geredet, dass ich dachte, sein Lieblingseis wäre Schokolade, und dabei ist es Pecannuss. Wir haben sämtliche Geschenke aufgelistet, die wir einander je gemacht haben, und uns ehrlich gesagt, ob sie uns gefallen haben oder nicht. Obwohl ich die ganze Zeit mit zusammengedrückten Knien durch die Gegend laufe, weil ich so gierig auf ihn bin, dass ich es kaum ertrage, will ich die Unterhaltungen nicht aufgeben. Es geht ihm tatsächlich nicht nur um mein Aussehen. Er liebt mich rundum, und zwar genau so, wie ich bin.«
Wieder verspürte Isabel in der Umgebung ihres Herzens einen leichten Stich. Trotz des emotionalen Durcheinanders, das in ihrer Beziehung herrschte, war das, was diese beiden Menschen teilten, unermesslich kostbar. »Ich hebe das Verbot auf«, wiederholte sie. »Und ob Sie es Harry mitteilen oder nicht, machen Sie am besten selbst mit Ihrem Gewissen aus.«
»Super«, meinte Tracy trübsinnig und trottete davon.
Tracy wechselte ein paar Worte mit Dr. Andrea,
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