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Vorsicht, frisch verliebt

Vorsicht, frisch verliebt

Titel: Vorsicht, frisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Wand hinter sich zu sehen. Sofort stiegen wieder die verhassten Tränen in ihren Augen auf. Tränen um den Verlust ihres bisherigen Lebens und des Mannes, von dem sie gedacht hatte, dass sie ihn liebe. Weshalb nur hatte sie nicht genug Cleverness, Arbeitseifer oder einfach Glück gehabt, um das, was sie hatte, zu behalten? Und vor allem, weshalb hatte sie ihre Seele durch das Zusammensein mit einem italienischen Gigolo beschmutzt, der aussah wie ein psychopathischer Filmstar? Sie versuchte, die Tränen mit einem Morgengebet zu bekämpfen, aber die Göttin war für das Flehen ihrer pflichtvergessenen Tochter offenbar inzwischen taub.
    Die Versuchung, sich die Decke über den Kopf zu ziehen und sich nie wieder zu erheben, war derart groß, dass sie erschrocken ihre Beine über den Rand des Bettes schwang und barfuß über die kalten Fliesen aus dem spartanischen Zimmer in den schmalen Flur trat, an dessen einem Ende sich das Badezimmer fand. Wenn auch klein, war es zumindest relativ modern, also war das Haus entgegen ihrer anfänglichen Furcht vielleicht doch keine totale Ruine.
    Sie badete, hüllte sich in ein Handtuch, kehrte in die dämmrige Zelle der heiligen Märtyrerin zurück und stieg dort in eine graue Hose und ein passendes ärmelloses Top. Dann ging sie hinüber zu den Fenstern, entriegelte die Läden und schob sie entschlossen zurück.
    Ein wahrer Regen aus zitronengelbem Licht strömte durch das Fenster, und geblendet schloss sie kurz die Augen. Dann machte sie sie wieder auf und erblickte zum ersten Mal seit ihrer Ankunft die sanft wogenden Hügel der Toskana.
    »Oh, mein ...« Sie stützte ihre Arme auf den Steinsims und nahm das Mosaik aus rehbraunen, honiggelben und zinngrauen, hier und da von Reihen von Zypressen, die wie ausgestreckte Finger Richtung Himmel wiesen, unterbrochenen Feldern in sich auf. Nirgends gab es Zäune. Die Grenzen zwischen den abgeernteten Weizenfeldern, den Weinbergen und den kleinen Wäldern bestanden aus gewundenen Straßen, Tälern oder folgten schlicht und einfach den Regeln der Natur.
    Dies war eindeutig Bethlehem. Dies war das Heilige Land der Künstler aus der Renaissance. Sie hatten die Landschaft, die sie kannten, als Hintergrund für ihre Madonnen, ihre Engel, ihre Krippen und ihre Schäferszenen ausgewählt. Das Heilige Land ... direkt vor ihrem Fenster.
    Sie spähte erst in die Ferne und studierte anschließend die direkte Umgebung ihres Hauses. Zu ihrer Linken erstreckte sich ein terrassenförmig angelegter Weinberg, und unmittelbar am Rand des Gartens hatte jemand einen Hain aus knorrigen Olivenbäumen angelegt. Um mehr zu sehen, wollte sie hinausgehen, wandte sich vom Fenster ab und blieb, als sie merkte, welche Veränderung das Zimmer durch das hereinströmende Licht erfahren hatte, beinahe ehrfürchtig stehen. Jetzt waren die weiß gekalkten Wände und die dunklen Balken in ihrer Schlichtheit wunderschön, und das einfache Mobiliar verriet mehr über die alten Zeiten als jedes noch so schlaue Buch. Sie wohnte absolut nicht in einer Ruine.
    Sie trat in den Flur und ging die Steintreppe hinab in die untere Etage. Das Wohnzimmer, das sie am Abend kaum eines Blickes gewürdigt hatte, hatte die rauen Wände und die gewölbte Backsteindecke des Stalles, der es früher einmal bestimmt gewesen war. Isabel meinte, sie hätte irgendwo gelesen, die Bewohner von toskanischen Bauernhäusern hätten direkt über ihren Tieren gelebt. Inzwischen hatte jemand einen kleinen, gemütlichen Raum daraus gemacht, ohne dass dadurch die authentische Rustikalität verloren gegangen war.
    Steinerne Bögen, groß genug, als dass die Tiere durchgekommen wären, dienten als Fenster und als Türen. Die rustikalen dunkelblau getünchten Wände waren die echte Version dessen, wofür New Yorks beste Innendekorateure Tausende von Dollar von den Besitzern eleganter Wohnungen verlangten. Der alte Terrakottaboden war durch über ein Jahrhundert der Benutzung glatt geschmirgelt und poliert. Dunkle Holztische und eine Truhe befanden sich an einer Wand, und ein Sessel mit einem dezent geblümten Stoffbezug stand neben einer in Erdfarben bezogenen, leicht durchgesessenen Couch.
    Die Läden, die gestern Abend zu gewesen waren, waren inzwischen geöffnet. Neugierig zu erfahren, welchem guten Geist sie die einladende Helligkeit verdankte, trat Isabel durch eine Bogentür in eine große, sonnendurchflutete Küche.
    In der Mitte des Raums stand ein langer rechteckiger, von einigen Jahrhunderten der Nutzung

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