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Vorsicht, frisch verliebt

Vorsicht, frisch verliebt

Titel: Vorsicht, frisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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in der sie bei einem unfreundlichen jungen Mädchen mit purpurroten Haaren ein Feigentörtchen erstand. Wieder auf der Straße, hob sie den Kopf und betrachtete den Himmel. Die watteweichen weißen Wolken hätte man problemlos auf blaue Flanellpyjamas drucken können. Es war ein wunderschöner Tag, und nicht mal von hundert schlecht gelaunten Italienern ließe sie ihn sich verderben.
    Auf dem Weg die Anhöhe hinauf zum Lebensmittelgeschäft entdeckte sie vor einem kleinen Zeitungsladen einen Ständer mit Ansichtskarten von Weinbergen, ausgedehnten Feldern mit leuchtend gelben Sonnenblumen und verwunschenen kleinen Dörfern. Sie blieb stehen, um ein paar Karten zu erstehen, und sah, dass es auch ein Bild von Michelangelos David, oder zumindest von einem bedeutsamen Teil der Statue, zu kaufen gab. Sie nahm eine der Karten aus dem Ständer und unterzog sowohl die Vorder- als auch die Seitenansicht des marmornen Geschlechtsteils einer eingehenden Betrachtung. Der arme David schien nicht sonderlich gut bestückt gewesen zu sein.
    »Hast du bereits vergessen, wie so etwas aussieht, mein Kind?«
    Sie wirbelte herum und starrte auf die altmodische Brille eines hoch gewachsenen Priesters in einer langen schwarzen Soutane. Er hatte einen ungepflegten dunklen Schnauzbart, aber besonders hässlich machte ihn die gezackte, leuchtend rote Narbe, die die Haut über seinem Wangenknochen derart spannte, dass sie das untere Lid eines seiner silberblauen Augen ein Stück herunterzog.
    Silberblaue Augen, die ihr unangenehm vertraut waren, dachte sie erbost.

7
    Isabel widerstand dem Verlangen, die Karte zurück in den Ständer zu stopfen, und behielt sie stattdessen in der Hand. »Ich habe ihn nur mit etwas verglichen, was ich vor kurzem gesehen habe, und habe dabei festgestellt, dass die Statue wesentlich besser bestückt ist als das von mir begutachtete Original.« Das war natürlich glatt gelogen.
    Die Gläser seiner farblosen Brille spiegelten sich in der Sonne, als er sie lächelnd ansah. »In dem hinteren Ständer gibt es auch ein paar pornografische Kalender, falls dich so etwas interessiert.«
    »Tut es nicht.« Sie schob die Postkarte zurück und marschierte entschlossen weiter die Anhöhe hinauf.
    Er lief neben ihr her und bewegte sich dabei in der langen Soutane, als trüge er sie jeden Tag, aber schließlich war Lorenzo Gage Kostümierungen gewohnt. »Falls du deine Sünden beichten willst, meine Tochter, bin ich ganz Ohr.«
    »Suchen Sie sich gefälligst ein paar kleine Jungen, denen Sie nachstellen können.«
    »Du hast heute Morgen eine wirklich spitze Zunge, Fifi. Diese Beleidigung eines Mannes Gottes kostet dich mindestens hundert Ave Maria.«
    »Ich werde Sie anzeigen, Mr. Gage. Es ist in Italien verboten, sich als Priester zu verkleiden.« Sie entdeckte eine gehetzt wirkende junge Mutter, die ihre Zwillinge aus einem Laden zerrte, und winkte sie zu sich heran. »Signora! Dieser Mann ist gar kein Priester! Es ist der amerikanische Schauspieler Lorenzo Gage.«
    Die Frau bedachte Isabel mit einem Blick, als wäre sie verrückt geworden, schnappte sich ihre Kinder und eilte davon.
    »Prima. Jetzt hast du die Kinder wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens traumatisiert.«
    »Erstens bitte ich Sie, diese plump-vertrauliche Anrede einzustellen, und zweitens: Wenn es nicht verboten ist, sich als Priester zu verkleiden, sollte es das sein. Dieser Schnurrbart sieht aus wie eine auf Ihrer Lippe gestorbene Tarantel. Halten Sie die Narbe nicht auch für etwas übertrieben?«
    »Solange ich mich damit frei bewegen kann, ist mir das völlig egal.«
    »Wenn Sie Ihre Ruhe haben wollen, warum bleiben Sie dann nicht einfach zu Hause?«
    »Weil ich als Nomade auf die Welt gekommen bin.«
    Sie betrachtete ihn näher. »Als ich Sie letztes Mal gesehen habe, waren Sie bewaffnet. Haben Sie zufällig auch irgendwelche Waffen unter der Soutane?«
    »Nicht, wenn man den Sprengstoff nicht mitrechnet, der an meiner Brust klebt.«
    »Den Film habe ich gesehen. Grässlich. Die ganze Szene war doch nur ein Vorwand, unter dem Gewalt verherrlicht wurde und Sie gleichzeitig mit Ihren Muskeln angegeben haben.«
    »Trotzdem hat er hundertfünfzig Millionen eingespielt.«
    »Was meine Theorie über den Geschmack des amerikanischen Publikums wieder einmal bestätigt.«
    »Menschen, die im Glashaus leben, Dr. Favor ...«
    Dann hatte er also herausgefunden, wer sie war.
    Er rückte die Brille auf seiner perfekten Nase zurecht. »Ich interessiere mich nicht

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