Vorsicht, heiß!
sondern verwundert und neugierig, sodass sie sich plötzlich wie ein komischer Kauz vorkam. Dass sie kein Liebesleben hatte, war keine bewusste Entscheidung gewesen, sondern eine Notwendigkeit, die sich ergeben hatte. Seit der Gründung ihres kleinen Unternehmens war einfach keine Zeit mehr für eine ernsthafte Beziehung, in der es die entsprechende Innigkeit gegeben hätte. Und ihre Vergangenheit machte die Sache auch nicht gerade leichter.
Alyssa strich sich das Haar hinters Ohr und brachte das Gespräch wieder auf ein unverfängliches Thema. „Wir haben doch Geschäftliches zu besprechen“, erinnerte sie Paulo lächelnd.
„Sie konzentrieren sich wohl immer auf das Wesentliche.“ Wieder schenkte er ihr sein umwerfendes Lächeln. „Das gefällt mir.“
Er umfasste ihren Ellbogen und führte sie in den Mitarbeiterbereich. Das Gefühl seiner glatten Haut auf ihrer ließ ihr Herz so heftig klopfen, dass sie kein Wort herausbrachte. Mit aller Macht versuchte sie, ihre starken Empfindungen und die Erinnerung an den Vortag zu vergessen – leider erfolglos.
Paulo führte sie einen Gang entlang, von dem links und rechts Büros abgingen, das größte davon seins. Beim Durchgang am Ende des Flurs blieb er stehen. „Dieser Raum steht der Veranstaltungsplanerin zur Verfügung.“
Als Alyssa hineinging, verschlug es ihr erneut die Sprache. Der Raum war nicht groß, aber der meisterhaft gearbeitete Kirschholzschreibtisch, die Aktenschränke aus dunklem Holz und der Perserteppich waren einfach wunderschön. Kein Vergleich zu ihrem Esszimmer, in dem sie normalerweise arbeitete. Sie legte ihre Tasche ab, strich sanft mit den Fingern über den Schreibtisch und spürte dabei Paulos Blick auf sich.
„Allerdings hat sie als Festangestellte natürlich ausschließlich für das Samba gearbeitet“, fügte er hinzu.
Stirnrunzelnd sah Alyssa ihn an. „Sie brauchen nicht zu befürchten, dass ich die Privilegien missbrauche, die Sie mir bieten, Mr Domingues. Ich arbeite schließlich professionell.“
„Das gleicht allerdings noch nicht Ihre fehlende Erfahrung aus.“ Eine Weile sahen sie einander schweigend an. Dann fuhr Paulo fort: „Zeigen Sie mir doch mal Ihre Vorschläge für die Geburtstagsfeier der Bürgermeisterin.“
„Gern.“ Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihm das neue, verbesserte Konzept überreichte, an dem sie bis in die Nacht gearbeitet hatte. Sie hatte es auf ihrem Geschäftspapier ausgedruckt und um Hochglanzfotos sowie Skizzen ergänzt. Paulos verblüffter Gesichtsausdruck entschädigte sie für jede Minute verpassten Schlaf.
Ohne seinem Blick auszuweichen, sagte sie in geschäftsmäßigem Ton: „Ich habe auch eine detaillierte Kostenanalyse erstellt, für den Fall, dass die Kundin mein Konzept umsetzen möchte.“ Sie überreichte ihm einen zweiten Hefter.
„Wie haben Sie das alles zustande gebracht?“ Ungläubig betrachtete Paulo sie.
Eins zu null für mich, dachte Alyssa triumphierend. „Ich sagte Ihnen doch, dass ich diese Aufgabe besser erledige als irgendjemand anders, den Sie finden können.“
Er begann, in den Heftern zu blättern. Als es in seinen Augen aufblitzte, wusste sie, dass er die Informationen wiedererkannt hatte. „Wirklich eindrucksvoll“, sagte er und sah sie an.
Das wird dich hoffentlich lehren, mich künftig nicht mehr zu unterschätzen – Südstaatenakzent hin oder her, dachte Alyssa und dankte ihm lächelnd.
„Wie gesagt, ich bin gut darin, kreative Lösungen zu finden.“
Um seinen Mund zuckte es, und einen Moment lang wirkte Paulo, als würde er in lautes Lachen ausbrechen. Stattdessen kam er plötzlich einen Schritt näher – viel näher, als ihr lieb war. Wieder schlug ihr Herz heftig, doch leider stockte ihr der Atem erst, als sie bereits eine betörende Dosis seines Dufts nach Sandelholz, Leidenschaft und Gefahr eingeatmet hatte.
„ Sehr kreativ, das sehe ich. Und Sie haben das Ganze ohne fremde Hilfe hinbekommen?“
Ihr Herz pochte wie wild, aber sie hielt seinem Blick stand. Die Nähe dieses großen Mannes und sein maskuliner Duft brachten sie so durcheinander, dass sie erst nach einer Weile antworten konnte. „Mir hat niemand geholfen“, sagte sie dann.
Paulo beugte sich vor, um etwas von dem Schreibtisch hinter ihr zu nehmen. Als er sie dabei fast berührte und sie seine Augen mit den dichten Brauen und seinen sinnlichen Mund so nahe vor sich sah, musste Alyssa unwillkürlich an die prickelnde Atmosphäre im Aufzug denken.
Dann
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