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Vorsicht, frisch verliebt

Vorsicht, frisch verliebt

Titel: Vorsicht, frisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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vielfach verschrammter Tisch. Rote, blaue und gelbe Keramikfliesen bildeten einen schmalen Spritzschutz über der steinernen Spüle, unter der eine blauweiß karierte Plastikschürze die Wasserleitungen vor dem Auge verbarg. In offenen Regalen standen farbenfrohe Töpferwaren, Körbe und Kupferutensilien, es gab einen altmodischen Gasherd, ein paar wurmstichige Schränke, und in den Garten gelangte man durch eine zweiflügelige Tür aus flaschengrün gestrichenem Holz. Authentischer konnte die Küche eines Bauernhauses in Italien ganz bestimmt nicht sein.
    Die Tür ging auf, und eine Frau von zirka Mitte sechzig kam herein. Sie hatte eine gedrungene Gestalt, teigige Wangen, schwarz gefärbte Haare und kleine blaue Augen. Eilig demonstrierte Isabel ihre profunde Kenntnis der Sprache des Landes, in dem sie sich befand.
    »Buon giorno.«
    Von der sprichwörtlichen Freundlichkeit der Bewohner der Toskana hatte diese Frau anscheinend noch nie etwas gehört. Ein Gartenhandschuh hing aus der Tasche des verwaschenen schwarzen Wollkleids, das sie zusammen mit dicken Nylonstrümpfen und schwarzen Plastiklatschen trug. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, nahm sie eine Rolle Zwirn aus einem der Schränke und verließ schweigend wieder den Raum.
    Isabel folgte ihr in den Garten und blieb dort stehen, um den Anblick der Rückfront des Hauses zu genießen. Es war einfach perfekt. Absolut perfekt. Abgeschiedenheit. Ruhe. Besinnung. Um schließlich mit neuer Kraft zu handeln. Einen besseren Ort konnte es dafür nicht geben.
    Das helle Licht der Morgensonne tauchte die alten Steinmauern des Hauses in ein cremig weiches Beige. Weinreben klammerten sich am Mörtel links und rechts der grünen Fensterläden fest, Efeu umrankte eine Regenrinne, auf dem Dach des Hauses war ein kleiner Taubenschlag befestigt, und silbrige Flechten schimmerten auf den runden Dachpfannen aus Terrakotta.
    Der Hauptteil des Bauernhauses war ein schmuckloses Rechteck, die typische fattoria , wie sie in ihren Reiseführern beschrieben worden war, und irgendwann hatte jemand an einem Ende einen kleinen, eingeschossigen Anbau zugefügt.
    Noch nicht einmal die Nähe der sauertöpfischen Person, die gerade ein Loch in eins der Beete grub, konnte den schattigen Zauber des Gartens schmälern, und allmählich lösten sich die ersten Knoten in Isabels Innerem auf. Der Garten wurde durch eine niedrige Mauer aus den gleichen goldfarbenen Steinen wie das Haus von dem Olivenhain getrennt. Im Schatten einer Magnolie stand ein Holztisch mit einer alten Marmorplatte - der perfekte Ort für eine gemütliche Mahlzeit oder um nur die Landschaft zu genießen -, und näher am Haus stand unter einer von Glyzinen umrankten Pergola eine breite Bank, auf der sich Isabel bereits mit angezogenen Beinen sowie mit Papier und Bleistift sitzen und Pläne zum Wiederaufbau ihres Lebens schmieden sah.
    Kieswege schlängelten sich zwischen den Blumen-, den Gemüse- und den Kräuterbeeten hindurch. Saftgrünes Basilikum, schneeweiße Impatiens, Tomaten und Rosen wuchsen direkt neben den Tontöpfen, aus denen sich ein Meer aus roten und pinkfarbenen Geranien ergoss. Leuchtend orangefarbene Kapuzinerkresse bildete einen herrlichen Kontrast zu den zarten blauen Blüten eines Rosmarinbusches, und eine rote Paprika hob sich leuchtend vom silbrigen Blattwerk einer Salbeipflanze ab. Nach toskanischer Sitte standen links und rechts der Küchentür zwei große, mit Zitronenbäumen bepflanzte Terrakotta-Urnen, und zwei andere Töpfe waren mit leuchtend rosa blühenden Hortensien bestückt.
    Isabel blickte von den Blumen über die Bank unter der Pergola hin zu dem Tisch unter der Magnolie, in dessen Nähe sich zwei Katzen in der Sonne räkelten. Sie sog den warmen Duft der Erde und der Pflanzen in sich ein, und endlich wurde Michaels Stimme in ihrem Kopf durch die Worte eines Gebets ersetzt.
    Auch wenn das düstere Gemurmel der anderen Frau den Frieden unterbrach und das Gebet wieder verflog, flackerte doch ein Hoffnungsschimmer in Isabel auf. Gott hatte ihr das Heilige Land geboten, und nur eine Närrin nähme ein solches Geschenk nicht dankbar an.
    Wesentlich leichteren Herzens fuhr sie in den Ort. Endlich war etwas geschehen, was ihre Verzweiflung milderte. In einem kleinen Lebensmittelladen kaufte sie ein paar Sachen, und als sie zurückkam, spülte die Frau im schwarzen Kleid in der Küche Geschirr, das dort nicht von Isabel zurückgelassen worden war. Die Frau bedachte sie mit einem bösen Blick und

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