Vorsicht, frisch verliebt
breitkrempigen Hut aus naturbelassenem Stroh. Fertig. Sie wünschte, sie hätte nach dem Aufstehen meditieren können, um sich zu beruhigen, doch es war ihr zurzeit nicht möglich.
Obgleich sie den großen Filmstar hatte etwas warten lassen wollen, war sie wie gewohnt pünktlich. Sie stieg resigniert in ihren Wagen und machte sich auf den Weg. Als sie vor der Villa vorfuhr, blickte sie noch einmal in den Spiegel und hätte beim Anblick der frechen, unter der Hutkrempe hervorlugenden Locken am liebsten auf der Stelle kehrtgemacht, um etwas gegen das Durcheinander auf ihrem Kopf zu tun.
Sie bemerkte zwischen den Büschen einen Mann - anscheinend einen schlecht gekleideten Touristen -, und gegen ihren Willen wogte in ihr ein gewisses Mitgefühl mit Gage auf. Trotz seiner gestrigen Verkleidung hatten seine Fans sein Versteck anscheinend längst entdeckt.
Dieser Fan trug ein hässlich kariertes Sporthemd, schlabbrige Shorts, die ihm beinahe bis auf die Knie hingen, und weiße Socken zu dicken, mit Kreppsohlen versehenen Sandalen. Tief in seine Stirn gezogen war eine grelle Baseballkappe, an seinem Hals baumelte ein alter Fotoapparat, und die purpurrote Gürteltasche, die er um den Bauch trug, hing wie eine geschundene Niere von seiner Hüfte herab. Er entdeckte ihren Wagen und watschelte - typisch für übergewichtige, unsportliche Menschen - unbeholfen auf sie zu.
Sie überlegte, was dieser Mensch von ihr wollte, sah ihn sich genauer an und ließ stöhnend ihren Kopf auf das Lenkrad sinken, als der Kerl die Beifahrertür des Wagens aufriss und mit einem gut gelaunten »Morgen, Fifi« grinsend neben ihr Platz nahm.
8
»Ich weigere mich, mich so mit Ihnen in der Öffentlichkeit sehen zu lassen!«
Seine Knie stießen gegen das Armaturenbrett des Panda, als er es sich gemütlich machte. »Glauben Sie mir, dank dieser Verkleidung werden Sie den Tag eher genießen. Ich weiß, es fällt Ihnen schwer zu glauben, dass die Italiener nach meinen Filmen geradezu verrückt sind.«
Sie starrte auf sein abgewracktes Outfit. »Zumindest auf diese Gürteltasche müssen Sie verzichten.«
»Ich kann nicht glauben, dass ich so früh aufgestanden bin, ohne arbeiten zu müssen.« Er lehnte sich auf seinem Sitz zurück und schloss ermattet seine Augen.
»Ich meine es ernst. Die Tasche verschwindet. Mit den weißen Socken und den Sandalen komme ich zurecht, mit dem Ding aber nicht.« Sie sah ihn noch einmal von der Seite an. »Nein, mit den Socken komme ich ebenso wenig zurecht. Die beiden Sachen müssen weg.«
Er gähnte. »Okay, lassen Sie mich überlegen ... wie wird sich die Story in der Zeitung lesen?« Im Tonfall eines Nachrichtensprechers fuhr er fort: »Die kürzlich in Ungnade gefallene Dr. Isabel Favor, die offenbar nicht so weise ist, wie sie die Heerscharen ihrer bisherigen Jünger glauben machen wollte, wurde zusammen mit Lorenzo Gage, Hollywoods dunklem Prinzen des ausschweifenden Lebens, in Volterra, Italien, gesichtet. Die beiden wurden beobachtet, als sie -«
»Ich liebe Ihre Tasche.« Sie legte den ersten Gang ein.
»Und was ist mit den Sandalen und den weißen Socken?«
»Sie entsprechen genau dem derzeit wieder modernen Stil der späten Fünfziger.«
»Hervorragend.« Er kniff die Augen zusammen, nestelte am Reißverschluss seiner Gürteltasche, und sie fragte sich, wie jemand von seiner Größe in einen Maserati passen konnte.
»Was haben Sie eben dort im Gebüsch gemacht?«
Er schob sich eine riesengroße schwarze Sonnenbrille auf die Nase. »Dort hinten steht eine Bank. Ich habe noch ein kurzes Nickerchen eingelegt.« Trotz seines jämmerlichen Tons wirkte er durchaus erholt. »Eine nette Frisur haben Sie heute Morgen. Woher kommen plötzlich all die Locken?«
»Sie sind Folge eines geheimnisvollen Stromausfalls, aufgrund dessen ich auf meinen Föhn verzichten musste. Danke für das heiße Wasser. Kriege ich eventuell auch den Strom zurück?«
»Sie haben keinen Strom?«
»Manchmal passieren die eigenartigsten Dinge.«
»Vielleicht ist es ein Zufall. Anna meinte, sie hätten bereits den ganzen Sommer über Probleme mit dem Wasser gehabt, weshalb sie jetzt anfangen zu graben.«
»Und weshalb ich, wie sie Ihnen sicher erklärt hat, in den Ort ziehen soll.«
»Ich glaube, sie hat etwas Ähnliches erwähnt. Setzen Sie den Hut ab, ja?«
»Ganz bestimmt nicht.«
»Er wird die Blicke der Leute auf uns ziehen. Und außerdem gefallen mir die Locken.«
»Sie ahnen nicht, wie mich das freut.«
»Sie mögen
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