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Vorsicht, frisch verliebt

Vorsicht, frisch verliebt

Titel: Vorsicht, frisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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mit meinen Worten verletzt?«
    Sie merkte, dass er darüber offenbar in keiner allzu großen Sorge war, und versuchte zu entscheiden, ob sie besser ehrlich war oder geschickterweise log. Nun, Ehrlichkeit wäre in diesem Augenblick wohl eindeutig verkehrt. »Ich bin am Boden zerstört«, erwiderte sie. »Und jetzt lassen Sie uns das Museum suchen, bevor ich anfange zu heulen.«
    »Gemein und obendrein sarkastisch.«
    Verglichen mit New Yorks glitzernden Historientempeln war das etruskische Museum Guarnacci ein wenig beeindruckender Bau. Das enge Foyer war schäbig und ein wenig düster, doch als sie mit der Besichtigung des Inhalts der gläsernen Vitrinen im Erdgeschoss begann, sah sie sich einer Großzahl faszinierender Artefakte gegenüber: Waffen, Schmuck, Töpfe, Amulette und Devotionalien aller Art; am faszinierendsten jedoch war die außergewöhnliche Sammlung von Alabasterurnen.
    Sie erinnerte sich daran, in anderen Museen ein paar Urnen ausgestellt gesehen zu haben, hier jedoch kämpften Hunderte von Urnen in den altmodischen Vitrinen um ein Minimum an Platz. Viele der rechteckigen bis zu werkzeugkastengroßen Urnen, die für die Aufbewahrung der Asche Verstorbener entworfen worden waren, hatten Deckel in Gestalt nach hinten gebeugter männlicher oder auch weiblicher Figuren. In die Wände der Gefäße waren mythologische Szenen, aber auch Darstellungen von Schlachten bis hin zu festlichen Banketten eingraviert.
    »Die Etrusker haben keine Schriftstücke hinterlassen«, erklärte Ren, als sie in die obere Etage stiegen, in der sich noch mehr Urnen in den altmodischen Kästen drängten. »Viel von dem, was wir über ihren Alltag wissen, stammt von diesen Reliefs.«
    »Sie sind auf alle Fälle interessanter als die modernen Grabsteine, die wir heute haben.« Vor einer großen Urne, auf deren Deckel sich ein älteres Paar nach hinten beugte, blieb Isabel stehen.
    »Die Urna degli Sposi«, erläuterte Ren. »Eine der berühmtesten Urnen der Welt.«
    Isabel blickte in die runzligen Gesichter der beiden Figuren. »Sie sehen so echt aus. Wenn sie andere Kleider hätten, könnten sie eins der Paare darstellen, die sich heute auf der Straße tummelten.« Als Entstehungsdatum wurde das Jahr 90 vor Christus genannt. »Sie sieht aus, als bete sie ihn an. Es muss eine glückliche Ehe gewesen sein.«
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass es so etwas tatsächlich hin und wieder gibt.«
    »Aber nicht für Sie?« Sie versuchte sich zu erinnern, ob sie irgendwo gelesen hatte, dass er schon einmal verheiratet gewesen war.
    »Garantiert nicht für mich.«
    »Haben Sie es je versucht?«
    »Im Alter von zwanzig. Sie war ein Mädchen, mit dem ich aufgewachsen war. Die Ehe hielt ein Jahr und war von Anfang an eine einzige Katastrophe. Und wie steht es mit Ihnen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube an die Ehe, aber nicht für mich.« Ihre Trennung von Michael hatte sie gezwungen, sich dieser Wahrheit endgültig zu stellen. Nicht Zeitmangel hatte sie an der Planung ihrer Hochzeit gehindert, sondern ihr Unterbewusstsein hatte sie davor gewarnt, dass eine Ehe nicht richtig für sie wäre, selbst mit einem besseren Mann, als Michael Sheridan es war. Sie glaubte nicht, dass alle Ehen so chaotisch waren wie die ihrer Eltern, doch die Ehe war von Natur aus ein gravierender Einschnitt in das persönliche Leben, und sie wäre ohne diesen Einschnitt besser dran.
    Sie schlenderten ins nächste Zimmer, und dort blieb sie so abrupt stehen, dass er von hinten mit ihr zusammenstieß.
    »Was ist das?«, fragte sie, ohne sich auch nur nach ihm umzudrehen.
    Er folgte ihrem Blick. »Das Prunkstück des Museums.«
    In der Mitte des Raumes stand in einer einzelnen gläsernen Vitrine die außergewöhnliche Bronzestatue eines jungen Mannes. Der Akt war zirka sechzig Zentimeter hoch und nur wenige Zentimeter breit.
    »Das ist eins der berühmtesten etruskischen Artefakte der Welt«, erklärte er, als sie sich der Statue langsam näherten. »Ich war achtzehn, als ich die Statue zum letzten Mal gesehen habe, aber ich kann mich an sie noch genau erinnern.«
    »Sie ist wunderschön.«
    »Sie heißt ›Abendschatten‹, Ombra della Sera. Der Grund dafür ist deutlich zu erkennen.«
    »O ja.« Die längliche Form des Jungen erinnerte an den Schatten eines Menschen, der gegen Ende des Tages naturgemäß immer länger wurde. »Sie sieht aus wie ein modernes Kunstwerk.«
    »Sie stammt aus dem dritten Jahrhundert.«
    Gerade durch ihre Schlichtheit wirkte die Statue

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