Vorsicht, frisch verliebt
Klebeband festgehalten wurde. »Hatten Sie nicht eine ähnliche Verkleidung in dem Film, in dem Sie versucht haben, Cameron Diaz zu vergewaltigen?«
»Ich glaube, ich habe versucht, sie zu ermorden.«
»Ich will sicher nicht kritisch klingen, aber geht einem all der Sadismus nach einer Weile nicht doch ein wenig nahe?«
»Danke, dass Sie sich jeder Kritik enthalten. Und durch den Sadismus bin ich berühmt geworden.«
Sie folgte ihm über den Parkplatz zum Fußweg. Wieder bewegte er sich mit dem rollenden Gang des schwergewichtigen Mannes, was zu funktionieren schien, denn niemand achtete auf ihn. Sie sagte sich, sie sollte die Klappe halten, aber alte Gewohnheiten legte man nun einmal nicht so rasch ab. »Berühmtheit ist Ihnen wohl nach wie vor sehr wichtig. Selbst wenn es Ihnen den Alltag schwer macht, ist es Ihnen wichtig, dass man Sie kennt.«
»Wenn es irgendwo einen Scheinwerfer gibt, stehe ich im Allgemeinen gern in seinem Licht. Und tun Sie nicht so, als wüssten Sie nicht, wovon ich rede.«
»Sie denken, ich hätte das Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen?«
»Haben Sie das etwa nicht?«
»Nur, solange es mir hilft, meine Botschaft rüberzubringen.«
»Natürlich.«
Es war eindeutig, dass er ihr nicht glaubte. Sie fixierte ihn und wusste, sie ließe das Thema besser auf sich beruhen. »Ist das alles, worum es Ihnen in Ihrem Leben geht? Im Mittelpunkt zu stehen?«
»Ersparen Sie mir Ihre Predigt. Ich bin daran nicht interessiert.«
»Ich wollte Ihnen keine Predigt halten.«
»Fifi, Sie leben dafür, Predigten zu halten. Sie brauchen das Predigen wie die Luft zum Atmen.«
»Und das ist für Sie eine Bedrohung?« Sie lief auf dem Kopfsteinpflaster hinter ihm her.
»Alles an Ihnen ist für mich eine Bedrohung.«
»Danke.«
»Das war kein Kompliment.«
»Sie halten mich für selbstgefällig, richtig?«
»Ich habe einen gewissen Hang zur Selbstgefälligkeit an Ihnen bemerkt.«
»Nur, wenn ich mit Ihnen zusammen bin, und dann stelle ich ihn absichtlich zur Schau.« Sie sollte dieses Geplänkel nicht derart genießen.
Sie bogen in eine schmale Straße, die noch älter und malerischer wirkte als die Straßen, durch die sie bisher gelaufen waren. »Sind die vier Ecksteine des positiven Lebens Ihnen vom Herrgott eingeflüstert worden, oder haben Sie sie irgendwo auf einer Grußkarte gelesen?«
»Gott hat diese Erkenntnis in mir wachgerufen, danke, dass Sie fragen.« Sie gab den Versuch, sich herablassend zu geben, ein für alle Mal auf. »Allerdings hat er sie mir nicht eingeflüstert. Als ich ein Kind war, sind wir ständig umgezogen. Dadurch war ich ziemlich einsam, bekam jedoch zugleich Gelegenheit, die Menschen zu beobachten. Als ich älter wurde, habe ich mein Studium durch diverse Hilfsarbeiten finanziert. Ich habe gelesen und die Augen offen gehalten. Ich habe erlebt, wie Menschen erfolgreich waren und wie sie versagten - sowohl in persönlichen Beziehungen als auch in ihren Jobs. Die vier Ecksteine sind der Schluss, den ich aus diesen Betrachtungen gezogen habe.«
»Sicher wurden Sie dadurch nicht über Nacht berühmt.«
»Ich fing an, meine Beobachtungen aufzuschreiben, als ich mit dem Studium anfing.«
»Also für irgendwelche Hausarbeiten oder was?«
»Anfangs ja. Aber das war nach einer Zeit zu wenig, also fasste ich meine Gedanken für ein paar Frauenzeitschriften zusammen, und so wurden schließlich die vier Ecksteine geboren.« Sie sollte nicht so viel reden, aber es tat gut, jemandem von ihrer Arbeit zu erzählen. »Ich hatte angefangen, die Lektionen auf mein eigenes Leben anzuwenden, und mir gefiel was daraus wurde. Mir gefielen die innere Ruhe und die Ausgeglichenheit, die ich nach einiger Zeit empfand. Also habe ich ein paar Diskussionsrunden auf dem Campus organisiert. Sie schienen den Leuten zu helfen, und die Zahl der Teilnehmer wurde zunehmend größer. Schließlich kam auch ein Verleger, und von da an lief fast alles wie von selbst.«
»Sie haben Spaß an Ihrer Arbeit, oder?«
»Ich liebe sie sogar.«
»Dann haben wir doch etwas gemeinsam.«
»Machen Ihnen Ihre fürchterlichen Rollen wirklich Spaß?«
»Sehen Sie, jetzt werden Sie schon wieder gemein.«
»Es fällt mir halt schwer, mir vorzustellen, dass jemand eine Arbeit liebt, in der Gewalt derart glorifiziert wird.«
»Sie vergessen, dass ich am Ende für gewöhnlich sterbe, wodurch meine Filme moralisch geradezu wertvoll werden. Das sollte Ihnen doch gefallen.«
Als sie auf die Piazza kamen, verloren sie
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